Teil 6

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Ich sprach mit ruhiger Stimme. Mein Jagdmesser hatte ich immer noch umklammert. „Felix. Beruhige dich und erzähle mir genau, was passiert ist." Felix funkelte mit aus zusammengekniffenen Augen an, rührte sich aber sonst nicht. Verzweiflung überkam mich. Wie konnte ich Felix etwas antun? Er war mein bester Freund! Blitzschnell stach ich zu, genau in Felix' Bauch. Überrascht stolperte er zurück und gab mich frei. Sofort wandte ich mich ab und rannte mit dem blutverschmierten Messer in der Hand die Straße entlang. Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter und meine Schritte stockten. Felix stand bewegungslos da und funkelte mich mit einer Mischung aus Wut, Hass und auch etwas Trauer an.

Ich blickte zu Boden, als Lykaon mich leise ansprach. „Herrin? Was ist mit euch?" „Ist nicht wichtig. Hast du Berichte für mich?" Lykaon brummte. „Leider nein, Herrin. Mir ist nur aufgefallen, dass ihr traurig wirkt. Ich würde euch gern helfen." Ich hob mein immer noch blutverschmiertes Jagdmesser, Schmerz flackerte in meinen Augen auf. Lykaon blinzelte und schien zu verstehen. „Wo seid ihr verletzt, Herrin?" Langsam hob ich den Kopf und entblößte meinen Hals. Lykaon's Blick verfinsterte sich. „Er wollte euch töten", knurrte die Wolfsbestie. Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch meine Seite. Die Wunde war nach dem Gerangel mit Felix wieder aufgeplatzt. Auch mein Arm blutete noch. „Habt ihr ihn auch verletzt, Herrin?", fragte Lykaon. „Ich...ich konnte nicht", gab ich zitternd zu und barg den Kopf in meinen Händen. „Aber ihr habt euch doch irgendwie befreien können, oder?" Unglauben lag in der Stimme des Leutnants. „Die einzige Verletzung, die ich ihm beibringen konnte, war ein Stich in den Bauch. Ich bin weggerannt", schluchzte ich und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Lykaon trat einen Schritt näher. „Herrin, ich kenne jemanden, der euch mit den Wunden helfen könnte. Bitte lasst euch helfen." Ich nickte, obwohl ich nicht richtig zugehört hatte. Kurz darauf entfernte Lykaon sich und ich hob den Kopf. Immer wieder drängte sich Felix' Anblick in meinen Kopf, wie er mir nachgeschaut hatte.

Herrin der BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt