Für den frühen Sommer war es ganz schön warm, erst recht in den Gewächshäusern.
Lucy verstand zwar nicht so ganz die Wissenschaft dahinter, das brauchte sie aber auch nicht, um das festzustellen, während sie Professor Sprout half, die Salbei-Pflanzen umzutopfen.
Eigentlich war sie ja in fast 30 Jahren in der Zukunft viel wärmere Temperaturen gewöhnt. Im vergangenen Jahr war es bisher jedoch nicht oft warm gewesen, geschweige denn heiß. Somit war das für Lucy mal eine willkommene Abwechslung.
Während sie arbeiteten, plauderte Professor Sprout auf ihre wie immer fröhliche Art. "Professor Snape hat mich gebeten diese ganzen Kräuter zu pflanzen. Das Brauen von magischen Tränken mit mehreren Klassen jeden Tag benötigt wohl seine Zutaten."
"Stimmt mit Salbei kann man Gedächtnisstärkungstränke herstellen, meint meine Schwester."
"Da ist es doch, kaum zu glauben, dass Muggel diese Kräuter als Gewürze nutzen oder Tees daraus machen", Professor Sprout schüttelte ungläubig ihren Kopf.
Lucy starrte nachdenklich vor sich hin. Als sie jünger war, hatte ihre Mutter ihr oft Salbei Tee gemacht, wenn sie krank gewesen war. "In anderen Gebieten der Magie ist er auch nützlich. Wahrsagen zum Beispiel."
Professor Sprout wandte sich ab und griff nach einem weiteren Topf. "Ach je, da haben wir ja gar keine Töpfe mehr. Ich gehe noch schnell welche holen."
Sobald Professor Sprout durch die Tür verschwunden war, zwackte Lucy heimlich ein paar Bündel Salbei ab und ließ sie in ihrem Umhang verschwinden.
Jetzt nur noch das Malvenkraut.
Unauffällig sah sie sich um und suchte nach den ausgeprägten, kräftigen Stängeln, die das Erkennungsmerkmal Nummer 1 für Malvenkraut waren, abgesehen von den weißen Blüten. Die aber blühten nur von Juli bis August.
Irgendwie fühlte sie sich schlecht, von ihrer Lieblingslehrerin zu stehlen. Es fühlte sich einfach falsch an, egal wie wichtig das hier war. Aber -nicht um dramatisch zu klingen- irgendwie hing schon ziemlich viel hier dran. Wenn die Zentauren ihnen nicht helfen würden, dann waren sie wieder bei Null angelangt und das konnten sie sich einfach nicht erlauben, nicht wenn die Konstellation immer näher rückte. Deswegen ja auch die Geschenke.
Die Bücher in der Bibliothek hatten die Fähigkeiten der Zentauren bestätigt. Alle besagten, dass sie eine besondere spirituelle 'Verbindung' mit den Planeten und Sternen hatten. Hauptsächlich deuteten sie diese als Zeichen der Zukunft und sahen Dinge, bevor sie überhaupt passierten, aber hey, so kryptisch sie waren und so viel wussten, konnten die Zentauren ihnen bestimmt helfen.
Da die Zentauren anscheinend mysteriöse und stolze Wesen waren, die sich eher nur zu ihresgleichen hielten, waren sich die Schwestern nicht sicher, wie weit sie ohne ein Geschenk kommen würden. Es sollte eine Art von Friedensangebot sein, bevor die Zentauren überhaupt erst wütend werden würden, dass sie in ihr Territorium eingedrungen waren, oder dass sie versuchten, ihnen die Geheimnisse der Sterne zu entlocken.
Sie hatten etwas Nützliches schenken wollen, zu dem die Zentauren nicht nein sagen konnten. Salbei und Malvenkraut waren Kräuter, die oft Teil ihrer Rituale waren, die Zukunft vorherzusehen. Und soweit Lucy es wusste wuchsen die nicht im Verbotenen Wald. Deswegen hofften Lucy und Lyanna darauf, dass die Zentauren ihre Bitte um Hilfe einfach nicht abschlagen konnten.
Da! Da war das Malvenkraut. Dooferweise kam genau in dem Moment Professor Sprout zurück. Verdammt.
"Kann ich noch irgendwie anders helfen, Professor?", wollte Lucy wissen und näherte sich dem Malvenkraut.
Professor Sprout hatte ihr wieder den Rücken zugedreht.
"Zum Beispiel das Malvenkraut gießen?" Flink zog sie ein paar Stängel aus der Erde.
"Oh nein, Miss Evans, das war schon eine große Hilfe. Das Malvenkraut habe ich erst heute Morgen gegossen", sagte sie und dreht sich zu Lucy.
Eilig ließ sie das Malvenkraut ebenfalls schnell unter ihrem Umhang verschwinden.
"Aber müssen Sie nicht langsam auch mal zum Mittagessen?"
"Oh ja, da haben Sie recht." Gespielt in Eile, nahm Lucy ihre Tasche und machte sich auf den Weg.Am Eingang der großen Halle wartete sie. Noch hatte sie ihn nicht gesehen.
Die meisten Schüler trudelten erst jetzt ein, obwohl das Abendessen schon vor einer Weile begonnen hatte. Auch ihre Freunde kamen gerade an. Sie sahen Lucy gar nicht.
Aber Lucy hielt Harry im Vorbeigehen am Arm fest. "Um, kann ich kurz mit dir reden?"
Er sah etwas verwirrt aus, was sie denn nicht mit all ihnen besprechen konnte, so wie Ron und Hermine, aber erwiderte nur: "Sicher. Ich komme dann gleich nach", sagte er an die anderen beiden gewandt.
Die nickten nur und gingen weiter.
"Was gibt's, Lucy?" Er sah erschöpft aus. Sein dunkles Haar war ungebändigter als sonst und es lagen Augenringe unter seinen Augen.
Anstatt ihre eigentliche Frage zu stellen, fragte sie jetzt: "Was ist denn mit dir los? Du siehst gerade echt nicht gut aus."
Er sah sich kurz um. "Es ist nur wegen dem Stein. Mit Voldemort da draußen, befürchte ich, dass er ihn holen wird."
"Wohl kaum", versuchte Lucy, ihn zu beruhigen. "Hallo? Wir sind in Hogwarts! Schon seit Tag eins wird uns gepredigt, wie sicher dieses Schloss ist. Und das scheint, wirklich jeder zu denken. Abgesehen davon haben wir Dumbledore. Er wird von seiner Schokofroschkarte als einer der größten Zauberer der Neuzeit bezeichnet. Und was auf einer Schokofroschkarte steht, kannst du ja wohl nur glauben schenken."
Harry unterdrückte ein Lachen. "Du hast ja recht. Ich sollte mir wirklich darüber nicht so den Kopf zerbrechen." Er schüttelte den Kopf. "Also, was gibt's von deiner Seite?"
Lucy seufzte. Sie senkte ihre Stimme: "Ich brauche den Tarnumhang, heute."
Er schaute siebskeptisch an. "Wofür denn?"
"Das brauchst du, jetzt erst einmal nicht zu wissen. Bitte vertrau mir einfach, dass ich damit nichts schlimmes machen würde."
Da Harry noch nicht überzeugt schien, redete Lucy weiter auf ihn ein: "Komm schon Harry. Wir haben schon so viel zusammen dieses Schuljahr erlebt. Wir haben einen Troll besiegt, Snape und seine Unfairness bekämpft -zumindestens manchmal- und bösartige Hausaufgaben bezwungen."
Die Dramatik in ihrem Tonfall entlockte Harry jetzt belustigtes Schnauben. "Na gut, ich vertraue dir."
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Through The Ages - A Harry Potter Story
Roman d'amourDer Sommer der ihr Leben verändern würde, der eine Sommer von dem sie immer geträumt haben. Ein Urlaub in London. Sie hätten wissen sollen, dass im Leben nichts so kommt wie man es sich vorstellt. Nicht im Ansatz. alle Urheberrechte sind der Erschaf...