Der Anfang vom Ende

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Ein Surren weckte Vanessa mitten in der Nacht. Ein kurzer Blick auf das Handy verriet, dass es kurz nach halb 5 Uhr morgens war. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich die Unerschrockene ihr geschwollenes Handgelenk. Wie sie diese Gelsen hasste! Trotz des Insektengitters kamen diese Viecher immer in ihr Zimmer und immer war sie es, die sie als Opfer auswählten. Leons Blut war wohl ungenießbar, dachte sich die Enkelin von Oma Schrecklich und musste sich ein Grinsen verkneifen. In diesem Moment fiel ihr Blick auf Besagten, der ruhig atmend neben ihr lag, mit einem seligen Grinsen im Gesicht. Und wüsste Vanessa nicht, dass er nur wegen ihr so schief lächelte, hätte sie ihm vermutlich eine rein gehauen, so dämlich sah er dabei aus. Aber so drehte sie sich zu ihm und legte die Hand auf seine Brust. Wie gern spürte sie sein Herz schlagen, wie schön war es, ihn leben zu sehen.
Vanessa lies die letzten Wochen mit Leon Revue passieren. So vieles war geschehen. So viel Schönes, Unbegreifliches, Unbeschreibliches.
Als sie sich mit ihm wegen eines bescheuerten Sitzplatzes auf dem Hinflug nach Australien stritt.
Als sie so tat als wäre es ihr egal dass die Zimmer ausgelost werden würden, obwohl sie genau wusste, wohin sie wollte.
Als sie Leon im Zimmer überraschte und ihr vor Peinlichkeit das ganze Blut ins Gesicht schoss.
Als er seine Gitarre auspackte und diese wunderschönen Lieder spielte.
Dieses kleine Feuerwerk in ihrem Herz, als sie erkannte, dass ein Bild von ihr in seinem Portemonnaie klebte.
Dieses Riesenfeuerwerk in jeder Faser ihres Körpers, als sie sich am Balkon ihres Zimmers küssten.
Dieses Aufflattern der Schmetterlinge in ihrem Bauch, als Lukas ihr gestern von seinem Gespräch mit Leon erzählte. Dieses Lächeln in den Augen, mit denen sie sich gleich darauf suchend nach ihm umgeschaut hatte, um kurz darauf zu merken, dass er die ganze Zeit neben ihr stand...
Es gab so viele Augenblicke – allein in den letzten Tagen – weshalb Vanessa bewusst wurde, dass sie ihn jeden Tag mehr liebte.
Als sie sich dann an die schlechteren Dinge erinnerte, erlosch ihr Lächeln langsam. Auch wenn sie sich mittlerweile vollkommen sicher war, dass Leon sie liebte, hatte sie gewisse Zweifel, die wohl jeder Verliebte nach einiger Zeit hatte. Kein Zweifel, ob er der Richtige war. Sondern ob er sie wirklich so mochte, wie sie war. Dabei dachte sie an den Streit während des Beachvolleyballturniers. Er hatte sie beschimpft, angeschrien, obwohl Vanessa ihm nachgelaufen war und versuchte hatte, äußerst verständnisvoll zu sein. Sie nahm sich vor, ihn auf jeden Fall am nächsten Morgen darauf anzusprechen, damit sie wirklich Gewissheit hatte, und schlief schnell wieder ein.

Als sie etwa 5 Stunden später wieder aufwachte, war Leon bereits verschwunden. Enttäuscht rappelte sich die Unerschrockene auf und streckte sich. In dem Moment klopfte es an ihrer Tür und Lukas kam ohne abzuwarten herein. Das hatte er früher auch immer gemacht und Vanessa damit aufgezogen, wenn er sie beim Lesen von irgendwelchen Mädchenzeitschriften erwischte.
„Wunderschönen guten Morgen mein Schwesterherz", säuselte er und setzte sich an ihren Bettrand. Vani grinste und schwang die Beine aus dem Bett, so dass sie neben ihm saß. Ihr großer Bruder legte einen Arm um sie und fragte unschuldig: „Na, hast du gut geschlafen?" Seine Schwester ließ sich mit der Antwort viel Zeit und nickte schließlich, als sie ein Gähnen unterdrückte. Lukas grinste wissend und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, bevor er aufstand und die Rollladen hoch lies. Vanessa blinzelte der Sonne entgegen und fragte müde: „Weißt du, wo Leon ist?". „Der ist nach Hause, muss seinem Dad in der Eisdiele helfen", kam sie prompte Antwort. Missmutig stand Vanessa auf und ging ins Bad. Dass sich Leon nicht mal von ihr verabschiedet hatte, machte sie ein wenig traurig, aber sie wollte sich diesen schönen Tag nicht unnötig zerstören. Also beschloss sie, etwas mit Lukas zu unternehmen und Leon am Nachmittag zu besuchen. Auch wenn sie noch so sehr an Leon hing, sollte sie nicht zu abhängig von ihm werden, das wusste sie. Aber dafür war es wohl schon zu spät, dachte sie grinsend.

Erst am späten Abend trafen sich Leon und Vanessa dann auf Camelot. Das Baumhaus sah inzwischen sehr mitgenommen aus und verdiente auf jeden Fall einen Neuanstrich, sowie ein paar neue Bretter.
Das Anführerpaar saß nebeneinander auf der Brücke und starrte auf den kleinen Teich, der unter ihnen lag. Als Leon nach Minuten noch immer nichts sagte, durchbrach Vanessa schließlich die Stille: „Es war echt schön gestern". Sie sprach sehr leise, was Leon eine angenehme Gänsehaut bescherte.
Er nickte nur und lächelte sie leicht an. Dass sie glücklich war, machte ihn selbst auch irgendwie glücklich. Als sie seine Hand nahm und vorsichtig drückte, meinte er flüsternd: „Ich hätte so gern noch den Morgen mit dir genossen, aber Dad brauchte mich wirklich". „Schon okay, wirklich. Ich hoffe nur, dafür bekomme ich ein Eis", sagte sie vollkommen ernst. Leon blickte sie schnell an und versprach: „Das größte und beste überhaupt bekommst du". Vanessa lächelte ihn an und spürte ein Kribbeln im Bauch, als er sie vorsichtig küsste. „Leon, ich möchte, dass du ganz ehrlich zu mir bist. Nerve ich dich manchmal?", fragte sie ihn danach zaghaft, aber ohne Vorwarnung. Leons Lächeln erlosch und er schaute weg von ihr. Er brauchte ein paar Sekunden, um irgendwelche Worte zu finden. „Vanessa...", fing er an. „Ich liebe dich. Das heißt doch ich mag alles an dir. Nerven ist das falsche Wort, du kannst mich eben manchmal sehr...aufregen. Aber du nervst mich doch nicht, ich finde es gut, dass du mich so zähmst". Er grinste bei den letzten Worten und Vanessa wusste sofort, was er meinte. Deshalb war er nicht mehr der egoistische, verbissene, machohafte Anführer von früher. Sie hatte ihn verändert. Nur wegen ihr hatte er sich zum Besseren geändert. Vanessa wusste, dass sie das Thema nicht weiter besprechen mussten. Es fiel ihm zwar immer noch schwer, über Gefühle zu reden, aber er tat es, und das machte sie sehr stolz. Sie dachte wieder an den letzten Sommer, der schöner nicht hätte sein können und flüsterte „Ich liebe dich auch".
Als sie sich schließlich auf den Heimweg begaben und dabei die anderen trafen, ahnte keiner – nicht einer der Kerle, außer vielleicht Marlon – was ihnen noch bevorstand und wie wichtig diese letzten Worte waren.

Was die Zukunft mit Vanessa und Leon vorhatte, wusste noch niemand. Ebenso wenig, wie es mit Marlon und den anderen Kerlen weitergehen würde. Ob es da draußen eine Vorbestimmung für jeden von ihnen gab, oder jeder tatsächlich seinen eigenen Weg finden musste. Ob die Liebe der Anführer wirklich für immer hielt und ob es die wilden Kerle überhaupt in Zukunft noch so geben würde, wie wir sie kennen...

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So das war sie, eine meiner ersten Fanfictions. 

Ich hoffe, ihr hattet Spaß!

Die Fortsetzung folgt die Tage, ich packe euch dann nen Link hier rein. 

Alles Liebe an Euch alle,

Eure Kathi

Leonessa - Firework | Die Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt