Die allerersten Sonnenstrahlen weckten Vanessa. Sie war einer der Menschen, bei denen die Nase zu kitzeln anfing, sobald Sonne darauf fiel. Sie musste sich die Augen lange reiben, um nicht wieder einzuschlafen. Der Gedanke an letzte Nacht ließ sie unwillkürlich lächeln. Leon und sie hatten noch lange geredet, er hatte wieder ein paar Songs auf seiner Gitarre gespielt und mit deren wundervollem Klang war sie eingeschlafen.
Als sie ihren Kopf auf die Seite drehte, um ihren Freund zu wecken, stellte sie verblüfft fest, dass dieser nicht mehr im Bett lag. Er hatte es sogar ordentlich gemacht. Vanessa richtete sich auf und sah sich im Zimmer um. Leon hatte ordentlich aufgeräumt. Das war doch gar nicht seine Art.
In diesem Moment wurde die Türe geöffnet und ein schick gekleideter Leon kam herein. In den Händen hatte er ein Tablett. Viel konnte Vanessa darauf noch nicht erkennen, außer einer Vase, in der eine gelbe Rose stand. „Guten Morgen", flüsterte Leon sanft und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Grinsend schloss sie die Augen und noch bevor ihr ein „Morgen" von den Lippen wich, hatte er ihr schon seine zarten Lippen aufgedrückt. Der Kuss schien für beide ewig zu dauern, doch als sie sich schließlich lösten, deutete Vanessa auf das Tablett, welches Leon auf dem Nachttisch abgestellt hatte. Nun war darauf mehr zu erkennen. Der Anführer hatte sich richtig Mühe gegeben, fand sie. Doch bevor sie sich über das Essen hermachten, zog Vanessa die Rose aus der Vase, drehte sie einmal und roch daran. „Du kennst meine Lieblingsfarbe", stellte sie verblüfft fest.
Leon verdrehte kurz die Augen und kam ihr näher. „Ich denke, ich weiß so ziemlich alles über dich".
„Daaaas denke ich nicht", wiedersprach sie sofort. „Oh doch" „Nein" „Doch Vanessa" „Nein Le-". Und wieder folgte ein Kuss, der dieses Mal noch länger andauerte, denn er wollte verhindern, dass seine Freundin nachher wieder zu zanken anfing. Dies gelang ihm auch, denn als er die Berührung löste, hatte Vanessa einen derart verliebten, benebelten Blick in den Augen, dass sie ihn gleich nochmal küsste.
Am Strand war es an diesem Tag besonders windig, somit auch kühl und für die Badenden eine große Sonnenbrandgefahr. So kam es auch, dass man zu Mittag keine Menschenseele draußen sah und am späten Nachmittag nur wenige, allerdings mit Hüten und haufenweise Sonnencreme bewaffnet.
Klette und Nerv versuchten, Ragnarök aus Sand nachzubauen, doch Markus und Joschka übersahen bei ihrer Wasserpistolenschlacht das Gebilde und zerstörten es unabsichtlich. Daraufhin ergab sich eine riesige Wasserschlacht, in dessen Tumult sich auch die Unerschrockene stürzte und dabei ihre Gegner beinhart „betonierte", wie Maxi es lustigerweise ausgedrückt hatte. Leon jedoch beobachtete den Kampf in Badeshorts und langem Shirt. Er war sehr empfindlich, was Sonnenbrände anging, und wollte auf keinen Fall einen weiteren riskieren. Dies war auch der Grund, weshalb er allein und abseits im Schatten einer Palme saß. Gerade hatte sich Vanessa mit Joschka angelegt, was für ihn ziemlich in die Hose ging oder besser gesagt ins Wasser fiel. Einen Moment lang hatte die Unerschrockene nichts zu tun und blickte sich suchend nach ihrem Freund um. Als sie ihn entdeckte, begann sie zu strahlen und warf ihm eine Kusshand zu. Leon lächelte glücklich zurück. Er fand sie wunderschön. Doch schon bereute Vanessa es, dass sie 5 Sekunden nicht aufgepasst hatte und wurde von der Meute mitgezogen.
Maxi und Raban, die sich gerade neben ihn geworfen hatten, diskutierten darüber, ob die Elektronen eines Elements Einfluss auf die Atommasse hatten oder nicht. Chemie war eindeutig nicht Leons Fachgebiet, also schnappte er sich sein Handy und filmte die Wasserkatastrophe.
Als er schon fast am einnicken war, hörte er Raban plötzlich belustig rufen: „Haha, guck mal, Nessi hat das Oberteil verlorn". Erschrocken und interessiert zugleich riss Leon die Augen auf und sah tatsächlich, wie sich seine Freundin – den männlichen Badegästen ausgeliefert – hilflos die Arme vor ihre weibliche Zone hielt. Klette, die die Unerschrockene wohl am besten verstehen und bemitleiden konnte, tauchte bereits nach dem verschwundenen Kleidungsstück und der Rest der Jungs amüsierte sich köstlich.
Doch so ein Typ war Leon nicht. Schnell rannte er ins knietiefe Wasser, in das sich Vanessa hatte fallen lassen. Er musste zwar kurz schmunzeln, und wollte schon einen blöden Spruch lassen, als er merkte, wie peinlich die Situation doch auch für ihn war. Ohne lang zu überlegen, zog er sein Shirt aus und gab es Vanessa, die es dankbar annahm. Als Leon Klettes entschuldigenden Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass sie das Bikinioberteil noch nicht gefunden hatte. Mit einem Seitenblick erkannte er Markus, der sich schleunigst aus dem Staub machte. Der Übeltäter und Verantwortliche für das kleine Desaster war anscheinend er. Gott sei Dank hatte Leon sich vorhin für das schwarze Shirt entschieden, und nicht das weiße anbehalten, sonst würde man wohl einiges durchsehen. Bei dem Gedanken wurde er knallrot. Markus war es auch, der ihm geraten hatte, das weiße zu nehmen, da weiß kühler war, doch sturköpfig, wie wir Leon kennen, wollte er das dunkle.
„Dieser verflixte Fuchs". Er biss sich auf die Lippen. Er brachte Vanessa zurück in ihr Zimmer, wo sie sich umzog und rannte danach zu Markus' Zimmer. Abgeschlossen. War ja klar. „Markus! Mach sofort die Tür auf!", rief der Slalomdribbler aufgebracht. Hinter der Tür war ein fieses Lachen zu hörn. „Niemals Leon, ich will noch nicht sterben" „Das wirst du aber, wenn du nicht sofort aufmachst". Leon wurde mit jedem Wort lauten und zugleich langsamer. Doch als er von drinnen nichts mehr wahrnahm, überlegte er es sich anders, und gab vor, fürs erste aufzugeben. Gespielt maulend verzog er sich nach draußen, wo er aber sofort zur Garage lief, die Leiter holte, und mit deren Hilfe Markus überraschte.
Euch zu erzählen, wie das Ganze ausgegangen ist, ist wohl etwas überflüssig, jedenfalls konnte man sagen, dass Markus sich den ganzen Tag nicht mehr aus dem Zimmer trauen würde, und Leon nicht gewaltsam vorgegangen war, obwohl er eigentlich schon keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, immerhin ging es um SEINE Freundin.
Das Abendessen verlief an diesem Tag ziemlich ruhig. Entweder das lag daran, dass nur das Anführerpaar daran teilnahm, oder dass sich keiner traute, mit Leon gemeinsam zu Essen. Wahrscheinlich hingen diese Beiden Begründungen auch zusammen...
„Ach, mir hast du oben ohne gefallen, auch wenn ich dich gerne von vorne gesehen hätte", stichelte Leon Vanessa an, als sie die Treppe nach oben gingen, und Vanessa aus schlechtem Gewissen, jedem Kerl einzeln das Essen aufs Zimmer brachte, da sie an diesem Abend ziemlichen Respekt vor Leon hatten.
Vanessa biss sich auf die Lippen. Sie war nicht sicher, ob das nur eine billige Anmache war, oder ein ernst gemeintes Kompliment. Also antwortete sie locker mit: „Wirst du bestimmt auch mal"
Während sie weiter in Richtung Zimmer ging, blieb Leon mit offenem Mund stehen. Mit so einer schlagfertigen Antwort hatte er selbst bei seiner Vanessa nicht gerechnet. Aber gefallen hatte sie ihm auf jeden Fall...
Doch im Zimmer blieb der heiß ersehnte Anblick noch aus. Vanessa schnappte sich sofort den Laptop und begann, Mails zu checken, zu chatten und zu skypen. Leon saß gelangweilt daneben und hatte den Kopf auf ihre Schulter gelegt, sodass er ihr gut zusehen konnte. Als sie mit Juli skypte, mischte er sich natürlich ständig ein, was den beiden nicht so passte, obwohl er auch Julis Freund war.
Als Vanessa kurz im Bad verschwand, nutzte Leon die Gelegenheit zur Beschlagnahmung des Laptops.
Er sah, dass sie Facebook noch offen hatte und angemeldet war. Eigentlich wusste er, dass es falsch war, ihr nachzuspionieren, doch als er sah, wie viele andere Jungs sie anhimmelten, stieg die Eifersucht in ihm hoch. Vanessa schrieb zwar fast keinem zurück, aber wenn, dann machte sie es deutlich, dass sie vergeben war. Dies beruhigte Leon schon ziemlich, aber der Gedanke, seine Vanessa an irgendeinen reichen Schnösel oder billigen Schleimer zu verlieren machte ihn rasend.
Als er Schritte hörte, stellte er das Notebook schnell wieder beiseite. Sie sollte nicht wissen, was er getan hatte. Er wusste doch, dass er es nicht hätte tun sollen. Er vertraute ihr komplett. Aber diesen Kerlen kein bisschen...
Vanessa betrat das Zimmer. Irgendetwas war anders. Leon lächelte so komisch. „Was hast du angestellt?", war ihre erste Frage. „Nüüüchts", grinste ihr Freund unschuldig. Sie krabbelte zu ihm und küsste ihn kurz. Für Leon war es viel zu kurz, doch er wollte nicht meckern. Einen Moment lang dachte er schon, Vanessa würde kuscheln wollen, doch anscheinend wartete sie nur darauf, dass er ihr verriet, was er getan hatte. Aber er schwieg eisern und zog sie zu sich.
Vanessa schloss die Augen, als sie auf seiner Brust lag. Sie hatten nicht viele Momente nur für sich.
Eigentlich würde sie gerne mehr Zeit mit Leon allein verbringen, aber andererseits würde ihm das bestimmt zu kitschig und anhänglich scheinen. Manchmal wünschte sie sich, dass Leon einfach-
Pieeep....Pieeep...Pieeep...Pieeep.
„Eingehender Videoanruf von Andreas72", las Leon vor. „Wer ist das denn?" fragte er etwas beunruhigt. „Eifersüchtig?", wollte Vanessa grinsend wissen, und hob den Kopf. Er schnappte empört nach Luft. „Pah, auf den doch nicht". Er verschränkte die Arme vor der Brust, sodass sie zurückweichen musste. Anfangs war sie überrascht, doch dann wurde ihr Blick zärtlich. Sie rückte ganz nah an ihn ran und küsste ihn sanft. „Dazu hast du auch üüüberhaupt keinen Grund. Das ist nämlich mein Dad. Und wenns dir nichts ausmacht...ich würde gern kurz alleine mit ihm reden..."
Leon lächelte zufrieden und verschwand aus dem Zimmer.
Aus der kurzen Zeit, die Vanessa brauchen wollte, wurde eine sehr lange, und somit verbrachte Leon die Zeit draußen in der Hängematte.
Er döste so vor sich hin, als er plötzlich einen Wagen hörte. Kurz darauf waren Schritte zu vernehmen. Offenbar war Lukas von der Arbeit zurück. Sein Verdacht bestätigte sich, als er die Augen öffnete. „Hey Leon", sagte er erschöpft. „Hallo", entgegnete der Anführer. Lukas ging geradewegs in die Küche, holte sich eine Flasche Mineral, einen Apfel und Hanteln. Er setzte sich neben Leon auf die Bank und begann, seine Armmuskeln zu trainieren. Der Anführer schaute ihm dabei lange zu und fragte schließlich: „Du kennst doch Vanessa ganz gut?" „Anzunehmen, immerhin ist sie meine kleine Schwester", lächelte der Blonde. „Denkst du, sie steht mehr auf durchtrainierte Jungs?", fragte er vorsichtig.
Lukas dachte kurz nach und antwortete: „Welche Frau tut das nicht?" Als er Leons Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: „Ach, dich mag sie doch so wie du bist. Ich denke nicht, dass sie will, dass du dich irgendwie veränderst." Leon lächelte leicht.
„Außerdem", fuhr der Bruder seiner Freundin fort. „Außerdem hat sie doch gar keine Vorschriften was Jungs angeht. Sie sagt nicht: Ich mag nur Jungs mit blauen Augen oder sowas. Sie hat..." Er suchte nach den passenden Wörtern. „..keinen festgelegten Typen, verstehst du? Und du bist doch schon mit ihr zusammen. Warum also sollte sie sich für andere Kerle interessieren?" Leon zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, war auch nur so ein Gedanke".
Nach einer kurzen Pause fragte der ältere: „Wie läufts eigentlich?" „Wie, was denn? Ach so zwischen Vanessa und mir? Also ok, ich meine, sie ist klasse", stammelte Leon zusammen.
„Wie weit seit ihr denn schon?" fragte Lukas grinsend weiter. „Ähhh du meinst...ob wir..." Er wurde rot und blickte auf den Boden. Lukas hörte auf mit dem Training und setzte sich zu Leon in die Hängematte. „Hast du schon mit ihr geschlafen?" „Geschlafen? Nicht so richtig...also nein, eigentlich nicht. Aber so richtig zusammen sind wir ja auch noch nicht lange." „Und...willst du?" „Ja, schon irgendwie. Also ich würde sie nie zu irgendwas zwingen oder überreden aber ich möchte schon mal."
„Bald?", fragte Lukas weiter. „Eigentlich habe ich darüber noch nicht so wirklich nachgedacht", gab Leon zu. Der Blonde nickte beeindruckt. „Also nur damit du's weißt, ich will ihr wirklich nie wehtun oder so und ich will auch nur dann, wenn sie will. Und ich will es auch nicht nur für mich, also, du weißt schon, sondern damit ich ihr nahe sein kann. So nah wie überhaupt nur möglich. Und weil...ich sie einfach glücklich machen und sehen will." Lukas grinste: „Ich schätze, einen besseren Freund als dich hätte meine Kleine wohl nicht kriegen können. Jemand, der wirklich nur das Beste für sie will"
„Danke Lukas. Meinst du eigentlich, ich sollte mal mit ihr drüber reden? Oder könnte sie es falsch verstehen, wenn ich vom Sex anfange?" „Quatsch, ich bin sicher, sie weiß wie du tickst. Klar, redet, na los, geh schon zu ihr" Leon grinste. „Okay. Danke nochmal." „Kein Problem."
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Leonessa - Firework | Die Wilden Kerle
RomansaDie wilden Kerle haben die Silberlichten besiegt und den Freestyle-Soccer-Contest gewonnen. Doch wie geht es jetzt mit dem Anführer und seiner Freundin weiter? Will Vanessa etwa doch Maxi? Und was denkt Vanessa überhaupt über die Beziehung zwischen...