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Kapitel 20

Enrico

Super, jetzt werden sie wissen, dass jeder von uns weiß, dass die beiden Jungs zu Wyatt Malone gehören. Das ist der Punkt, warum man den beiden nichts sagt. Paige ist wie ein Vulkan, wenn er erstmal droht in die Luft zu gehen, dann sprießt die bitterlichste Ehrlichkeit aus ihr raus. Ich weiß nicht, was dort auf dem Klo vorgefallen ist, und hier ist auch nicht der richtige Zeitpunkt es zu erfahren. Wir müssen den Abend hinter uns bringen und sehen, was wir jetzt weiter machen.

Die Nachspeise war köstlich und ich konnte sogar Paige dazu bringen, wenigstens das zu essen. Die Auktion ist im vollen Gange, hier und da bieten wir mit, um den Preis in die Höhe zu bringen. Aber ich bekomme das alles nur am Rand mit, denn mein Kopf arbeitet auf Hochtouren, was Wyatt Malone betrifft. Ich sehe ihn jedes Mal, wie er Paige hasserfüllt anschaut, und am liebsten würde ich zu ihm herübergehen und ihm seine Zähne ausschlagen, aber das würde in eine voll Katastrophe enden. Also ringe ich mit mir, selbst um auf diesen verdammten Stuhl sitzen zu bleiben.

Nach der Auktion, klopft Big Joe mir auf die Schultern. »Darf ich deine Prinzessin für ein Tanz entführen?«, fragt er mich. Ich schaue zu Paige, sie lächelt mir zu. Obwohl sich alles in mir sträubt, weil ich nicht will, dass er sie mit seinen Händen anfasst, ist er ein wichtiger Verbündeter von uns. »Da musst du die Prinzessin fragen, ob sie mit dir Tanzen möchte.« Sein grinsen wird noch breiter. Er streckt ihr seine Hand aus. »Darf ich um den Tanz bitten?« Paige legt ihre zarte Hand in seine und lächelt ihm zu, dann steht sie mit ihm auf und beide verschwinden auf der Tanzfläche. Ethan lacht auf. »Wie viel Überwindung kostet es, dich grade sie ihm nicht wieder zu entreißen?«, fragt er. Ich winke mit der Hand ab. Was ihn noch mehr zum Lachen bringt. Er weiß aus was für einem Grund ich es zugelassen habe. Joe ist in der Geldwäsche ein großer Mann und uns kommt es nur zu gute, wenn wir ihn als verbündeten haben.

Die Band beendet das Lied und ich warte schon, dass sie mit Joe wiederkommt, aber Joe kommt alleine auf uns zu. Ich setze mich sofort grade hin und auch Ethans Augen huschen von einem zum anderen Punkt. »Wo ist sie?«, frage ich und muss mich wirklich zusammenreißen ihm nicht die Kehle durchzuschneiden. Joe grinst. »Da war ein Typ. Er sagt, er geht mit ihr zur Uni und möchte ein Tanz mit ihr. Sie wirkten so auf mich, dass sie sich kennen. Enrico ihr passiert hier nichts.« Er muss die Panik in meinem Gesicht erkennen aber er weiß anscheinend nicht, wer der Typ ist. Ethan hebt die Hand und sofort stürmen Luca und Victor los. Auch ich mische mich unter die Tanzenden. Sie ist nicht hier. Das Gebäude ist riesig, aber sie können doch nicht weit gekommen sein. Ich gehe, Richtung Toiletten öffne jede Tür, die mir über den wegläuft. Ethan kommt mir entgegen dicht hinter ihm Sky. Wir bleiben vor einer Tür stehen, leise höre ich jemanden Fluchen. Ohne zu zögern, öffne ich sie.

Erschrocken dreht der Typ sein Kopf zu mir herüber. »Nimm deine Finger von ihr weg. Ethan hätte dir wirklich auf der Uni die Birne wegpusten sollen.« Er tritt sofort, einen schritt von ihr weg. »Ich wollte nur mit ihr reden, mehr nicht.« Paige kommt auf mich zu und stellt sich hinter mich und plötzlich schaue ich in Wyatt Malons Gesicht, der auf einem Stuhl sitzt, die Finger gekreuzt auf dem Schoss liegen hat. Ethan tritt neben mich. »Wyatt Malone... Willst du einen Krieg mit uns anzetteln. Wer erlaubt dir einfach seine Frau mit sich zu nehmen? Du solltest die Regeln kennen«, sagt Ethan mit zusammen gedrückten Kiefer. Wyatt lächelt schief. »Also erstens sehe ich keinen Ring an ihrem Finger. Zweitens wollte mein Sohn sich nur kurz hier mit ihr unterhalten. Ich bin nur hier, um auf meinen Jungen aufzupassen. Wisst ihr man, redet viel in dieser Stadt und mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr etwas skrupellos seid.« Er steht auf und richtet sein Jackett. Sein lächeln wird immer breiter. Dann tritt er vor mich und Ethan, sein Blick aber auf Paige gerichtet. Die Wut packt mich immer mehr, das rauschen in meinen Ohren, nimmt zu. »Ihr Sohn hat mich nicht freiwillig mitgenommen, er hat mich mitgezogen. Was ist bloß los das alle Typen kein Nein verstehen. Ich glaube sie müssen noch etwas Arbeit in die Erziehung ihres Sohnes hineinstecken«, faucht sie neben mir. Ich schnappe Paige an der Hand und drücke sie wieder hinter mich. Ich will die Sache hier entschärfen und nicht noch Öl ins Feuer gießen. Noch wissen wir so gut wie nichts über Wyatt und ich kann diesen Mann nicht einschätzen. Ich weiß nicht, was er plant und warum Paige so interessant für ihn ist. Ich weiß nicht, mit wem er in Italien zusammen arbeitet. Die Ungewissheit lässt meine Wut nur mehr in mir wachsen, weil ich mich im Moment unterlegen fühle. »Für die Zukunft Malone halt dich an die Regeln, wenn du kein ärger haben willst.« Der Typ besitzt echt die Frechheit, weiter zu grinsen. Dann sehe ich zu seinem Sohn. »Und halte dich gefälligst fern von ihr auch in der Uni. Beim nächsten Mal sind wir nicht mehr so nett zu dir.« Ich schnappe mir Paige und zu viert verlassen wir den Raum. Hier jetzt die Fassung zu verlieren bringt niemanden etwas. Es würde nur in einem Chaos enden, wo unnötig Menschen streben würden.

Als wir an unserem Platz ankommen, funkele ich Paige wütend an. »Warum schaffst du es immer wieder dich in Schwierigkeiten zu bringen. Ihr zieht Probleme förmlich an, wie Magneten«, frage ich sie. Sie hebt provokant eine Braue. »Ich weiß nicht, ob dir der Satz von grade eben entgangen ist. Aber ich bin sicher nicht freiwillig mitgegangen! Was hätte ich machen sollen um Hilfe schreien?« Sie hat recht. Ich bin zu Unrecht wütend auf sie. Ich sollte nur dankbar sein, dass ich sie wieder hier sitzen habe. »Was wollte er von dir, weißt du, warum er dich mitgenommen hat?«, fragt Ethan. Paige schüttelt den Kopf. »Ich habe nichts davon verstanden, was Wyatt von mir wollte. Er hat mich nur gefragt, ob ich eine Gulia kenne. Was ich verneint habe. Ich kenne niemanden mit diesem Namen. Bevor ihr hereingekommen seid, hat er mir nur gesagt, dass ich mich vor Enricos Vergangenheit in acht nehmen muss. Sie holt uns schneller ein als gedacht.« Ich sehe die ganzen Fragen in ihrem Kopf herumschwirren. Das Rauschen, das ich vorhin in den Ohren hatte, kehrt schlagartig wieder.      Wyatt kennt Gulia. Ist sie diejenige die aus Italien mit ihm Geschäfte, macht. Das Blut in meinen Adern pumpt. Die Angst was passiert, wenn Paige von meiner Vergangenheit erfährt, ist förmlich Greifbart. Ich werfe einen Blick, zu Ethan. Ihm scheint das Gleiche durch den Kopf zu gehen wie mir. Gulia möchte etwas und sie wird es mit jedem mittel versuchen, mein Leben zu zerstören.

Ich gebe Ethan zu verstehen, dass ich eben an die frische Luft gehe, worauf hin er mir zunickt. Ich schiebe meinen Stuhl nach hinten und stehe auf. »Wo hin gehst du Rico? Willst du mir nicht sagen, wer diese Gulia ist und was Wyatt damit meinet. Was habe ich alles damit zu tun.« Ich gehe, ohne ihr auch nur eine Antwort zu geben. Hier ist nicht der richtige Ort dafür, noch bin ich nicht mal im Ansatz breit ihr von damals zu erzählen. Sie wird dann gehen, wenn sie wirklich sieht, zu was ich im Stande bin. Ich quetsche mich an Gruppen vorbei. Nicke hier und da jemanden zu. Ich muss raus hier, ich habe das Gefühl gleich zu ersticken. Draußen angekommen hole ich einmal tief Luft und schließe für eine Sekunde die Augen. Gulia hat es geschafft, sie hat es geschafft, mir das Wertvollste zu nehmen oder es mir zu zerstören.

Vor mir erstreckt sich ein weitläufiger Park, auf den ich zulaufe. Es ist dunkel hier, nur die Laternen beleuchten diesen Ort. Ich setze mich auf eine Bank, hole mir eine Zigarette heraus und zünde sie mir an.

Wie kann das alles nur passiert sein. Wie konnte Gulia auf Wyatt stoßen und ihn wie es aussieht in ihre Pläne und Geschäfte hereinziehen. Wieso taucht diese Frau auf jetzt, wo ich mein Leben wieder im Griff habe. Wo ich das gefunden habe, wovon ich nie mehr ausgegangen bin. Wie soll ich Paige erklären, was ich gemacht habe, ohne das sie schreiend davon laufen wird. Sie wird mich, für das Monster halten, dass ich bin. Klar sie weiß, dass ich Menschen töte. Das ich Blut an meinen Händen kleben habe. Aber sie weiß auch das Familie für mich alles bedeutet. Wie soll sie also verstehen, dass ich den besten Freund meines Bruders umgebracht habe. Er war wie Familie für uns. Bilder von dem Abend ploppen vor meinem inneren Auge auf. Wie er dort saß und gebettelt hat, dass ich ihn nicht umbringe. Ich sehe die Angst in seinen Augen. Den Schock für die Dinge, die ich ihm vorgeworfen habe. Das Gesicht meines Bruders, als er die Leiche seines besten Freundes gesehen hat. Die Verachtung in diesem Moment mir gegenüber. Ich dreh mich zur Seite und kotze mir die Seele aus dem Leib, weil ich mich in diesem Moment vor mir selber ekel.

Neben mir ertönt ein Geräusch. Sofort habe ich mein Messer griffbereit, aber ich entspanne mich sofort, als ich sehe, das Luca neben mir steht. »Pack das Ding weg. Ich komme in Frieden«, lächelt er mich an. Er setzt sich neben mich, obwohl ich grade gerne alleine für mich wäre. In solchen Momenten kann ich nur ihn und Ethan neben mir ertragen. Sie kennen mich in viel schwächeren Situationen. Er lehnt sich nach hinten, legt das eine Bein lässig über das andere und schaut mich an. »Was ist los?«, fragt er mich. Ich lasse die Schultern hängen und schaue zu Boden. »Gulia hat es geschafft, sie zwingt mich in die Knie, wie es aussieht. Ich muss die Karten vor Paige offen legen und dann verschwindet sie, wenn sie sieht, wie krank ich wirklich bin.« Ich schließe die Augen. »Fratello, sie wird nicht gehen, glaub mir. Sie wird vielleicht etwas geschockt sein. Sie wird aber bleiben. Versuch, es ihr doch einfach zu erklären. Du kannst deine Vergangenheit nicht in einer Kiste bewahren und hoffen, dass sie dort für immer verborgen bleibt. Paige scheint dir Frau fürs Leben für dich zu sein, dann sollte sie auch von deiner Vergangenheit wissen. Du hast Alessandro nicht aus dem Leben gerissen, weil du ein schlechter Mensch bist Enrico. Es war Gulia, die dich dazu gebracht hat. Du hast diese Frau geliebt und hättest alles für sie getan und das wusste sie. Sie hat dir Dinge erzählt, die nie so passiert sind. Du warst einfach nur blind vor liebe. Es bedeutet aber nicht, dass du ein schlechter Mensch bist. Es war ein Fehler, ein fataler aber es ist passiert! Versuch diese Seite aber nicht vor der Frau die du liebst zu verstecken und mach dich nicht dadurch noch mehr verwundbar, als du es wegen Paige sowieso bist.« Er klopft mir auf die Schulter, steht von der Bank auf und geht zurück.

Please don't Hate meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt