Kapitel 33

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Felix staunte nicht schlecht, als er das helle, leicht maritime und doch moderne Haus vor sich erblickte. Es hatte zwei Etagen, wirkte etwas verwinkelt und bot Platz für eine reiche Familie und deren Belegschaft. Vor dem Haus war ein sauber angelegter Vorgarten durch große Steine vom Weg abgetrennt und der hintere Teil des Gartens war blickgeschützt durch einen Mannshohen weißen Zaun. Sie waren einige Zeit gefahren und er spürte sofort, dass die Luft um einiges besser war, als in der Großstadt.

"Wow...", raunte Felix. Hyunjin musterte ihn schüchtern und kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. 

"Eigentlich nutze ich das eher für die Sommermonate...",

Felix blickte zu dem Rothaarigen, "Willst du dich für dieses Haus gerade entschuldigen?", doch Hyunjin zuckte nur mit den Schultern. "Unglaublich...", murmelte Felix und schüttelte den Kopf, "Zeigst du es mir von Innen?". Hyunjin packte ihn sogleich bei der Hand und ging den gepflasterten Weg entlang. Über eine kleine Kamera ließ Hyunjin sein Gesicht scannen und erklärte Felix, dass er auch für ihn ein Profil anlegen lassen würde, so dass dieser ungestört rein und raus konnte.  "Ein einfacher Schlüssel hätte wohl gereicht, oder?", scherzte Felix leise.

Beide traten herein und wurden sogleich von einer Haushälterin begrüßt.

"Guten Tag Mister Hwang. Guten Tag Mister Lee.", sagte die Dame freundlich. 
"Hallo Jun, schön Sie wieder zu sehen. Ich hoffe es geht Ihnen gut! Wie geht es Ihrem Mann? Ich hoffe doch, er hat die Knieoperation gut überstanden?", charmant tauschte Hyunjin Höflichkeiten aus, während Felix langsam die Schuhe auszog und die Stufe in den Wohnbereich aufstieg. 

Hier war es ähnlich eingerichtet wie in Hyunjins Stadtwohnung, hell und offen, mit einem Hauch von Kunst an den Wänden. 

"Ich hoffe du fühlst dich wohl.", sagte Hyunjin, der nun an Felix Seite getreten war.

"Ganz bestimmt. Wo genau sind wir hier?"

"Wir sind in Wando. Wenn wir die Fähre nehmen, sind wir in knapp drei Stunden auf der Jeju Insel." 

Aufgeregt sah Felix zu seinem Freund, "Das heißt, wir sind am Meer?". Hyunjin nickte und lächelte leicht. 

"Oh wow! Ich war so lange nicht mehr am Meer.", freudig klatschte Felix in die Hände, bis sein Lächeln plötzlich erstarb. "Aber.. wie wollen wir das machen? Ich meine, wie soll ich zur Uni und du zur Arbeit?"

"Ich habe hier eine Zweigstelle, durch meinen Geschäftspartner Jeongin. Und für dich überlegen wir uns noch etwas. Ich dachte mir, dass du vielleicht deiner Mutter erstmal helfen möchtest, sobald sie aufgewacht ist?"

Felix ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und nickte langsam. Die Idee war gar nicht so schlecht. Er konnte sich ein oder zwei Semester Pause nehmen um seiner Mutter auch wieder auf die Beine zu helfen. Sie wird garantiert eine Therapie brauchen, soviel stand fest. Am Geld würde es nicht scheitern aber er wollte sein Studium auch nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht gab es hier eine Universität in der Nähe und er konnte einen Neuanfang starten. In Seoul hatte er sowieso keine Freunde, Lino war tot und Jisung würde er über das Internet regelmäßig kontaktieren können. 

"Lino würde es hier hassen."

Hyunjin sah überrascht zu Felix, "Wieso?", fragte er freundlich.

"Er konnte nicht schwimmen. Kannst du schwimmen?" - Hyunjin lächelte und nickte, "Sobald das Wetter wieder etwas wärmer ist, können wir ins Meer. Aber vorher zeige ich dir noch den Rest des Hauses. Und wenn wir damit fertig sind, hat Jun uns garantiert ein paar Sandwiches gemacht."

Zuversichtlich nahm Felix Hyunjins Hand und ließ sich durch die Zimmer führen. Eins der vielen Gästezimmer durfte Felix für sich nutzen, dort konnte er in Ruhe an seinem Laptop spielen oder für die Uni lernen. Er fühlte sich auf anhieb wohl mit dem Gedanken, Hyunjin nicht in dessen Freiraum oder Privatsphäre zu stören. Schließlich waren die beiden noch immer nur Freunde... mit gewissen Vorzügen. 


"Mister Hwang, ich habe Ihnen etwas zu Essen in das Wohnzimmer gebracht.", sagte die Haushälterin, als Felix und Hyunjin die Tour soeben beenden wollten.

"Danke Jun. Sie dürfen für heute Schluss machen."

"Vielen Dank, Mister Hwang. Ich wünsche Ihnen beiden einen angenehmen Abend.", sie verbeugte sich mit einem Lächeln und verließ den Raum.

Felix ging auf das große, einladende Sofa zu und ließ sich in die großen Kissen fallen, was Hyunjin ihm gleich tat.
"Wieso hast du in deiner anderen Wohnung keine Haushälterin?"

"Weil ich dort keine benötige. Hier muss sich jemand um das Haus kümmern, wenn ich nicht da bin."

"Wer ist jetzt in der Wohnung?"

"Chan. Er passt dort auf und kann sich Gedanken über seine Verfehlungen machen.", sagte Hyunjin grimmig.

Felix wollte daraufhin etwas erwidern, aber er zügelte sich, da er wusste wie empfindlich Hyunjin darauf reagierte, wenn man dessen Arbeitsweise kommentierte. 


"Ich habe unsere Abmachung übrigens nicht vergessen.", sagte Hyunjin, nachdem er einen Bissen seines Sandwichs mit einem großen Schluck Cola herunterspülte, "Da du brav warst, beantworte ich dir deine Fragen."

Felix nickte und sortierte seine Gedanken, während er an seinem Sandwich mümmelte. "Dein Vater hat vor dir die Firma geleitet, richtig?"

"Ja. Ich bin der einzige Sohn, daher war sofort klar, dass ich die Firma irgendwann übernehmen musste. Ich hatte schon früh gelernt, Geschäfte abzuwickeln, Kontakte zu knüpfen und Verbindungen aufzubauen."

"Worin besteht die Hauptaufgabe deiner Firma?"

Hyunjin presste die Lippen leicht zusammen und seufzte. "Felix, ich will mich nicht als den Guten darstellen. Ich habe schlimme Dinge in der Vergangenheit getan und werde es auch in der Zukunft tun. Ich arbeite mit Clans zusammen, biete Söldnern einen Arbeitsplatz, transportiere Waffen, Drogen... das volle Programm. Menschen, die mein Geld benötigen, bekommen es. Dann stehen sie in meiner Schuld und davon profitiere ich. Ich versuche immer Fair zu sein, doch meine Weste ist nicht weiß und es klebt garantiert Blut an meinen Händen."

Das zu hören, was Felix sich schon gedachte hatte, machte ihm weniger Angst als vermutet. Er konnte sich wohlmöglich glücklich schätzen, auf Hyunjins Seite zu stehen, anstatt ihm Gegenüber. "Du willst mir also verklickern, dass du Nachts nicht mit einer schwarzen Maske herumläufst und die Armen beschützt?"

Hyunjin starrte ihn ungläubig an. "Ich bin nicht Batman. Ich wäre es gerne...", schmunzelte er und entspannte sich wieder sichtlich. "Nein, im ernst Felix. Ich wünsche mir sehr oft, ich hätte dich in einem anderen Leben kennengelernt. Diese Welt.. meine Welt, Gott klingt das kitschig... Meine Welt ist brutal, grausam. Ich habe Freunde verloren, meinen Vater, sie starben in meinen Armen. Der Tod begleitet mich und dass ich dich vielleicht nicht beschützen kann, macht mir Angst."

Hyunjins Worte waren gefühlvoll, nah und aufrichtig. Felix bemerkte die aufkommende Wärme in seinem Inneren. Es kribbelte ungewohnt und ließ sein Herz schneller schlagen. 


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Hey Peeps... I'm back, I guess.

Ich danke euch, für die lieben Worte, die ihr mir habt zukommen lassen. Und ich danke jedem einzelnen Menschen hier, der so geduldig gewartet hat auf ein weiteres Kapitel.

Ich kann nicht versprechen, wie regelmäßig die Updates kommen, werde aber mein Bestes geben. 

Diese Geschichte hat mittlerweile über 1.9k reads, was ich noch immer nicht glauben kann! Danke für die ganzen Votes, ich freue mich immer sehr über die Sternchen <3


#lovestay

LOVE will tear us apart. •Hyunlix•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt