8.

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Ich war nun seit 3 Tagen in diesem Bett. Meine Wunden heilten zwar, aber ich hatte immer mehr Schmerzen, da sie das Morphium langsam ansetzten.

Juchio war zwischendurch doch duschen und schlafen gegangen. Dafür war John bei mir gewesen.

Dann war Viola dagwesen und hatte unter Tränen erklärt, dass es ihr unfassbar leid täte, aber sie es nicht hatte verhindern können.
Doch was hatte sie nicht gesagt.

Chloe kam öfter zu mir, um mir Sandwiches mitzubringen.

Und Juchio war außer dem Duschen und schlafen beinahe immer bei mir.

Und mittlerweile hatte ich das Gefühl, obwohl ich ihn jetzt seid einer Woche kannte,  mich langsam in diesen Menschen zu verlieben. Nicht bloß in sein grandioses Aussehen. Nein. In seinen wundervollen Charakter.
Und das obwohl ich wusste, dass er es alles nur aus Schuldgefühlen tat.
Er hatte mich quasi in den Tod laufen lassen, so sein Gedankengang.

Dass er das nicht getan hatte, schien ihm gar nicht zu interessieren.

Die Frau checkte gerade Mal wieder die Geräte.

"Wow. Du bist gut geheilt. Bald kannst du hier raus", sagte sie mit einem Strahlen.

Endlich. Ich hatte genug vom liegen.

"Aber du musst aufpassen, dass du dich nicht zu schnell wieder ins Training stürzt. Lass es erst einmal ruhig angehen."

So lange ich nicht bei den nächsten Spielen dabei sein musste, war das auch machbar...

Juchio schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn nachdem die Frau wieder gegangen war, sagte er: "wer verletzt ist, setzt aus. Die nächsten Spiele werden ohne dich stattfinden"

Beruhigt atmete ich aus.

"Wird Chloe drankommen?", Fragte ich ängstlich.

"Das kann ich nicht sagen. Aber die Chance steht denke ich hoch.

Ich schluckte. Ich wollte nicht, dass ihr das selbe passierte. Ich wollte nicht, dass irgendwem das selbe passierte .

"Aber konzentriere dich bitte erst einmal nur aufs Gesundwerden."

Ich starrte an die Decke.

Und dann platzten die Worte aus aus mir heraus. Ich konnte sie nicht verhindern.

"Du machst das weil du dich schlecht fühlst, oder?", Fragte ich.

"Was?", Fragte er verwundert.

"Dass du auf mich aufpasst. Du hast Schuldgefühle oder?"

Er blickte zu Boden.

"Bitte mach dir darüber keine Gedanken.

Also ja.

Ich schwieg.

"Mir ist langweilig", sagte ich nach einer kurzen Schweigepause.

Er lachte leise. Ich stutzte. Er hatte in meiner Gegenwart noch nie gelacht. Aber dieses Lachen war wie Musik in meinen Ohren. Es war tief und schön.

Ich sah zu ihm. Er schmunzelte. In seinen Wangen bildeten sich Ansätze von Grübchen.

Er war so unglaublich schön.

"Was denkst du?", Fragte er als er mich ansah, und musterte mich.

Ich überlegte, was ich sagen konnte.

"An...meinen Bruder", Log ich.

"Mira ich sehe es wenn du lügst."

Ich biss mir auf die Lippe.

"Wenn ich es dir sage, versprichst du, es nicht seltsam zu finden?"

Er runzelte die Stirn. "Okay...also erstens: egal, was du sagst, Werde ich nicht seltsam finden. Und zweitens: solange du mir nicht sagst, dass du gerade an zwei sich paarende Kängurus gedacht hast, die Cotton eye Joe singen, besteht auch keine Gefahr"

Ich kicherte kurz bei der Vorstellung.

"Ach komm. Du bist doch nicht so kindisch oder?", Fragte er nun und ein Grinsen schob sich auf seine Lippen.

"Nein", lachte ich. Und dann lachte ich noch mehr, als ich mir vorstellte, wie die beiden Kängurus Hüte aufhatten.

Juchio schüttelte lachend den Kopf.

"Als an was hast du gedacht?", Fragte er sanft.

"Ich...", Ich Schloss die Augen. Und dann sagte ich es: "ich habe daran gedacht, dass du mehr lächeln solltest, weil...weil dein Lachen wunderschön ist" ich öffnete die Augen wieder.

Sein Lächeln war verschwunden. Er schaute nun wieder ernst.

"Mira", seufzte er, "ich...glaube nicht, dass ich der Richtige für sowas bin. Bitte verliebe dich nicht in mich. Ich bin kein guter Mensch."

"Das stimmt doch nicht", Argumentierte ich. "Du bist doch kein schlechter Mensch"

"Und du weißt das? Kennst du mich so gut?", Fragte er.

"Naja", sagte ich, während sich meine Kehle zuschnürte. "Ich kenne dich schon..."

"Nein. Mira. Du kennst mich seit einer Woche. Du kennst mich nicht. Wir haben schonmal miteinander gesprochen und du hast mit mir gekämpft. Aber wirklich kennen tust du mich nicht. Ich bin kein guter Mensch. Ich bin nett zu dir, ja. Ich bin dein Trainingsausbilder, ja. Aber wenn du denkst, dass du mich kennst, solltest du dich vielleicht Mal Fragen, was meine Lieblingsfarbe ist. Was ich gerne mag. Was ich gerne esse. Wie lange ich hier bin. Wie alt ich bin. Also Mira. Mach das Mal. Und kennst du mich?"

Geschockt sah ich ihn an. In meinem Bauch ballte sich ein unangenehmes Gefühl zusammen. Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, die in meinem Hals steckten.

Das Schlimmste war, dass er Recht hatte. Ich kannte ihn seit einer Woche.

"Was ist denn deine Lieblingsfarbe?", Fragte ich leise.

"Mira", seufzte er gedehnt. "Was soll das?"

"Ich...ich will dich kennenlernen."

Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht.

"Das willst du nicht."

"Doch, ich will dich kennenlernen"

"Nein, Mira. Ich bin, wie ich gesagt habe kein guter Mensch. Wenn du versuchen würdest, mich kennenzulernen, wärst du enttäuscht."

"Deswegen lässt du niemanden an dich heran? Weil du 'ein schlechter Mensch' bist? Wieso? Weil du seit 3 Jahren hier bist und überlebt hast?", Fragte ich und setzte wütende Anführungszeichen um meine Worte zu verdeutlichen. Die Worte waren zu schnell draußen, bevor ich darüber nachdenken konnte.

"Na sie Mal einer an", sagte er, nun kälter als jemals zuvor. "Du hast deine Hausaufgaben gemacht" er zog seine wärmende, tröstende Hand aus meiner.

"Gleich kommt John. Ich muss an die frische Luft"

Und damit ließ er mich mit meiner Angst alleine.

Es wurde kalt. Jetzt, wo er weg war, war alles grau. Jetzt kam meine Angst zurück.

Und obwohl John bei mir war, mir gut zuredete, mir Nachtisch aus der Mensa mitgebracht hatte, hatte ich das Gefühl, dass etwas fehlte.

Etwas, was man mit Essen nicht auffüllen konnte.

killing games: und Dann geht das Licht ausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt