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Ich kniff die Augen zu und wartete auf den Schmerz, der unweigerlich kommen würde.

Schon fast war ich erleichtert, dass ich diesen Horror hier nicht mehr  mitansehen musste.

Ich wartete. Aber nichts geschah. Plötzlich verschwand sein Gewicht von meinem Körper und ich konnte wieder freier atmen.

Ängstlich öffnete ich die Augen.

Über mir stand Feneas, Johns Freund und hielt mir eine blutverschmierte Hand entgegen.

Mein Blick huschte zu dem Typen auf dem Boden neben mir, der mich gerade beinahe getötet hatte. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Sand und aus seinem Rücken sprudelte Blut wie Wasser aus einem Springbrunnen.

"Danke", murmelte ich, als ich die Hand annahm.

"Nichts zu danken. Versuch zu überleben", sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

Ich schnaubte. Leichter gesagt als getan, oder?

Ich sah mich um. Der Platz war mit Leichen übersät. Inmitten der blutenden Körper kämpfen nur noch ein Bruchteil der Menschen, die noch am Anfang hier gewesen waren.

"Das ist furchtbar", murmelte ich heiser.

"Gibt es etwas an dieser 'schule', das nicht furchtbar ist?", Fragte ein Mädchen, dass sich mir mit vor Blut triefenden Wunden näherte.

Ihre Kleidung war zerrissen, sie hing in Fetzen von ihrem Körper, nur die wichtigen Stellen waren noch notdürftig abgedeckt.

Mein Blick huschte zu Feneas, der mich gerade gerettet hatte.

"Ja", sagte ich bestimmt, "die Menschen, die hier leben, die sind nicht alle grausam. Sie versuchen nur zu überleben."

Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen, bevor sie einen der Fetzen vor ihrem Bauch anhob. Darunter erstreckte sich eine tiefe Wunde, die definitiv lebensgefährlich war.

"Ich habe Angst", flüsterte sie zitternd.

Ich konnte sie gerade noch auffangen, als sie zur Seite kippte.

"Shh", machte ich unbeholfen. "Das wird schon"

Ich spürte, wie ich hilflos wurde.

"Wer hat dir das angetan?" Fragte ich, als ihr Blut über den Boden strömte.

"D-der", vor Anstrengung bebend zeigte sie auf einen menschlichen Schrank in der Mitte des Platzes, der gerade einem kleinen Jungen die Kehle aufschlitzte.

"K-kannst du-", weiter kam sie dann nicht mehr. Ihr Kopf fiel in meinen Schoß und sie hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, die Augen zu schließen, als sie auch schon nicht mehr unter uns weihte.

Ich schluckte den Kloß hinunter und schloss zitternd mit meinen Fingern ihre Augen.

Ich stand auf und blickte mich nach dem menschlichen Schrank um. Selbiger schlug sich gerade mordend den Weg frei.

"Eyy", brüllte ich, wütend werdend, als ich sah, wie er ein kleines Mädchen mit seinem Dolch geradezu zerfetzte.

Er drehte sich langsam um.

"Was willst du", fragte er, seine Stimme war einnehmend tief, beinahe schon einschläfernd.

"Ich? Ich will dich umbringen", sagte ich, meine Stimme war weniger wackelig als ich mich fühlte.

Er begann zu grinsen. "Du willst mich umbringen? Ach da fühle ich mich ja geehrt"

Eine Sekunde später lag ich mit dem Rücken auf dem Boden.

Meine Rippen pochten unangenehm, rebellierten gegen jeden Atemzug, den ich tun wollte.

"Wie war das?", Er lehnte nun über mir. Sein Gesicht war von einer brutalen Schönheit gezeichnet. Eine große Narbe zog sich über seine linke Wange. Sie war verheilt, aber es sah schmerzhaft aus.

Nun lehnte er sich zu meinem Ohr hinunter. Mein Warnsystem spring an und meine Arme zuckten vor meinen Körper.

"Hör Mal kleine, wenn du wirklich hier überleben willst, dann gebe ich dir einen Rat: lass die Finger von allen hier." Dann begann er zu grinsen und ich wusste, dass ich ein gewissenloses Monster vor mir hatte. "Ich vergaß: dazu kommst du ja gar nicht mehr..."

Und damit trieb er  seinen Dolch tief in meine Brust.

Der Schmerz war das Erste, was ich fühlte, als mein Kopf begann zu realisieren. Er betäubte mich regelrecht. Das zweite was ich fühlte war das warme Blut, was in großen Mengen aus meiner Stichwunde floss und sich im Sand unter mir zu einer großen Lache vereinte. Ich versuchte zu atmen. Mich zu Bewegen. Aber zum Atmen tat es zu weh und zum Bewegen war ich zu schwach - Ich hatte zu viel Blut verloren. Das Blut füllte meinen Mund mit einem metallischen Geschmack. Ich wurde schwächer. Verdammt. Ich wollte nicht sterben!

"Mira!", Ich brauchte nicht nachzusehen, um zu wissen, dass Chloe gerade aufgelöst auf mich zu rannte.

"Scheiße so v-viel Blut", murmelte sie verzweifelt, als sie bei mir war. Sie kniete sich neben mich und nahm meine Hand.  "Alles wird gut" sie begann wie hysterisch zu lachen. "Was mache ich jetzt...was mache ich jetzt?"

Ich wurde müde. So müde....

Meine Augen fielen langsam zu.

"Nein nein nein!", Brüllte sie. "Bleib bei mir! John, Juchio, ich...wir alle brauchen dich..."

Das Blut strömte mir über die Lippen, mein Kinn und meine Wangen entlang. Der Schmerz klang langsam ab

Wenigstens würde ich im Beisein meiner Freunde sterben. Und an Juchio würde ich mich erinnern. Als meine große Liebe...

Meine Augen schlossen sich von selbst. Ich spürte, wie mein Körper Stück für Stück aufgab. Die Dunkelheit, die mit ihren gnädigen Fingern nach mir griff, vertrieb den Schmerz. Irgendwann verschwand der Schmerz komplett.

Ich versank in der Dunkelheit. Fast schon glücklich ließ ich mich hinein fallen. Ergab mich ihren Armen und Dann, fast als hätte jemand das Licht ausgeschaltet, fühlte ich gar nichts mehr....

killing games: und Dann geht das Licht ausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt