Kapitel 4 - Im Auftrag der Elevator Boys (2)

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Jacobs Sicht:

Eine halbe Stunde. So viel Zeit ist erst vergangen, seit Derya sich an unseren Tisch gesetzt hat und an den Entwürfen arbeitet. Währenddessen haben wir Jungs ein paar neue Videos für TikTok gedreht. Immer mal wieder wandert mein Blick zu der Brünetten mit den Kopfhörern. Jojo ist der Einzige, der es wirklich mitbekommt und mich grinsend anstößt. Ich verdrehe die Augen, stehe auf und gehe in die Küche. Am Wasserhahn der Kücheninsel fülle ich den Wasserkocher mit Wasser und stelle ihn an. Da sich die Kücheninsel parallel zum Esstisch befindet, sehe ich auch Derya. Mit dem Touchpen fährt ihre linke Hand über den Bildschirm des Tablets. Ihre Lippen bewegen sich etwas. //Wahrscheinlich singt sie in Gedanken die Songs mit//, überlege ich. Der Wasserkocher klickt und ich nehme zwei Tassen aus dem Schrank. In jeder der Tasse hänge ich einen Beutel mit grünem Tee und stelle einen Löffel rein. Dann kippe ich das heiße Wasser in die Tassen und löse einen Zuckerwürfel in der einen auf. Die andere Tasse und die Zuckerdose nehme ich in die Hand und gehe zu Derya. Als ich neben ihr stehe, bemerkt sie mich. Sie sperrt ihr Tablet, nimmt die Kopfhörer runter und sieht zu mir hoch. „Tee?", frage ich sie mit einem kleinen Lächeln. Überrascht sieht sie mich und nach kurzem Zögern nickt sie: „Dankeschön." Ich stelle Tasse und Dose auf den Tisch. „Wusste nicht ob und wie viel Zucker du nimmst", gestehe ich ihr. Über ihre Lippen kommt ein Lächeln und wieder habe ich dieses komische Gefühl in der Brust. „Ist trotzdem sehr nett von dir", meint sie und greift mit der linken Hand nach der Zuckerdose. Unbewusst folge ich ihrer Bewegung. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie am linken Handgelenk ein Tattoo hat. Der Satz „No blood, but a little sister." steht dort in gut lesbarer Schrift. //Danny hat doch gesagt, sie sei wie ne Schwester für ihn. Ob er auch so ein Tattoo hat? Bei Jojo wäre es uns aufgefallen//, denke ich mir während die Brünette sich Zucker in den Tee macht und ihn mit dem Löffel umrührt. „Ähm... Und wie läuft's? Kommst du mit unseren Vorstellungen zu Recht?", versuche ich ein Gespräch anzufangen. Wieder sieht sie zu mir hoch, doch schaut dann auf ihr Tablet. „Sagen wir's so. Ich komm voran. Wird noch ein bisschen dauern, aber Problem an der Umsetzung hab ich net wirklich", antwortet sie mir. „Na gut. Dann lass ich dich mal weiter arbeiten", sage ich zu ihr und gehe einen Schritt zurück. „Ja. Und danke nochmal für den Tee", bedankt sie sich erneut ehe sie die Kopfhörer wieder aufsetzt und weiter arbeitet.


Zurück an der Kücheninsel nehme ich meine Teetasse und gehe zurück zum Sofa. Dort sehen mich alle, einschließlich Jojo und Anfro, mit einem Grinsen an. „Was war das denn?", fragt mich Luis und wackelt mit den Augenbrauen. //Sie haben uns beobachtet. Hätt ich mir ja denken können//, denke ich mir und setze mich zu ihnen. „Was soll das schon groß gewesen sein. Von euch ist ja keiner auf die Idee gekommen ihr was anzubieten", rechtfertige ich mich und trinke einen Schluck. Erschrocken über sich selbst, verdeckt Anfro ihren Mund und meint leise: „Stimmt. Du hast Recht. Wie unhöflich von uns." Auch die anderen, bis auf Jojo, sehen kurz, beschämt weg. //Themenwechsel erfolgreich. Dass ich Derya irgendwie interessant finde, müssen sie noch nicht unbedingt wissen. Auf welche Art weiß ich auch noch nicht//, überlege ich und trinke den nächsten Schluck. „Eigentlich hat sich Dee da nicht so. Sie nimmt's nicht persönlich", beruhigt Jojo die Jungs und Anfro wieder. Erleichtert atmen die fünf auf. Vor allem Luis entspannt sie bei Jojos Worten. //Glaubt er etwas, er könnte für jede Aktion bei Derya auf der Liste stehen?//, frage ich mich innerlich und unterdrücke ein Grinsen. Plötzlich hören wir, wie sich ein Stuhl bewegt. Unsere Blicke wandern zu Derya. Sie steht am Tisch, hat ihre Kopfhörer abgesetzt und ihr Handy in der Hand. „Jojo, darf ich kurz den Balkon benutzen?", sieht sie in unsere Richtung. Ihr Gesicht sieht leicht genervt aus. //Ob sie uns gehört hat?//, denke ich mir. Ihr bester Freund nickt der Brünetten zu: „Klar. Aber versuch ruhig zu bleiben." „Kann für nichts garantieren", meint Derya und verschwindet auf den Balkon. Wenige Sekunden später hat sie das Handy am Ohr. Kaum hatte sie das Gerät am Ohr hält sie es auch schon wieder weg. Dann plötzlich hören wir die Brünette brüllen. Sie schreit ihr Handy an, aber nicht auf Deutsch. „Ist das Italienisch?", fragt Julien in die Runde. „Jep. Und so wie Dee brüllt, hat ihr Gesprächspartner sie auf dem ganz falschen Zahn erwischt", antwortet Jojo und lächelt. Als Derya sich kurz zur Scheibe dreht, sieht sie uns. Jetzt weiß sie, dass wir sie beobachten. Doch komischer Weise wird ihr genervtes Gesicht etwas weicher. Nichts desto trotz scheint sie weiter mit dem Anrufer zu diskutieren. Nach 2-3 Minuten legt die Brünette ihr Handy auf den kleinen Tisch, setzt sich auf das Sofa, das da steht und reibt sich die Schläfen. Ihr Gesichtsausdruck ist alles andere als begeistert. Derya atmet kurz durch und nimmt dann ihr Handy wieder in die Hand. Sie tippt etwas darauf herum bevor sie es vor sich auf den kleinen Tisch stellt. Kurz danach macht sie irgendwelche Bewegungen mit ihren Händen. „Und was macht sie jetzt?", fragt Angelina neugierig nach. Jojo antwortet nun ihr: „Das nennt sich Gebärdensprache." „Du meinst das, womit taub-stumme Menschen kommunizieren?", fragt Tim nach. Unser Kameramann nickt: „Yes. Aber fragt mich nicht was sie da sagt. Da bin ich raus." Daraufhin lächeln wir alle Jojo an. Dann wende ich den Blick wieder zur Brünetten auf unserem Balkon. //Sie steckt voller Überraschungen. Irgendwie finde ich sie immer interessanter//, gestehe ich mir ein.

How to live with a broken Heart - A Jacob Rott FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt