Kapitel 6 - Irgendwas dazwischen

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Deryas Sicht:

Ich öffne schlagartig die Augen und setze mich auf. Wieder hat mich ein Alptraum aus dem Schlaf gerissen. Automatisch lege ich die Hände an die Wangen. Die Nässe der Tränen ist, auch wieder, zu spüren. Nach ein paar Sekunden drehe ich den Kopf Richtung Nachtisch. 4.30 Uhr zeigt mir die Digitaluhr an. //Immerhin fast 5 Stunden Schlaf//, bemerke ich und schlage die Decke zurück. Ich schlüpfe in meine Stitch-Schuhe, greife mir mein Handy und verlasse das Schlafzimmer. In der Küche lege ich das Handy bei Seite und mache mir eine Heiße Schokolade.


Andere Menschen würden jetzt entweder weiter schlafen oder Kaffee trinken. Tja da ersteres bei mir eh nicht funktioniert und ich Kaffee hasse, trinke ich eben eine Heiße Schokolade und oder Kakao. Beides wirkt bei mir ähnlich wie Kaffee. Hab nie verstanden warum. Aber als ich das erste Mal Kaffee probiert habe, wurde mir davon schlecht. Selbst mit Milch und Zucker krieg ich dieses Gesöff nicht runter ohne dass es Minuten später wieder hoch kommt. Also meide ich das Zeug einfach und bleibe bei den kakaohaltigen Getränken.


Mit der Tasse und meinem Handy gehe ich auf die Terrasse. Aber nicht ohne mir noch schnell einen Hoodie von Jojo über zu ziehen. //Wir wollen nicht übertreiben. Auch wenn Sommer ist, um diese Uhrzeit ist es doch noch etwas frisch draußen//, denke ich mir und setze mich auf die Liege auf der rechten Seite der Terrasse. Daneben steht ein kleiner Hocker, auf dem ich die Tasse stelle. Gerade geht die Sonne auf und irgendwie macht mich dieser Anblick froh. Ohne groß nach zu denken, nehme ich mein Handy und mache ein kurzes Video für meine Insta-Story. Dabei benutze ich den Bumerang-Filter und am unteren Rand des Bildschirms sind meine Schuhe zu sehen. „Sunrise in Berlin", schreibe ich dazu und lege den Song 'Cover Me In Sunshine' darunter. Dann stelle ich sie online, trinke einen Schluck von meiner Schokolade und versuche den Moment einfach zu genießen. Da vibriert mein Handy, welches noch immer auf meinem Schoß liegt. Ich stelle also die Tasse zurück auf den Hocker und nehme das Gerät in die Hand. Das Display leuchtet auf und zeigt mir eine Benachrichtigung über das Wetter an. „Na toll. Besser ich deaktiviere die Benachrichtigungen dafür gleich. Sonst ist die Wetter-App das erste, was die Nerven raubt", sage ich. Gesagt, getan. Also entsperre ich mein Handy und sehe direkt, dass ich ja immer noch auf Insta bin. Ich tippe meine eigene Story an und sehe das Bild von Dannys und meinem Handgelenk. Ein kleines Lächeln kommt mir über die Lippen. //Auch jetzt im Nach hinein finde ich dieses Bild echt genial. Ich bereue nicht, dass der Repost meine erste Story mit dem neuen Account is//, denke mir und mein Blick wandert auf die Aufrufer Zahl. Etwas mehr als 50 Leute haben sie gesehen. Darunter werden bestimmt auch Leute sein, die Danny folgen. //Ob sie auch dabei sind? Haben sie mich jetzt schon gefunden?//, denke ich mir. Die Rede ist von meinen ehemaligen Freunden. Ohne dass ich überhaupt etwas dagegen tun kann, habe ich die Liste auch schon angetippt. Etwas nervös scrolle ich durch die User-Liste. Doch bis jetzt kein Zeichen von Maria und Co. Dafür fällt mir einer der Namen ins Auge: jacobrott. //Der Name hat einen blauen Haken also muss es Jacob sein//, denke ich mir und entdecke auch die Namen von Jojo, Tim, Bene, Luis und Julien in der Liste. Als ich zum Ende der Liste komme steht dort angelinafrerk. Ich tippe auf den Namen und erkenne Juliens Freundin wieder. //Sogar Angelina. Sie alle haben sich meine Story angesehen//, geht es mir durch den Kopf und gespannt öffne ich die Aufruferliste meiner nächsten Story. Die Liste ist zwar kürzer als die Erste, doch wieder finde ich die sieben Namen. „angelinafrerk. timschaecker. visionsofjk. luis_freitag. itsjulienbrown. bene.sz. jacobrott", lese ich die Name leise vor. //Sie stehen alle untereinander. Sie müssen sie alle ungefähr zur gleichen Zeit gesehen haben//, denke ich mir und wende den Blick, leicht lächelnd, zur Sonne.


5 Stunden später. In dieser Zeit habe ich gefrühstückt, meine Tabletten genommen, bin unter die Dusche gesprungen, mich für den Tag umgezogen und einige viele Fragen von Anfragen-Stellern für Aufträge beantwortet. Jetzt stehe ich im Fahrstuhl und fahre nach unten. Natürlich nicht ohne, wie immer, gepackter Tasche und Kopfhörern in den Ohren. Die Tür öffnet sich und etwas überstürzt steige ich aus. Jessica hatte mich vor einer Stunde gefragt, ob sie mir eine kleine Führung durch Berlin geben kann. Da ich heute Spätschicht hab, also erst ab 14 Uhr, und ich dann nicht alleine sein muss, hab ich sofort zugestimmt. Wir wollen uns gegen 10 Uhr an der Allee mit den vielen Geschäften treffen. Zu Fuß brauche ich min. 15 Minuten bis dahin. Auf dem Weg zum Ausgang ruft plötzlich eine Stimme nach mir: „Derya!" Ich drehe mich als um und sehen Rainer auf mich zukommen. Schnell nehme ich einen Kopfhörer raus, damit ich nicht unhöflich wirke. //Er muss ja nicht wissen, dass ich ihn auch mit deutlich verstehen würden//, denke ich mir und lächle den Mann vor mir an. „Schönen guten Morgen Derya", grüßt er mich. Ich nicke: „Ihnen auch einen guten Morgen, Rainer. Es tut mir Leid, aber ich, leider, keine Zeit zum Reden." Entschuldigend lächle ich, doch das Grinsen im Gesicht des Mannes wird nur breiter. „Oh. Du bist wohl verabredet. Dann will ich dich gar nicht lange aufhalten. Ich wollte dir nur ein paar der Dahlien schenken, die ich gezüchtet habe", erklärt er mir und holt hinter seinem Rücken einen kleinen Strauß mit 5 Dahlien hervor. Sie sind rot-weiß gefärbt und duften herrlich.

How to live with a broken Heart - A Jacob Rott FanFiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt