2

25 0 0
                                    

Nur langsam wachte ich auf. Spucke hing zwischen meinen Lippen, mein Pony verdeckte mir die Sicht und mein Schädel sandte Todesdrohungen an mein Gehirn. Verdammt, hatte ich einen Kater! Meine Glieder schmerzten,
ich spürte jeden Muskel, als wäre er erst kürzlich zum Leben erwacht. Gerade hasste ich meinen Körper. Konnte ich denn keine Feder sein?!

Zunächst wischte ich mir die Sabbere aus dem Gesicht. Dann kam der Pony dran; ich zog ihn wie einen Vorhang zur Seite. Verschlafen rieb ich mir die Augen.
"Hä?!" Ich blinzelte. Was war hier los? Wo zum Geier war ich denn bitte gelandet? Abrupt setzte ich mich auf. Betrachtete die Seidenlaken, sowie das viel zu große Bett, in dem ich lag. Das war eindeutig nicht mein Zimmer! Hier triefte es geradezu vor Luxus. Als wäre ich in einem Palast und gleich kämen ein Dutzend Diener durch die Tür, um nach mir, ihrer Prinzessin, zu sehen. Das blonde, zerzauste Knäuel war eindeutig keine Prinzessin. Eher fühlte ich mich wie ein Ritter, den man durch den Drehwolf gejagt hatte. Dazu stellte sich ein Ziehen in meiner Magengegend ein, dass ich mich augenblicklich fragte, wie spät es war und ob es Zeit zum Frühstücken wäre. Nein, das war definitiv auch nicht der Himmel! Dort oben hätte ich wohl sicher keinen dicken Schädel…oder einen leeren Magen. Wie auf Kommando meldete sich mein Bauch. Ich verzog den Mund und hielt beide Hände schützend auf meinen Unterleib.
"Was zu-?" Ich tastete meinen Bauch ab. Berührte meine Oberschenkel und zum Schluss die Brüste. Tatsache! Ich war nackt. Wo zum Teufel waren meine Sachen?! Ich beugte mich nach unten, tastete mit den Händen den Fußboden ab. Nichts. Nicht einmal mein Slip lag hier irgendwo herum. So ein riesiges Zimmer, aber keine Spur von meinen Sachen. Wie betrunken war ich gestern Abend? Und warum war ich gestern überhaupt betrunken? Denk' nach, Kazuha! Ich versuchte, mein Gehirn anzustrengen. Und das am frühen Morgen, ohne Frühstück und mit brummenden Schädel - dass ich überhaupt fähig war, mich zu bewegen, verzeichnete ich schon als Erfolg. Nur half es nicht, diese verrückte Situation aufzudecken.

Vielleicht war ich in einem Hotel und der Zimmerservice hatte meine Sachen zur Reinigung mitgenommen…"Quatsch", ich schüttelte den Kopf, was ich sofort bereute. Nie wieder Alkohol, schwor ich mir. Und diesmal meinte ich es auch so.

Mit einem Seufzer fiel ich zurück aufs Bett, streckte Arme und Beine aus und starrte an die Decke. Eigentlich hätte ich längst Zuhause sein müssen. Mein Alter war bestimmt schon am Austicken, weil ich ihm seinen Fusel nicht mitgebracht hatte…
Ich riss die Augen auf. Na klar! Der Schnaps. Ich hatte ihn zusammen mit dem Stoffbeutel bei mir gehabt. Hatte ich die Flasche etwa alleine verdrückt? Eigentlich konnte ich das Zeug überhaupt nicht ab. Und alleine trank ich schon mal gar nicht.
Ich schluckte schwer. Dachte für einen Moment an Entführung und schob diese Idee gleich wieder von mir. Selbst betrunken würde ich mit keinem Fremden nach Hause gehen. Mein Selbsterhaltungstrieb funktionierte auch im besoffenen Zustand.

Ich schluckte ein weiteres Mal. Warum fühlte sich Schlucken so merkwürdig an? Mit den Fingerspitzen strich ich über meinen Hals. Etwas Ledernes mit Metallringen hatte sich um meine Kehle geschnürt. Schmuck konnte es nicht sein. Ich war nicht der Typ, der Kettchen oder Ähnliches trug. Aber das hier war auch keine Mädchenhalskette. Sofort sprang ich aus dem Bett, hechtete ans andere Ende des Zimmers, wo ein großer ovaler Spiegel aufgestellt war.
"Aaaaaaah." Mein Schrei hätte den Kronleuchter zum Einsturz bringen können.
"Das kann nicht wahr sein!" Soeben musste ich feststellen, dass meine Nacktheit nicht das Schlimmste an mir war. Dieses braune Halsband musste doch ein Scherz sein! Nicht nur, dass es hinten mit einem Schloss versehen war. Außerdem war es ganz eindeutig ein Hundehalsband. Man hatte mir ein Hundehalsband angelegt! In was für eine kranke Scheiße hatte ich mich da schon wieder reingeritten? Mit einem leisen Wimmern ließ ich den Kopf auf meine Brust fallen. Noch schlimmer hätte mein Start in die Zukunft nicht aussehen können.
"Och, Mann, ich…oh?"
Die Klinke wurde herunter gedrückt. Jemand öffnete die Tür. Ich drehte mich zu dem Neuankömmling. Lässig lehnte dieser am Türrahmen. Mir rutschte das Herz in die Hose - wenn ich denn eine getragen hätte. Breit grinste mich Seto Kaiba an. Sein siegessicherer Blick überdeckte sogar seine Arroganz. Gerade wünschte ich mir, er würde seinen üblichen selbstgefälligen Blick aufsetzen. Ich sehnte mich gerade nach nichts, außer ein wenig Normalität, selbst wenn es bedeutete, in Kaibas eiskalte Augen zu blicken.

"Na", sagte der Braunhaarige und zeigte seine Zähne, "wie hat mein Hündchen geschlafen?"
Augenblicklich schob ich meine Kinnlade an ihren rechtmäßigen Platz.
"Du warst gestern Abend ganz schön hinüber. Ein Wunder, dass du mir nicht das Zimmer voll gekotzt hast." Ich hörte seine Worte, schaffte es aber nicht, sie in den richtigen Zusammenhang zu schieben. In meinem Kopf klopften die verdrängten Erinnerungen, und etwas sagte mir, dass sie genau dort bleiben sollten.

"Was ist?", säuselte Kaiba. "Hat es dir die Sprache verschlagen?" Er legte den Kopf schief, musterte mich von oben bis unten. Eigentlich hätte ich so etwas wie Scham verspüren müssen. Schließlich war ich immer noch nackt und trug dieses völlig bescheuerte Hundehalsband, von dem ich langsam eine Ahnung bekam, wer mir dieses Teil angelegt hatte. Ich war geschockt, irritiert und vollkommen verkatert, dass ich nicht imstande war, vernünftig zu reagieren.

"Nun", sagte Kaiba und hob seinen rechten Arm. "Scheinbar muss ich dir auf die Sprünge helfen." Die Hand ausgesteckt, ließ er eine passende Hundeleine neben seinem Körper baumeln. Die pendelartige Bewegung triggerte mich. Ich riss die Augen auf. Fuck! Ich erinnerte mich wieder.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt