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Einige Stunden vorher.

"Du willst was?" Kaiba hatte sich zu mir umgedreht. Eine Augenbraue war nach oben geschnellt.
"Du hast mich schon verstanden. Ich fordere dich heraus."
"Das ist ein Scherz. Ich duelliere mich nicht mit dir, Jonouchi. Schon vergessen, wie ich dich das letzte Mal fertig gemacht habe?" Nein, das hatte ich nicht. Und mich daran zu erinnern, war nicht gerade klug. Doch ich schluckte Kaibas Worte einfach hinunter, sowie ich den selbstgefälligen Unterton ignorierte.
"Ich mein doch nicht, dass wir uns mit DuelMonsters-Karten duellieren sollen." Ich grinste breit und deutete auf meine beiden Waffen. "Ich fordere dich hiermit heraus."
"Und was soll das sein? Willst du mich unter den Tisch trinken und mir anschließend mit dem Beutel eins überziehen?"
"Ich würde dir zwar liebend gerne eine scheuern aber…nein. Da drin sind circa hundert Holzklötze. Wir spielen Wackelturm im Challenge-Modus."
"Und du glaubst, auf so eine Kinderkacke lasse ich mich ein?" Kaiba verschränkte die Arme vor der Brust. Das ließ mein Grinsen nur noch breiter werden. "Hast du etwa Angst?", stichelte ich.
"Sicher nicht", er rümpfte die Nase.
"Dann steht einer Runde doch nichts im Weg." Ich hob die Augenbrauen an. Keinen Schimmer, warum ich so versessen darauf war, gegen Kaiba anzutreten. Sein abschätziger Blick, die Überlegenheit, die er mir gegenüber ausstrahlte und zu sich jeder bietenden Gelegenheit zur Schau stellte, taten sein Übriges, dass ich drauf und dran war, ihm eins auszuwischen. Ich hatte es bereits aufgegeben, von Kaiba ernst genommen werden zu wollen. Das hatte in den vergangen Jahren zu nichts geführt. Er hatte deutlich gemacht, dass er mich nie als Duellantin anerkennen würde, und ich hatte akzeptiert, mit der Tatsache leben zu müssen.

"Also, was ist?!" Ich wedelte mit der Schnapsflasche vor meinem Gesicht. "Traust du dich nun, oder gibst du zu, dass du ohne deine weißen Drachen keine Chance gegen mich hast?" Ich wusste genau, wie ich ihn provozieren musste, damit er anbiss. Zornig funkelte er mich an. "Steig schon ein", grummelte er. Den halben Sieg hatte ich bereits in der Tasche. Bevor es sich Kaiba anders überlegen konnte, huschte ich in die Limousine.
"Wahnsinn", kam es aus meinem Mund, noch bevor ich zu denken begonnen hatte. Der Wagen konnte sich definitiv sehen lassen! Auf dem Beifahrersitz wäre mindestens Platz für zehn weitere Leute.
Kaibas genervter Gesichtsausdruck ließ mich ganz links außen Platz nehmen.
"Isono", sagte Kaiba, der mit der Freisprechanlage kommunizierte, "fahr' ein paar Runden im Kreis. So, dass es nicht auffällig wirkt."
Hinter dem blickdichten Plexiglas konnte ich mir das Gesicht des Chauffeurs ganz genau vorstellen.
"Wie lange?" fragte Isono.
"Fünfzehn Minuten - die Sache wird schnell erledigt sein." Pah. Das hättest du wohl gerne!
"Jawohl, Seto-sama." Der Motor startete und das Riesengefährt setzte sich langsam in Bewegung.
"Und jetzt?" Kaiba sah mich mit diesem ganz bestimmten Blick an. Ich wusste, dass er dieses Spiel nicht ernst nahm, und ich selbst wusste nicht, wieso ich mich so hineingesteigert hatte. Aber es juckte mir in den Fingern, Kaibas perfekte Fassade bröckeln zu sehen. Selbst wenn ich ihn in einem albernen Spiel wie diesem schlagen würde. Der Gedanke, ihn überhaupt besiegen zu können, gab mir den richtigen Anreiz, die Sache durchzuziehen.

Ich legte den Stoffbeutel vor unsere Füße. "Wir legen nacheinander einen Holzklotz auf den anderen. Bei wem der Turm zuerst umfällt, hat verloren." Den Schnaps hielt ich ihm vor die Nase. "Damit es nicht langweilig wird, muss jeder vorher einen Schluck trinken."
"Aus der Flasche?" Er sah den Schnaps, dann mich an, und ich spürte den Abscheu dahinter.
"Denkst du, ich will mit dir aus einer Flasche nuckeln?", grummelte ich zurück. "Du wirst doch hier irgendwo einen Becher oder sowas haben."
">Oder sowas< trifft es wohl ganz gut", erwiderte Kaiba und kramte aus einem der unzähligen Seitenfächer zwei kleine Gläser hervor. Ich hatte mich schon gefragt, wo hier die Minibar versteckt war. Statt unzähliger Flaschen Alkohol hatte Kaiba darin Headsets, USB-Sticks und etwas, das ich nicht definieren konnte, verstaut. Spaß würde man in dieser Karre wohl vergeblich suchen.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt