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"Piep-piep-piep-piep…"
Wie ich diesen Wecker hasste!
"Nein", knurrte ich, zog die Decke bis an meine Ohren und drehte mich weg. Natürlich hörte das Mistding nicht auf mich. Es war so eingestellt, dass es halb sechs klingelte und nach genau zehn Minuten aufhörte. Ich hatte schon mehrmals probiert, das Teil irgendwie auszustellen oder wenigstens die Uhrzeit zu ändern. Aber wie alles in diesem Haus, hörte auch die Technik nur auf Seto Kaiba.

Heute wollte ich den Wecker einfach ignorieren. Sollte er doch läuten - dann würde ich einfach so lange ausharren, bis die zehn Minuten um wären.
Denkste! Ich hatte ganz vergessen, dass der Wecker nach fünf Minuten doppelt so laut wurde. Da half auch die Decke an meinen Ohren nichts.
"Aaah, kacke", ich schmiss die Decke vom Bett. Wieder mal ein Morgen, an dem ich nicht ausschlafen durfte. Kaiba hatte aber auch kein Erbarmen mit mir.

Ich setzte mich aufs Bett und suchte mit den Füßen nach meinen Pantoffeln. Dann stand ich auf, zubbelte mir mein T-Shirt zurecht und schlürfte wie ein Zombie ins Gästebad. Dabei klang ich auch wie einer. Zwischendrin schimpfte ich vor mir hin - wenn ich nicht gerade gähnte, denn das tat ich in einer Tour.

Im Bad begann dann der alltägliche Rundgang durch die einzelnen Stationen. Das Bad war so riesig. Hier drin gab es sogar drei Waschbecken - jedes Becken war für eine andere Aufgabe vorgesehen. Nicht, dass ich mich daran hielt. Die Zahnbürste in den Mund gesteckt, ging ich ans zweite Waschbecken und holte aus dem Schubfach eine Bürste heraus. Ich nahm noch einen Gummi, mit dem ich mir die Haare zu einer Palme zusammenband und betrachtete mich mit halb offenen Augen im Spiegel. Ich würde wohl wieder eine kalte Dusche brauchen. Das einzige, das half, wenn ich nicht in Fahrt kam.
Natürlich freute ich mich auf die Luxusdusche, die vielen Einstellungen und Features waren einfach nur der Hammer. Die Strahlen in die richtige Stärke gedreht, konnte ich mir mit dem Duschkopf eine ordentliche Nackenmassage verpassen. Wenn ich etwas aus diesem Haus mitnehmen dürfte, wäre es definitiv die Dusche. Auch wenn ich kein normales Bad kannte, in das dieses Mordsteil reingepasst hätte.

Ich stellte mich also unter die Dusche. Ein einfaches Wischen über die digitale Anzeige und das Wasser schoss mit voreingestellter Temperatur aus dem Duschkopf. Erst kam kaltes Wasser. Ich riss die Augen auf, ließ mein Gesicht damit berieseln und wartete darauf, dass die Temperatur stieg. Langsam wechselte das Wasser von lauwarm zu kuschelig. Ich stieß ein Stöhnen aus und öffnete die Augen.
"Aaah", ich ließ das Duschgel fallen. An der Badtür lehnte Kaiba und blickte lässig zu mir herüber."
"Was machst du hier?", fragte ich, nachdem ich mich von dem Schrecken erholt hatte.
"Du hast gestern scheinbar nicht zugehört."
"Doch", verteidigte ich mich, obwohl ich mir nicht sicher war. "Und ich habe dir ganz sicher nicht erlaubt, hier rumzuspannen."
"Spannen?" Kaiba hob amüsiert eine Augenbraue. "Als ob ich nicht schon alle Stellen an dir kenne."
"Na dann kannst du ja auch wegsehen", keifte ich zurück und hob die Flasche mit dem Duschgel auf.
"Wie soll ich denn sonst im Auge behalten, dass du dich auch brav an Regel Nummer sieben hältst."
"Ganz einfach: du vertraust mir, Ende der Geschichte! Wie du jeden Tag sehen kannst, bin ich gepflegt."
"Das überzeugt mich nicht, Jonouchi. Du solltest doch wissen, dass ich alle Regeln sehr ernst nehme."
"Ja", murmelte ich.
"Also?"
"Ich hab's kapiert", ich nahm den Schwamm und gab etwas Duschgel darauf. Gut, dass das Wasser mein Gesicht abkühlte. Mich vor ihm ausziehen war eine Sache, aber mich vor ihm zu waschen, überschritt doch eine Schamgrenze, von der ich nicht wusste, dass ich überhaupt noch eine hatte.

Ich versuchte, mir Kaiba und seine stählernen Augen einfach wegzudenken. Sollte doch kein Problem sein, so zu tun als wäre ich allein und würde mich in Ruhe waschen. Aber Kaiba war nun einmal da und ich konnte ihn mir nicht wegzaubern.
"Ist dir das sauber genug?", murrte ich, nahm noch ein wenig Waschgel, womit ich mir die Arme wusch. "Oder hast du was an meiner Technik auszusetzen?"
"Es würde mir besser gefallen, wenn du weniger reden würdest."
"Hm", machte ich und funkelte ihn an. Natürlich belächelte er mich nur und verschränkte die Arme vor der Brust.
Na warte, Kaiba. Ich rieb den Schwamm, dass dicke Schaumflocken heraustraten, dann begann ich meinen Oberkörper einzuseifen - und zwar schön langsam, mit ganz viel Schaum, den ich mit den Händen in meine Brüste einmassierte. Kaiba lächelte immer noch, nur diesmal sah ich noch etwas anderes in seinen Blicken als bloße Belustigung. Das animierte mich, weiter zu machen, genüsslich die Stellen einzuschäumen, mit denen Kaiba schon das ein oder andere Mal seinen Spaß gehabt hatte.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt