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"Überraschung, Se-!"
"Mokuba?!"

Keine Ahnung, wer von uns dreien mehr überrascht gewesen war.
Seto Kaiba, der seinen Bruder erst in zwei Tagen erwartet hatte? Ich, die gefesselt auf Kaibas Bett lag - nackt mit Hundehalsband, Augenbinde und Kaibas Kopf zwischen den Beinen? Oder doch Mokuba, den ich nicht sehen, aber mir umso besser sein Gesicht vorstellen konnte?

Oh, Mann..

"Ich hab nichts gesehen!", rief der Jüngere in den Raum, und ließ >rums< die Tür ins Schloss fallen.
"Scheiße", knurrte es über mir. "Mokuba, warte!" Schon war der ältere Kaiba aufgesprungen und raus aus dem Zimmer geeilt.
"Hey, Moment mal", ich zog an den Handschellen. Kaiba hatte mich doch tatsächlich vergessen. Das durfte doch nicht sein ernst sein! "Argh…. Kaiba! Ich bring' den Kerl noch um!"

Wenigstens schaffte ich es, mir die Augenbinde aus dem Gesicht zu ziehen. Dabei musste ich wie eine Robbe ausgesehen haben, die auf dem Rücken liegend versuchte, sich von der Stelle zu bewegen. Na toll! Das war ja ein Klasse Start in den Tag. Wieder einmal. Seitdem Kaiba und ich mit unseren Spielchen angefangen hatten, gab es kaum einen Morgen, der wirklich befriedigend für mich geendet hatte (mal von den ein, zwei Ausnahmen abgesehen).

Mit einem tiefen Seufzer sackte ich zurück aufs Bett.
Armer Mokuba! Womöglich hatten wir dem Kleinen einen Schock fürs Leben verpasst. Der Jüngere war gerade mal zehn…oder elf…? Ich hatte eigentlich keine Ahnung, wie alt Mokuba war. Für mich blieb er immer der Junge, der auf Duelist Kingdom gefangen genommen worden war. Klein, hilflos und voll fixiert auf seinen großen Bruder.

Ich starrte hinauf zur Decke und überlegte, wie Seto Kaiba so eine Situation wohl erklären würde. Egal, was ich mir zusammen sponn, es kam immer dasselbe heraus: Mokuba hatte Kaiba und mich in flagranti erwischt. Selbst ein Seto Kaiba konnte sich da nicht herausreden. Mir schoss die Farbe ins Gesicht. Wie sollte ich denn Mokuba jemals wieder in die Augen sehen können, ohne diese Szene dabei im Kopf zu haben?! Ich seufzte. Ein Geräusch im Flur ließ mich die Lauscher aufstellen. Die Tür ging auf und Kaiba kam zurück ins Zimmer. Er schaute mich mit diesem unverständlichen Blick an, dass ich die Augen aufriss und mit den Handschellen klimperte. Er kam auf mich zu und begann mich loszumachen. Na endlich!

"Alles klar?", fragte ich, weil mir nichts besseres einfiel und ich mir doch ein wenig Sorgen um Mokuba machte.
"Geht so", entgegnete er und setzte sich ans Bettende. "Er ist ein wenig…durcheinander. Wir haben nicht viel geredet, er war nicht ganz anwesend."
"Soll ich gehen?"
"Wieso?"
"Na…ich weiß nicht. War nur so ein Gedanke. Wenn ihr lieber allein sein wollt..." Ich krabbelte ans andere Ende des Bettes und schnappte mir mein T-Shirt.
"Nicht nötig", antwortete Kaiba, als hätte ich ihm einen ganz verrückten Plan erzählt. "Ich muss gleich in die Firma und Mokuba wird nachher auch zu tun haben."
"Ist das deine Art, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen?"
"Mokuba und ich haben bereits alles besprochen. Ich denke nicht, dass es noch was bringt, weiter darauf rum zu reiten."
"Wenn du meinst…" Warum musste ich auch fragen. In der Familie Kaiba wurde sicher nicht über Gefühle und Probleme geredet. Entweder wurde die Vergangenheit begraben oder das Problem einfach eliminiert. Was Mokuba betraf, wusste ich nicht, ob es für ihn nicht doch eine dritte Möglichkeit gäbe - aber bei dem Bruder…

Ich beschäftige mich einfach weiter damit, meine Sachen aufzulesen. Auf der Suche nach meinen Shorts, wurde ich von Kaiba überrumpelt. Der Braunhaarige hatte seine Arme um meine Taille geschlungen, dass ich mit dem Rücken an seine Brust gepresst wurde. Seine Lippen legten sich gefährlich nahe an mein Ohr. Mittlerweile wusste ich, dass er meinen Schwachpunkt kannte und ganz gezielt einsetzte.
"Nachher machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben", sagte er und ließ eine Hand unter mein Shirt gleiten. Gegen Kaibas Berührungen war ich machtlos. Was auch seine Hände mit mir anstellten, ich war ihnen hilflos ausgeliefert.
"Hm", brachte ich hervor, während er an meinem Ohrläppchen zu knabbern begann, einmal beherzt zubiss, dass ich die Zähne in meine Unterlippe drückte. Gnadenlos und ohne Vorwarnung zog er sich zurück und richtete sich auf.
"Bis später", sagte er, lächelte und verschwand hinter der Tür. Etwas unsicher saß ich auf dem Bett und rührte mich nicht. War Kaiba nur durcheinander oder hatte er mich gerade echt in seinem Zimmer stehen lassen? Ich drehte meinen Kopf - vielleicht käme er gleich wieder angesprungen. So nach dem Motto: raus mit dir, Hündchen. Ich kräuselte die Lippen. Kaiba hatte mir diese Hündchen-Sache so eingetrichtert, dass ich gar nicht mehr aus dem Vergleicheziehen rauskam. "Oh, Mann", stöhnte ich in meine beiden Handflächen und kletterte vom Bett.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt