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Tag siebzehn von dreißig.
Ich war sowas von am Arsch…

"Kaiba…Das wird er mir noch büßen", zischte ich, während ich seit einer gefühlten halben Stunde nichts anderes tat als diese beschissenen Nylonstrümpfe über meine Füße zu bekommen.

Das hatte sich der reiche Geldsack mal wieder toll ausgedacht! Mich in komplizierte Klamotten zu stecken und dann auch noch einen auf Geheimniskrämer zu machen! Ich war für den Rest des Tages bedient.

"Das kriegt doch kein normaler Mensch drüber!" Wie sollte ich denn dieses Stück >Etwas< (Stoff sind diese paar Fädchen sicher nicht) überziehen, ohne eine Laufmasche reinzubekommen?! Das war doch geistige Folter, was Kaiba da von mir verlangte.
Mit zusammengebissenen Zähnen hob ich mein linkes Bein, streckte es bis zum Anschlag aus und…
"Oh-o", ich kippte nach hinten, plumpste vom Bett und musste mir erst einmal den Pony zurecht rücken. Wenigstens hatte ich es geschafft, die Strümpfe über meine Beine zu kriegen. Ein kleiner Erfolg, der das eigentliche Übel dieses Abends nicht aufwiegen konnte.

Als ich am Vormittag in mein Gästezimmer kam, fand ich auf dem Bett einen großen Karton, auf dem ein Zettel mit der Nachricht >anziehen - Isono holt dich um acht ab< lag. Ich dachte erst, Kaiba machte Witze. In dem Karton war ein komplettes Outfit. Abendkleid, Schuhe, Accessoires - Kaiba hatte an alles gedacht. Dass er mich noch einmal in so einem schicken Fummel sehen wollte, hatte er ja bereits deutlich gemacht. Aber was Isono damit zu tun hatte, und warum er mich >abholen< musste, kapierte ich nicht.
Auch jetzt hatte ich noch keine Ahnung, was Kaiba geplant hatte. Am Frühstückstisch hatte er nichts erzählt und gestern Abend war auch noch nicht die Rede davon gewesen, dass er irgendetwas Besonderes mit mir vorhätte.
Dann musste ich mich wohl oder übel überraschen lassen.

Ich schlüpfte in das Kleid. Es war hauptsächlich schwarz mit einer dunkelroten Umrahmung. Es hatte zwei dünne Träger und einen runden Ausschnitt, nicht zu tief, genau richtig. Es war relativ schlicht gehalten. Unterhalb meiner Brust vermischte sich das Schwarz mit dem Rot. Das Kleid erinnerte mich an den schwarzen Rotaugendrachen. Der Gedanke an mein Monster ließ mich dann doch ein wenig schmunzeln. Es war nicht das schlechteste Outfit, das ich erwischen konnte. Die Absatzschuhe waren auch nicht so mörderisch hoch wie beim letzten Mal. Mit der Schminke, die ich mir noch selbst ins Gesicht wischen konnte, ohne dass ich wie ein Clown aussah, und der kleinen spitzen Haarspange, die ich mir ins Haar klipste, sah ich doch recht passabel aus. Ich hatte es nicht so gut wie Mai hinbekommen, aber für heute Abend musste es reichen.

"Jonouchi-san." Isono stand vor meiner Tür, verbeugte sich und bedeutete mich, mit ihm zu kommen. Unsicher folgte ich ihm nach draußen. Isono öffnete die hintere Beifahrertür der Limousine. Was ging hier bloß vor?! Ich hatte gar kein gutes Gefühl, und meine schlechten Vorahnungen hatten sich bisher immer bewahrheitet.
Aber ich hatte keine andere Wahl als einzusteigen. Alles war besser als mich stur in meinem Zimmer einzusperren.

Zunächst fuhren wir Richtung Innenstadt. Als wir das Kaiba Building ansteuerten, wäre ich fast aus dem Wagen gesprungen. In letzter Sekunde hielt ich mich am Gurt fest und knirschte mit den Zähnen. Ich würde auf keinen Fall in seine Firma gehen und Modenschau für ihn laufen!

Vorsichtig sah ich aus dem Fenster. Ich entdeckte Kaiba, der aus dem Firmengebäude marschierte. Er trug einen weißen Anzug und ich schluckte schwer, als er die Wagentür aufriss und sich neben mich setzte.
Mit großen Augen sah ich zu ihm herüber, aber Kaiba interessierte sich nicht für mich. Er wirkte unglaublich gestresst. Die eine Hand fuhr über seine Haare, mit der anderen tippte er auf seinem Smartphone herum, während er Isono Anweisungen erteilte. Der Wagen startete und es ging weiter.

"Sagst du mir irgendwann noch, was du vorhast?" Ich redete erst, als Kaiba sein Handy eingesteckt hatte.
"Wir gehen essen", antwortete er und drehte sich zu mir um. Ein Kompliment hatte ich nicht gerade erwartet, aber irgendein paar lobende Worte wären doch wohl drin gewesen!
"Ich habe heute Abend ein Geschäftsessen."
"Alles klar…warte mal. Du hast was?!"
"Yoshifudo-sama ist ein reicher und einflussreicher Mann. Für die Kaiba Corporation wäre er ein wichtiger Partner. Ich will unter allen Umständen ein Geschäft mit ihm machen."
"Und da nimmst du ausgerechnet MICH mit!" Ich drückte mich an meinen Sitz. "Da kannst du mir auch gleich die Waffe an die Brust halten!"
"Ich", Kaiba knirschte mit den Zähnen, "würde das nicht machen, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe. Yoshifudo ist ein streng konservativer Geschäftsmann. Er legt viel Wert auf ein sauberes Image...und auf die Familie."
"Sauberes Image", wiederholte ich.
"Spar' dir deinen Kommentar, Jonouchi. Wir haben keine Zeit dafür."
"Schön und gut. Ich versteh immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat."
"Ich habe nur eine Chance, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Wenn ich ihm vormachen kann, dass mir diese Werte wichtig sind…aus dem Grund habe ich Yoshifudo gesagt, dass ich heute mit meiner…Verlobten aufkreuzen werde. Seine Frau wird ebenfalls da sein. Du brauchst dich nur mit ihr zu unterhalten und…"
"Stopp! Du willst, dass ich deine Freundin spiele?!"
"Meine Verlobte", korrigierte er mich, als ob es jetzt darauf ankommen würde.
"Wie stellst du dir das vor!? Ich kann doch nicht-"
"Doch, du kannst. Das ist der Deal."
"Und warum erfahre ich erst jetzt davon?"
"Weil es heute Morgen erst beschlossen wurde. Yoshifudo hatte kurzfristig Zeit, ich musste schnell handeln. Glaub' mir, ich hätte auch etwas mehr Vorbereitungszeit benötigen können."

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt