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"Dieser eingebildete Mistkerl! Verschwendet meine kostbare Zeit!"
Kaum waren wir in die Limousine gestiegen, hatte Kaiba auch schon angefangen los zu schimpfen.
"Erst muss ich mir sein blödes Gequatsche anhören, und dann will er nicht einmal über eine Partnerschaft reden. Er wusste von Anfang an, dass es keinen Deal geben würde und trotzdem bestellt er mich hierher…" Kaiba lockerte den Knoten seiner Krawatte und befreite sich von den ersten beiden Knöpfen. Er war noch lange nicht am Ende. Sein Gesicht war am Kochen und sein Blick wollte jemanden töten.

Ich hörte mir an, wie Kaiba eine Beleidigung nach der anderen raushaute. Dabei war ich erstaunt, wie viele fäkale Schimpfworte ihm einfielen. Wenn Kaiba wollte, konnte er gut mit mir mithalten.

"Ich verstehe es einfach nicht", fasste er schließlich zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, "diese Partnerschaft wäre für unsere beiden Firmen von Vorteil." Er schüttelte den Kopf. "Ich habe ihm alles gegeben, was er wollte. Mann, ich hab ihm sogar eine Verlobte präsentiert! Was will er denn noch?!"
"Vielleicht", sagte ich und wagte mich aus Kaibas Komfortzone heraus, "sollte es dir nicht ständig egal sein, wie andere dich sehen."
Sein Gesicht wandte sich Meinerwenigkeit zu. Mir war klar, dass ich mich in sein Selbstgespräch eingemischt hatte. Doch das war mir egal. Ich zuckte mit den Schultern. "Weißt du überhaupt, wie du für andere rüberkommst?"
Kaibas Blick war eindeutig. Er wusste es nicht und es war ihm scheißegal. Genau das war ja das Problem. "Du hast Yoshifudo behandelt als wäre er der naive, kleine Junge."
"Jonouchi", raunte es neben mir. Aber ich ignorierte Kaibas Knurren. Der Kerl hatte es mal bitter nötig, dass ihm einer die Wahrheit ins Gesicht schlug. "Schon mal drüber nachgedacht, dass du nicht jedem deine Genialität an den Kopf knallen musst…oder auch, dass du nicht allen um dich herum das Gefühl geben musst, als wären sie irgendwelche Spasten und deiner nicht würdig?"
"Jonouchi", kam es jetzt etwas harscher, "misch' dich nicht in Dinge ein, von denen du nichts verstehst. Ich bin jetzt nicht in Stimmung, mir deine kindischen Ratschläge anhören zu wollen."
"Du hast recht. Von deiner Welt verstehe ich nichts. Aber es dreht sich nun mal nicht alles um dich und deine Welt!" Ich atmete tief ein. "Und im Gegensatz zu dir, weiß ich, wie ich andere zu behandeln habe, damit sie mich mögen. Nenn' es meinetwegen kindisch, aber dafür ist es ehrlich. Solltest du vielleicht auch mal probieren. Manchmal reicht es eben nicht aus, reich und mächtig zu sein."
"Du hast ja keine Ahnung", Kaiba lachte auf, "nur darum geht es in der Geschäftswelt. Weißt du, wie viel Arbeit es war, so >reich und mächtig< zu werden? Welche Opfer es bringen musste?" Kaibas Stimme vibrierte durch das Innere der Limousine. Er kochte vor Wut. "Mal ganz zu schweigen, dass ich es mir nicht ausgesucht habe, so zu werden! Denkst du, es wäre ein Zuckerschlecken gewesen?"
"Ich-"
"Du weißt gar nichts! Weil du in deiner dummen kleinen Welt aufgewachsen bist und nichts von diesem Leben verstehst. Also hör' auf, mich belehren oder erleuchten-
- oder als was auch immer du deine Predigten bezeichnest - zu wollen!"
"Ist das deine Entschuldigung, dass du dich wie der letzte Arsch verhältst?" Nun begann ich aufzufahren. Seine Worte hatten mich getroffen. Ich war irritiert, wütend und ein wenig enttäuscht. Manches davon verstand ich selbst nicht.
Kaiba antwortete mit einem verächtlichen Schnauben.
"Genau das meine ich", sagte ich und zeigte auf ihn. "Kannst du nicht wenigstens so tun, als hättest du Respekt vor irgendjemandem außer dir selbst?!"
"Das sagt gerade die Richtige. Wer schmeißt denn ständig mit Beleidigungen um sich, ohne einmal darüber nachzudenken?"
"Ich beleidige nur, wenn es derjenige nicht anders verdient."
"Dann fang bei dir selber an!"
"Mach du's doch", blaffte ich zurück und stupste ihn oberhalb seines Brustkorbes an. Daraufhin griff er mein Handgelenk. Er zog mich zu sich heran. Unsere Nasenspitzen berührten sich. In mir broddelte es. Ich wollte meinem Ärger Luft machen, als Kaiba mich bereits am Nacken packte und seine Lippen auf meine presste. Ich wehrte mich und zappelte. Zwecklos. Er hatte mich fest im Griff und als der Ärger sich mit dem Kribbeln zwischen meinen Beinen vermischte, wollte ich gar nicht mehr dagegen halten. Verflucht. Was war mit mir los?
Sobald ich seiner Zunge Einlass gewährte, war Kaiba nicht mehr zu bremsen. Allein seine Küsse waren wie zügelloser Sex. Ich wurde weich - wie jedes Mal. In Kaibas Gegenwart wurde ich schwach und verlor ein Stückchen von mir selbst…und es gefiel mir. Ich spürte, wie sehr ich gerade diese Intensität, diese Nähe brauchte, sie geradezu wohlwollend in mich aufsaugte. Das Gefühl, von ihm gewollt zu werden - und das zum unpassendsten Zeitpunkt. Ich hatte zwar nie ein Gefühl für perfektes Timing, aber das ergab selbst für mich keinen Sinn. Aber mit Logik hatte die ganze Sache von Anfang an nichts zu tun gehabt. Wir waren zwei Verrückte, zwei Gegenpole, die ständig darauf warteten, miteinander zu kollidieren. Und ja, es war selbstzerstörerisch, aber auch intensiv, dass ich selbst nicht mehr wusste, was das eigentlich zwischen uns war. Was dieses Spiel mit uns anstellte.

Ob es richtig war, spielte keine Rolle. Ich machte einfach weiter, weil Kaiba weitermachte. Er küsste meine Lippen wund, und mir gefiel, wie seine Finger meinen Nacken massierten, an meinen Haaren zogen, während ich mich an ihn presste, seine Nähe, einfach alles an ihm spüren wollte.
Zu gern hätte ich meine Hände auf seine Brust gelegt, die Muskeln unter seinem Hemd erkundet, wäre mir den Fingernägeln über die Haut gefahren…aber Kaiba hielt mich fest, sein Griff ließ mir keine Chance, mich von ihm zu befreien. Diese Area war Sperrzone. Das hatte Kaiba deutlich gemacht. Er sagte mir nicht den Grund, und ich traute mich nicht, ihn zu fragen. In meinem Hinterkopf flüsterte mir ein Stimmchen, dass ich es lassen sollte und ausnahmsweise hörte ich darauf.
Im Moment war es fast schon schmerzhaft, wie er mich auf Distanz hielt, während unsere Körper etwas ganz anderes wollten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er von meinen Lippen. Ich atmete schwer, ich wollte nicht, dass er aufhörte, dass er sich zurückzog. Sein Mund streifte mein Ohr, er hauchte einen Kuss, während ich stöhnend die Augen schloss und kapitulierte, wie ich bei dieser Berührung immer kapitulierte.
"Jonouchi", raunte Kaiba, "du weißt, welche Regeln du verletzt hast?"
"Hm", stieß ich hervor. Ich wollte nicht reden, nur ließ mir Kaiba keine Wahl. "Dieselben wie immer.", murmelte ich. "Ich bin ein ungezogenes Hündchen."
"Das bist du." Er nahm mir das Collier ab, legte mir stattdessen das Halsband um. Es war warm und legte sich perfekt um meinen Hals.

"Was mache ich nur mit dir?", sagte Kaiba. Keine Ahnung, ob ich etwas verpasst hatte. Meine sensible Stelle machte mich blind und taub.
"Weil du einfach nicht dazu lernst, müssen wir wohl wieder härtere Geschütze auffahren."
"Okay", stöhnte ich.
Moment, was hatte er gesagt?! Abrupt schlug ich die Augen auf. Zu spät! Einmal nicht aufgepasst, hatte er mir die Leine umgelegt.
"Nein", jaulte ich.
Sinnlos. Das hatte ich nun davon. Jetzt musste ich da durch.

Inu no GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt