Kapitel 2

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Ich riss den Vorhang auf und alles blieb stehen. Mir kam die Galle, mir weiteten sich die Augen und es roch nach Kupfer.

Das kann nicht sein!
Sie war jahrelang verschwunden und jetzt?!
Vor mir auf den Boden lag sie. Ihre Augen starr gen Decke gerichtet. Ich versuchte einen Aufschrei zu unterdrücken. Erst jetzt bemerkte ich das tiefe Rot unter ihr. Die Blutlache zu meinen Füßen wurde immer größer. Das muss ein Traum sein!
Ihre Adern traten merkwürdig in einem dunklen blau hervor, wie das Netz eines Fischers. So blass, fast durchsichtig schimmerte ihre Haut.
Ich starrte Lunaura gebannt an. Sie musste es sein.
Sie sieht genauso aus wie die Statur und wie die, die mich in meinen Albträumen viel zu oft heimsuchte.
Ihre Eisblauen Augen schnellten zu mir und da konnte ich nicht mehr anders. Ich kreischte so laut, dass ich selbst angst davor hatte, mir würde gleich das Trommelfell platzen.
Warum schreie ich überhaupt?
War es aus Trauer, unsere Heldin in so einer Szene wieder zu finden?
Oder die noch größere Angst davor, dass mir das selbe blühte?
Hilfesuchend sah ich mich um. Keiner schien in meiner Nähe zu sein, mich zu hören. Auf einmal umhüllte mich ein einziges Schwarz.
Kurz dachte ich, es sei eine Ohnmacht daran Schuld aber ich stellte fest dass ich nicht allein war.
Es ist wie ein Raum ohne Türen oder Fenster, ein einziges Nichts. Eine andere Dimension?
Lunaura öffnete ihren Mund doch ihr schien die Stimme zu fehlen. Heiser kamen Bruchstücke ihrer Stimme heraus. "Ade..le, dass Amulett...nur so..genug Wasser..."
Sie quälte sich bei jedem Ton und musste zwischendurch röcheln. Ich fiel vor ihr auf die Knie, den Gedanken daran das ich mich mit ihrem Blut besudelte schob ich gekonnt weit weg.
Ich nahm ihre kalten Hände in meine und sah, dass sie einen blauen rautenförmigen Stein in ihnen fest hielt. Dieses Blau ist schöner als jeder Ozean, tiefer und reiner als der klarste Wassertropfen. Ein schwarzes Lederband ist an ihm befestigt.
"Scht, ruhig, was ist mit diesem Amulett und woher kennst du meinen Namen?" Ich versuchte klar und deutlich zu sprechen aber ich glaube es klang selbst gebrochen. Beruhigend streichelte ich über ihre Hände.
"Du m-must...beschützen, sie vers-suchen...stehlen..er hilft...kämpfen." Sie wurde durch einen Hustenanfall unterbrochen.
Mit letzter kraft griff sie nach meinem Kragen und zog mich zu sich, unsere Nasenspitzen berührten sich fast und wie meine waren auch ihre Augen weit geöffnet. "Nicht in die falschen Hände!...Nur du kannst es, renn!"
Zum Schluss wurde sie immer leiser. Ihr griff lockerte sich und mit einem leisen Platsch fiel sie zurück.

Keine Regung.

Verdammt!

Mein Kopf explodiert gleich, so viel schwirrte darin herum. Eine heiße Träne floss über meine Wange und ich streckte meine Hand zu ihr und schloss ihre Lieder.
Ruhe in Frieden, dachte ich während ich meine Augen fest zukniff.
Ohne überhaupt zu wissen was ich tat griff ich nach dem Amulett und das Bild vor mir zersplitterte. Das schwarze Nichts löste sich auf. Stück für Stück und plötzlich saß ich auf den Boden in einer Umkleide als wäre nie etwas passiert. War es doch nur ein Tagtraum? Der Stein in meiner Hand fing an zu pulsieren und bewies mir so das Gegenteil.
"Könnten Sie mir das bitte geben?"
Ich drehte mich so heftig um das meine Haare mitflogen. Hinter mir stand der Verkäufer von vorhin und verschränkte seine Arme. "Das Teil steht nicht zum Verkauf! Diese Kollektion ist eine ganz private."
Meinte er das Amulett?

'Renn!' hallte es in meinem Kopf wieder.

Die Haut des Verkäufers begann mit vielen kleinen schwarzen Sechsecken gezeichnet zu werden. Diese Teile drehten sich umgekehrt wie Dominosteine um und entblößten feuerrote Schuppen. Seine Ohren wurden immer länger und bekamen Fell.
Was geht hier ab?!
Seine Zähne wurden spitz und er schnaufte wobei ein fauliger Geruch entstand.

'So Renn!'

Ich hatte den Atem angehalten, rappelte mich nun aber wieder auf und rannte an ihn vorbei in den Hauptteil des Ladens.
Während meiner Flucht schien ich durchgehend zu schreien denn jeder der Besucher hielt sich die Ohren zu und sprang mir aus den Weg. Alle achteten sie nur auf mich, sahen sie das Monster hinter mir denn nicht?!
Statt mir zu Helfen wurde ich sogar beleidigt und gerade als ich aus den Laden stürmte sah ich noch die ältere Dame von vorhin, wie sie sich an einem Kleiderständer Faultierlike dranhängte und dieser sich unter ihrem Gewicht bog. Währe ich nicht auf der Flucht hätte ich das jetzt für äusserst amüsant empfunden.
Das Monster stampfte mir hinterher und riss alles mit sich was ihm im Weg stand.
Slalom lief ich um die einzelnen Besucher währenddessen er einfach durchzog. Was mach ich hier eigentlich?! Mein Herz hämmert wildgeworden in meiner Brust und ich bog gerade noch rechtzeitig links in einen anderen beleuchteten Gang ein.
Ich rannte gegen ein Werbeschild irgendeines Geschäfts und fiel zu Boden. Im selben Moment knallte es hinter mir und ich sah das der Exverkäufer die Kurve nach links nicht ganz so gut gekriegt hatte. Mit neuem Mut und blutenden Knien rannte ich auf die Rolltreppen zu.
Was auch immer an diesem Amulett so besonders ist, ich werde Lunauras letzten Willen erfüllen und darauf aufpassen!
Die eigentlich hochfahrende Rolltreppe rannte ich so schnell es ging runter und rempelte einen ganzen Klumpen von Menschen um. Ein Hund kläffte irgendwo und ich war froh als ich unten war.
Im zweiten Stock dann lief ich einfach geradeaus weiter, hätte ich versucht die ganzen Rolltreppen runter zu rasen bis ins Erdgeschoss .hätte es mich eingeholt oder ein Opa mit Stock hätte mir meinen Kopf zertrümmert. Wo kann ich mich verstecken?! Was soll ich jetzt machen? Ich muss schneller werden, Ich will nicht sterben! Diese Sätze wurden schon zur Dauerschleife in mir.
Meine Beine drohten weg zu knicken und ausgerechnet da lief ich gegen etwas. Oder besser gesagt jemanden...

[Ich weiß, es ist kurz:(
Hoffe es hat trotzdem gefallen<3]
Lg eure BlueZitrus;)

AdeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt