Kapitel 9

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Hm. Ein Haus. Ich bin mir sehr sicher er meinte ich soll in ein verlassenes Haus einbrechen. Ich fummelte mein Handy aus der Tasche meiner Bluse und überprüfte die Adresse samt Hausnummer.
Mein Blick wechselte von dem Handy zu dem Eisentor und wieder zurück.
"DAS IST EIN GOTTVERDAMMTES SPUCKSCHLOSS!!!!"
Mir wurde ganz flau im Margen und ich lief auf der Stelle umher. Wetten da drin sind Krokodile? Wetten die sind darauf abgerichtet alles an mir zu fressen ausser meine Arme damit er sich das Amulett nehmen kann?
"DU AMULETTANGEGEILTER SACK!" Ließ ich meinen Frust raus und trat gegen einem Tannenzapfen. Jap, wo ist der beste Ort für ein Spuckschloss? Mitten im Wald. Warum ich trotz allem nach der Hausnummer gesucht hab? Weil das ganze hier ein schlechter Witz ist!
Entweder ich werde von einem Ziegelstein erschlagen oder angeknabbert. Wenn ich mir was aussuchen dürfte dann den Ziegelstein aber nicht ohne vorher selbst das Amulett gefressen zu haben, man muss es ihnen ja nicht ganz so einfach machen. Ich starrte auf mein Fahrrad das ich vor lauter Aufregung einfach in den Dreck geschmissen hatte.
Mit einem *Plöp* und zwei kleinen Rauchwolken tauchten auf meiner rechten Schulter ein Teufel und auf meiner Linken ein Engel auf. Beide sehen so aus wie ich, nur das der Engel ein weißes Kleid trägt, die typischen Flügel und Heiligenschein hat und der Teufel mit roter aufreizender Kleidung, Hörnern und einen peitschenden Schwanz an dem am Ende ein Dreieck ist. "Los! Schwing dich auf den Sattel und mach das du abhaust!" Schrie der Engel mir ins Ohr. "Erzähl kein Scheiß! Die andern verlassen sich auf sie! Und jetzt reiß dich am Riemen, kletter über das Tor und sei ein Mann!" Mein linkes Auge fing leicht an zu zucken aber nur leicht. "Erstens, müsstet ihr nicht eigentlich die Meinungen tauschen? Zweitens ich bin kein...Mann und Drittens....Und Drittens ich sollte es mir abgewöhnen mit mir selbst zu reden!"
Ich ging in den Chat von 'Mr DuzMichNicht' und tippte mit meiner ganzen Seele einen Liebesbrief:

'Das kriegst du wieder! Wenn mich da drinnen noch mehr Überraschungen erwarten dreh ich durch! Ach und die Krokodile erschlag ich lieber selbst mit nem Ziegelstein!"

Zur selben Zeit im KBGD:

*Ding*
"Hat sie was geschrieben? Ist sie da?" Fragt Dante neugierig und stellte die volle Tasse Tee auf den Schreibtisch.
"Hmm. Hat sie."
"Nu mach's nicht so spannend."
"Rate."
"Uff alsooo. Sie flippt voll aus und kommt gleich durchs Telefon um dich zu schlagen?"
Seine Stimme klang schon fast wie eine Aussage.
"Ja und ich glaube das tut sie mit nem Ziegelstein in der Hand."
Verwirrt hob Dante eine Augenbraue.
"Was für ein Ziegelstein?"
"Ha! Frag lieber welche Krokodile!"
Theo wirkt für seinesgleichen ziemlich nervös. Hat er nun angst vor dem Ziegelstein oder macht er sich um sie sorgen? Dante hat auf jeden fall beides.

Zurück zu Adele:

Okay! Bisher hatte ich immer nach dem Motto YOLO gelebt. Warum sollte es jetzt anders sein? Voller Tatendrang und Euphorie umschlangen meine dünnen Finger die kalten Stäbe des Eisentors und mit ganzer Kraft zog ich mich hoch. Auf der andern Seite sprang ich runter und lief durch den verwucherten Vorgarten. Beim Gehen rutschte meine rechte Hand unter meinen Rock und ich zog aus dem Gurt an meinem rechten Oberschenkel die Desert sonst was Waffe. Mit zitternden Händen hielt ich sie fest und sprintete die Stufen zum Eingang hoch. Ich hob meine Rechte um zu klopfen doch im selben Moment öffnete sie sich ein kleines Stück.
Hoho! Ganz schlechtes Omen Adele. Gaaaanz schlecht! Aber das Schloss ist verlassen. Genau, verlassen hatte Theo gesagt. Er meinte auch das dieses Schloss hier ein Haus ist.
Nicht doch. Wer denkt denn gleich so pessimistisch?
Ich drückte die Tür so weit auf, dass ich mich durchquetschen konnte. Natürlich nicht ohne das sie mich ankrächzte. Vor mir erschien ein langer dunkler Gang. Er endete an einer Treppe und links und rechts ist jeweils eine Tür. Wo soll ich anfangen? Ich lief so weit gerade aus bis ich mich entscheiden musste. Wenn ich unten kontrolliert hatte kann mich oben keiner erschrecken, oder? Ich entschied mich für rechts und öffnete die schwere Holztür. Der Raum vor mir ist riesig! Fast wie ein Ballsaal! Tiefe Fenster lassen Licht herein, in denen man Staubflusen tanzen sieht. Die roten Samtvorhänge passen zur Atmosphäre und der lange Tisch mit den Stühlen drumrum einladend. Nur das alles verstaubt und alt ist. Das mit dem verlassen scheint also wenigstens zu stimmen. Rechts in der hintersten Ecke steht ein schwarzer Flügel. Ich trat näher an ihn ran und zog verwundert eine Augenbraue in die höhe. Auf ihm steht eine Vase mit einer Rose drin. Jedoch nicht vertrocknet sondern frisch. In voller Blüte. In meinem Bauch zog sich was zusammen und ich entschied mich rasch den Raum ab zu suchen.
'Meld dich wenn etwas seltsam ist' Hallte Theos Stimme in meinem Kopf wieder. Meine Hände fingen an zu schwitzen und ich versuchte mich zur Ruhe zu bringen. Ich schreib ihn später, meine Hände zittern zu sehr und ich will die Pistole weiter in beiden Händen halten. Mit diesem Beschluss trat ich aus den Schatullen leeren Saal und wieder in den Flur. Tief durchatmen, jetzt die linke. Ich hob eine Hand und legte sie auf den Türknauf als ich plötzlich schritte hörte. Mein Herz blieb stehen. Es kam von hinter der Tür. Leise schlich ich zur Treppe. Jeder kleinste Schritt hörte sich in meinem Kopf wie Trommeln an. Ich bring ihn um! Ich mach dich kalt Theo Kaluze und wenn es das letzte ist was ich tue! Stufe für Stufe ging ich die Rundtreppe hoch und betete, keine sich öffnende Tür zu hören. Ich hätte raus gehen sollen! Warum bin ich hier hoch gegangen?
Wenn das weiter so geht wird mir schwindlig. Ich ließ eine Hand über die graue, steinerne Wand streichen, bis ich in ein Spinnennetz packte. In Gedanken fluchend rieb ich es mir an meiner Kleidung ab und kam endlich im Turm an. Der runde Raum ist überraschend klein aber um so mehr zugemüllt. Überall Gerümpel wie auf einem Dachboden, perfekt für eine Schatulle. Ich ging auf einen Kleiderschrank zu und griff nach dem Henkel. Zählte bis drei...und riss die Tür auf. Mit meiner Waffe zielte ich jedoch auf leere. Ich fuhr mir einmal durchs Haar und drehte mich um, um mich weiter im Raum umzusehen. Mein Blick viel auf ein altes Kinderbett, mit einem Himmel aus Rüschen.Von alleine fing es an zu schaukeln. Mein Herz raste!
Mit weit geöffneten Augen ging ich langsam auf ihn zu. Im Bett liegt eine Puppe, der ein Auge fehlte. Wie eine gestörte zielte ich auf sie. Zu meinem Leidwesen hielt sie eine Schatulle in den Händen. Es weht auch kein Wind von dem es sich hätte bewegen können. Mit einer Gänsehaut stellte ich fest das eine Puppe auch besitzergreifend sein kann. Ihr eines Glasauge starrt mich direkt an und ich sehe verstört in mein Spiegelbild. Abrupt hörte es auf zu Schaukeln.
Nun wechselte mein Gesichtsausdruck zu verwirrt. Immer noch zielend streckte ich eine Hand nach der Schatulle aus, bis ich eine Bewegung in ihrem Auge hinter mir wahrnahm. Blitzartig drehte ich mich um und schoss drei mal auf irgendetwas. Mein Atem geht einem Presslufthammer gleich. Aber nichts war da. Ich hatte auf den Kleiderschrank geschossen. In seinem Holz befinden sich drei Löcher. Ausser mir ist hier niemand!
Hoffentlich hat der da unten mich nicht gehört! Bei dem Schall fast unmöglich. Ich drehte mich wieder um und sah....ein leeres Kinderbett. In ihr liegt noch die Schatulle aber die Puppe! Wo ist die Puppe?!
Hysterisch sah ich mich um, schnappte mir dann einfach die rote, verschnörkelte Schatulle und lief zügig auf die Treppe zu.
Musik. Jemand spielte Musik. Um genau zu sein auf einem Klavier. Ich Schluckte und ging die Stufen runter. Wer kann das sein?
Das Stück kenne ich sogar! Es heisst Für Elise, von Beethoven.
Irgendwie beruhigten die klänge. Was nicht heißen soll das meine Angst verflogen sei!
Unten prüfte ich ob die Luft rein ist und konnte erleichtert Aufatmen.
Die Tür hinter der ich vorhin Schritte vernahm ist Gott sei Dank geschlossen. Die andere jedoch, in der das Klavier steht nur angelehnt. Ich schlich mich ran und lugte durch den kleinen Spalt. Anders als befürchtet sitzt gar keiner am Klavier. Mit krauser Stirn ging ich etwas darauf zu. Die Tasten drückten sich von alleine runter. Aber, wie ist das möglich?! Tränen aus Angst bildeten sich langsam in meinen Augen und ich steckte die Schatulle unter meinem Arm um mein Handy zu zücken.

'Hier stimmt was nicht! Hilf mir!'

Mich pustete etwas an. Ich schaute von meinem Handy auf und direkt in das Gesicht eines Mädchens mit nur einem Auge. Vor schreck fiel mir die Pistole aus der Hand aber der Griff um mein Handy verkrampfte. Das Klavier war verstummt und ich holte tief Luft um so laut ich konnte zu schreien. Ich drehte mich um und rannte immer noch kreischend aus dem Schloss. Noch nie zuvor hatte ich mir so sehr einen Ziegelstein gewünscht. Warum lass ich auch ausgerechnet die Pistole fallen?! Mein Amulett fing an blau zu leuchten. Um meinen Knöcheln bildeten sich blaue Kreise und ich wurde noch schneller. Wie selbstverständlich sprang ich über das so hohe Eisentor, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr um mein Leben. Ohne zurück zu blicken.
Die Schatulle und mein Handy, die ich in meine Tasche am Fahrradkorb gestopft hatte wurden durchgeschleudert. Selbst als ich in der Stadt war dachte ich nicht daran langsamer zu werden. Dieses Mädchen... Ihr linkes Auge ist ein einziges schwarzes Loch!
Weinend kam ich auf der Westseite am Hochaus in dem sich KBGD befand an. Holte die Schatulle aus der Tasche und schmiss mein Fahrrad achtlos zur Seite. Die Fragenden Blicke der Passanten ignorierend. Statt den Fahrstuhl rannte ich die Treppen hoch und kam vor der Tür zum stehen. Im selben Moment öffnete sich diese und ich fiel weinend in irgendwelche Arme. Wegen meiner Überstürzung riss ich den vor mir zu Boden doch das war jetzt egal. Ich merkte wie mir jemand über den Rücken streichelte und versuchte mich zu beruhigen. Es wirkte schier unmöglich. "Silverte wia."
Irgendetwas in mir kribbelte und langsam beruhigte ich mich.
"Wi ressa ventu salte. Se sacressa wia celute." Von der vollgerotzten Schulter blickte ich hoch in Theos Augen. Sie sind...rot-braun?! Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und zog es näher an mich rann um mir diese Augen anzusehen. Die Iris ist auch nicht mehr ganz rund sondern- Theo zog scharf und lautstark die Luft ein und sah mich geschockt an. Ich glaub er versteht da was falsch, hält jedoch trotzdem still damit ich ihm in die Augen sehen kann. "Ach so ist das also! Ihr zwei mögt euch doch mehr als ihr zugeben wollt stimmt's?" Dante trat neben uns, grinste schelmisch und hob die Augenbrauen mehrmals. Ich ließ meine Hände neben mich fallen und auf der stelle fingen meine Wangen an zu glühen und auch Theo wurde rot. Aber warum wird er denn rot?! Ganz plötzlich wurden meine Fingernägel für mich interessanter.
Beschämt antwortete ich. "N-Nein! Das ist es nicht! A-Aber seine Augen... zuerst dachte ich sie wären ein Gemisch aus blau und Grau. Als er mich zur Agentin gekürt hatte waren sie grün. Und jetzt... wo er diese komischen Worte gesprochen hat sind sie rot-braun! W-Wie kann das sein? Und was waren das für Worte?"
Ich sah wieder zu Theo auf. Er blinzelte und sie wurden wieder grau-blau. Ich wollte ihn drauf aufmerksam machen doch er stand auf uns sah überheblich auf mich hinab. "Ich komme aus einem anderen Land und da spricht man nunmal so! Und wenn du gegen das Licht guckst sehen Farben schon mal anders aus! Ganz normal, Okay?! Und jetzt frag nicht Dinge die dich nen Dreck angehen und gib mir die Schatulle." Er streckte die Hand abwartend aus. Was geht denn jetzt mit dem ab? Da sag mal einer Frauen sind nicht zu verstehen!
Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Was geht eigentlich bei dir ab? Weißt du was ich heute durchmachen musste? WEISST DU DAS?!" Ich stand ebenfalls auf, nahm die Schatulle und stieß sie kräftig gegen ihn. "Da hast du deine Scheiße! Viel spaß damit!" "Wenn du mit so einer Kleinigkeit nicht fertig wirst, warum hat Lunaura dich dann ausgewählt? Du Nichtsnutz hast es nicht verdient!" Ich hatte mich bereits zum gehen gewendet, da drehte ich mich nochmal um und spießte Theo mit meinen Blicken auf. "Ach und bevor ich es vergesse! Wenn du mich umbringen willst dann hab wenigstens genug stolz es mit deinen eigenen Händen zutun und schick nicht irgend ein Mädchen! Du bist ein Monster, Theo!" Seine Miene besteht einzig aus Schock. Doch das war mir egal. Alles egal! Er hat nichtmal Respekt vor Personen die ihr Leben für ihn riskieren! Wieder kamen mir die Tränen. Nicht wegen ihm sondern aus Wut auf mich selbst. Er hatte recht. Ich hatte es nicht verdient die "Auserwählte" zu sein. Was auch immer das bedeutete, wenn sie so etwas wie heute bekämpfen muss, dann bin ich die Falsche! Dante trat zwischen uns und zog an meinem Arm, damit ich nicht gehen konnte. Mir wurde ganz plötzlich schlecht und ich wurde müde. Ich sackte zusammen und schlief einfach so ein.

[Hay, wg? Ich schreib gerade den letzten Satz da updaten drei Bücher aus meiner Bibliothek *smile*
2215 Wörter *-*
Meinung, Kritik, Freude? Bin für alles offen <3]
Lg BlueZitrus

AdeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt