Prolog

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Louis lächelte breit als er auf die Anzeigetafel am Bahnhof sah.

Triest stand darauf.

Es fühlte sich befreiend an. Er war endlich entkommen - nach einer viel zu langen Reise. Noch gestern Nachmittag war er in seine Heimat Doncaster & sehnte sich nach einem anderen viel aufregenderen Leben. Nach Aufregung & Erfahrungen von denen er seinen Kindern irgendwann mal erzählen könnte. Er wollte was erleben & nicht jeden Tag in der Uni seine Zeit absitzen!

Louis hatte kein schlechtes Leben - auf keinen Fall. Er studierte Wirtschaft auf einer Eliteuniversität in Manchester. Hatte dort einige Freunde & spielte Fußball in einem bekannten Verein. Louis hatte eine eigene - relativ große - Wohnung die er liebte & auf die er stolz ist.
Louis war Teil einer großen Familie, die mehr oder weniger liebevoll zu ihm waren. Seine Schwestern mehr, seine Eltern eher weniger. Louis hatte ein eigenes Auto & fuhr damit am Wochenende immer zurück nach Doncaster um seine Schwestern zu besuchen.
& trotz all dem könnte er sich allein bei dem Gedanken daran übergeben.
Louis wollte nie an dieser verdammten Schnösel-Uni studieren. Er wollte garnicht studieren! & wenn würde er eher Kunst studieren als Wirtschaft.
Louis hasste es an dieser blöden Uni! & er hasste seine blöden Wirtschaft-Kurse. Er wusste ehrlich gesagt nichtmal wie er das Semester bestanden hat, da er kein einziges Mal in der Vorlesung aufgepasst hat.

Im Gegensatz zu Wirtshaft ist sein Skizzenbuch wahrscheinlich das was er am meisten auf dieser Welt liebt. Er trug es überall mit sich mit. Ohne verließ er das Haus nicht - niemals! Weder um einkaufen zu gehen, noch für seine Vorlesungen oder für einen Abend in der Bar. Man sah ihn nur mit dem Skizzenbuch zusammen!
Es war voll mit belanglosen Krizzelein & Zeichnungen die er nichtmal als Kunst einstufen würde - eine Uni das schon garnicht. Deswegen bewarb er sich wahrscheinlich auch nicht für eine Kunst Uni.
Das Buch war wie sein Tagebuch. Es beschrieb alle seine Emotionen - egal ob gut oder schlecht. & wenn er ehrlich wäre, es wäre ihm peinlich wenn es jemand sehen würde.

„Sind Sie frei?" fragte Louis leise in eines der italienischen Taxis die am Bahnhof standen. Der Taxifahrer welcher aussah wie ein typischer italienischer Mann sah ihn kurz komisch an & nickte dann. Louis lächelte & stieg ein. So viel Lebensfreude hatte er lange nicht mehr verspürt. Er war sich nicht mal sicher ob er sich jemals zuvor so lebendig gefühlt hat!

Louis war einfach abgehauen - ohne irgendwem bescheid zu sagen. Er hatte nur einen kleinen Zettel auf dem Küchentisch seiner Eltern hinterlassen.

Ich bin erstmal weg...weiß nicht wie lange...(bis Weihnachten bin ich bestimmt wieder zurück)
Love Louis x.

Zu gerne würde er ihre Gesichter sehen, wenn sie realisierten dass Louis nicht nur einen kleinen Urlaub macht. Er war heute Nacht mit nur den nötigsten Dingen abgehauen.
Es waren nur er, sein Skizzenbuch & der Koffer welcher viel zu voll war. & Louis liebte es jetzt schon.
Es war ein Abenteuer. Er war noch nie in Italien, konnte kein Wort italienisch & hatte nichtmal einen Platz zum schlafen. Jedoch genau das gefiel ihm. Er mochte es spontan & ohne Plan.

Sein Handy hatte Louis schon längstens auf Nicht-Stören-Modus geschaltet. Immerhin wollte er immer noch Bilder von dem Ort hier machen aber nicht die ganze Zeit von seinen Eltern angerufen werden weil sie nicht wussten wo er steckte. Später - vielleicht in 2-3 Tagen - würde er sich melden nur um ihnen zu versichern dass es ihm gut geht. Wo er war würde er jedoch keines Falls sagen!

„Dove dovresti andare?" fragte der Taxifahrer. Verwirrt sah Louis nach vorne. „Englisch?" fragte er & hoffte der Taxifahrer könnte wenigstens ein paar Wörter auf englisch. Zum glück nickte der Italiener leicht „Wohin?" wiederholte der Fahrer deswegen seine Frage. „Zum Hafen bitte." lächelte Louis dann. Mürrisch fuhr der Mann los.
Gespannt sah Louis aus dem Fenster während das Auto fuhr. Er wollte sich alles so genau wie möglich einprägen & konnte es garnicht abwarten alles zu erkunden. Louis war sich sicher, dass er sich jetzt schon in diesen Ort verliebt hatte.
Wieso genau er nach Triest & nicht nach Rom oder Paris geflogen ist, wusste Louis selber nicht mal. Vielleicht weil Mailand der erste Flug war der gestern Nacht ging & darauf gleich ein Anschlusszug nach Triest ging. Louis wusste, dass es die richtige Entscheidung war hier her zu kommen. Gerade wollte er nämlich nirgendwo anders sein!

castello di miramare - LS Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt