Kapitel 4

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»Also, ich hab' den Familienrat einberufen, weil's n' paar wichtige Neuigkeiten gibt«, warf Arthur mit erhobener Stimme in die Runde, während er sich langsam von seinem Holzstuhl erhob, sich hinter ihn begab und sich mit seinen Händen auf der Lehne des Stuhls abstützte. An dem kleinen Holztisch saßen seine Tante Polly und seine kleine Schwester Ava, welche ihn beide erwartungsvoll ansahen. Die Männer, einschließlich John, welche um den Tisch verteilt standen, blickten Arthur ebenfalls neugierig entgegen; nur Thomas lehnte gelangweilt an der Wand rechts zu Arthur und sah ihm regungslos in die Augen.

»Scudboat und Lovelock kamen gestern aus Belfast zurück«, begann Arthur seine Erzählung, wobei er mit seiner linken Hand auf die beiden erwähnten Männer zeigte, welche hinter ihm standen. Dennoch blickte er weiterhin in die Gesichter der ihm bekannten versammelten Männer und Frauen, um sicher zu gehen, dass ihm alle folgten und den Ernst der Lage verstanden.

Mit eindringlichem Blick musterte er seinen einberufenen Familienrat und verschränkte nun die Arme direkt vor seiner Brust, um seiner Meinung der Sache gegenüber Ausdruck zu verleihen.

»Sie haben den Hengst gekauft für ihre Prachtstuten-«, begann Arthur, derweil er abermals seinen Blick durch die Runde schweifen ließ. »Die Beiden sind in nem' Pub in der Shank Hill Road eingekehrt und in diesem Pub trafen sie einen Polypen.« »Der hat das hier verteilt«, fügte er nach einer kurzen spannungsgeladenen Pause hinzu.

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen trat ein junger Laufbursche zu ihm heran, gab ihm einen kleinen Stapel Papiere und zog sich sofort wieder in seine Ecke zurück. Beabsichtigt langsam übergab er seiner kleinen Schwester Ada einen der Zettel, um die angespannte Stimmung, welche in der Luft lag, ein wenig wirken zu lassen.

Jedoch schnappte sich John blitzschnell die restlichen Zettel aus Arthurs Hand, nahm sich einen und gab die anderen nach hinten weiter. Scudboat erhielt schließlich den Stapel und begann die Zettel an die restlichen Beteiligten zu verteilen. Als Thomas endlich eines der bedruckten Papiere erhielt und seinen Blick darauf senkte, um es argwöhnisch zu mustern, beobachtete Arthur ihn mürrisch, da sein Bruder noch immer keinerlei Emotionen zu zeigen schien. Erkannte er überhaupt das Problem und die Bedrohung, welche davon ausging?

»Sind Sie über 1,50 Meter und können kämpfen? Kommen Sie nach Birmingham«, las John mit unbeeindruckter Miene vor und sah verständnislos zu Arthur.

»Sie rekrutieren protestantische Iren, die sie als Spezialeinheit zu uns rüber schicken wollen«, erklärte dieser, noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen und ernstem Blick, währenddessen John den Zettel an seine Tante Polly übergab und den Zettel interessiert in Augenschein nahm, wobei sie Arthurs schweren Blick auf ihr Ruhen spürte.

»Und wozu?«, ergriff schließlich Ada das Wort und stellte mit einem unschuldigen fast ängstlichen Ton in ihrer Stimme diese Frage an ihren ältesten Bruder.

»Um hier aufzuräumen Ada«, erwähnte Thomas trocken, aber dennoch mit einem nachsichtigen, wenn wir Tommy nicht besser kennen würden, mit einem fast schon liebevollen Unterton, und brachte sich endlich ebenfalls in die Diskussion ein und machte diese Runde somit wirklich zu einem Familienrat.

»Er ist Chief-Inspektor«, erklärte Thomas weiter, wobei er weiterhin lässig an der Wand des Wettbüros lehnte und eine einfache Geste mit dem Zettel in der Hand in Richtung seiner Schwester machte. Sein verhalten, seine vollkommen nicht vorhandene Mimik zeigten, wie wenig Angst ihm dieser Inspektor machte und dass er bereits einen Plan hatte, dass er schon im Voraus davon wusste; nur niemanden eingeweiht hatte. Nein, warum sollte er auch? Tommy war allen überlegen und das wusste er auch. Jedenfalls war er bis jetzt noch fest davon überzeugt.

Mit einem ruhigen, aber wissenden Gesichtsausdruck ergriff Thomas abermals das Wort und glänzte mit seinem Wissen, um seine Überlegenheit zu demonstrieren, um Arthur klarzumachen wer der eigentliche Boss der Peaky Blinders war: »In den letzten vier Jahren war er der IRA auf den Fersen«.

Der Auftrag - Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt