Der Auftrag - Peaky Blinders

Kapitel 5

Kalt und stechend zog die frische Nachmittagsluft in den stickigen Flur, verlor sich in dem Stimmengewirr und der Körperwärme der vielen wartenden Menschen und verschwand schließlich, als die dicke dunkle Holztür schwer ins Schloss viel.

Der kurze mit rot-goldenen Teppich ausgelegte Flur mündete direkt an eine schmale Treppe, an der sich ebenfalls derselbe rot-goldene Teppich emporschlängelte und an den Enden der Stufen von goldenen Ornamenten an seinem Platz fixiert wurde. Die nicht sonderlich hohen hölzernen Wände und das spärliche Licht der Deckenbeleuchtung ließen den ganzen Raum noch enger und bedrückender wirken, wobei sich dennoch mehrere Frauen und Männer darin tummelten.

Das obere Ender der Treppe war mit einem dicken dunkelroten Tau, welches zwei güldene Pfosten miteinander verband, verschlossen, woneben ein junger Mann mittezwanzig wachte. Zu seinem schwarzen Anzug trug er ebenfalls schwarze Lackschuhe und ein weißes mit grauen Streifen überzogenes Hemd unter der Anzugsweste. Seine Hände zierten zwei samtige weiße Handschuhe und auf seinem Kopf thronte auffällig der runde dunkelrote Hut, welcher ihn als Angestellter des Kinos auswies.

»Macht Platz für Mr. Shelby!«, rief dieser über die zahlreichen Gespräche hinweg und schob dabei mit seinem rechten Arm das Pärchen, welches die Spitze der Warteschlange bildete, sanft zu Seite. Die ältere Frau in einem teuren hellbraunen Pelzmantel gekleidet, warf dem Angestellten einen bösen Blick zu, doch ihr schon grauhaariger Gatte zog sie auffordernd an ihrer Hand zu sich und aus dem Weg.

Zielstrebig und sichtlich stolz auf sein Ansehen schritt Arthur Shelby mit zwei jungen Damen an seiner Seite die weiche Treppe empor, an allen anderen wartenden Menschen vorbei und kam vor dem Mann, welcher den Einlass in den Kinosaal regelte, zum Stehen. »Mr. Shelby, hier entlang«, sprach dieser galant, öffnete mit einer Hand die Befestigung des dicken roten geflochtenen Taus, nahm es an sich und ermöglichte ihm und seinen Gästen somit den Durchgang.

»Seht ihr, Ladys?«, rief Arthur den zwei Damen überschwänglich entgegen, drehte sich erwartungsvoll zu ihnen um und machte eine Geste, um den Damen den leeren Kinosaal und damit seine Macht zu demonstrieren.

Bestimmend und wohlmöglich auch ein wenig ungeduldig nahm er jede der beiden Damen an die Hand und führte sie in eine der hinteren Sitzreihen hinein. Arthur nahm in der Mitte Platz und die beiden Frauen setzten sich jeweils neben ihn. Zwei Sitzreihen hinter ihnen begann auf zwei großen schlanken Säulen der Balkon, worauf sich die Plätze mit besserer Sicht befanden, welche von denen benutzt wurden, die dazu bereit waren für Tickets tiefer in die Tasche zu greifen.

»Wenn ihr mit einem Peaky Blinder ausgeht, müsst ihr nicht lange anstehen«, hörte Ava, wie Arthur weiterhin mit seiner Macht und seinem Einfluss angab und überlegte tatsächlich, ob solch ein Leben so viel besser ist. Ob derartige Macht glücklich macht oder das Leben dadurch nur noch komplizierter und gefährlicher würde? Selbst wenn, konnte Ava überhaupt noch das Glück im Leben finden oder hatte Eric es ihr von Anfang an genommen?

Schnell schüttelte sie den Gedanken ab und wagte sich auf dem Balkon weiter nach Vorn, stützte sich auf dem verschnörkelten Metallgeländer ab und blickte neugierig in den Kinosaal. Weit vor ihr am Ende des Saals befand sich die große weiße Leinwand, welche klammheimlich zwischen den schweren roten Vorhängen hindurchlugte. Direkt davor begannen die ersten Sitzreihen und in einer der hinteren, direkt unter ihr, saßen Arthur und die zwei Damen mit denen er das Kino betreten hatte.

Ava war noch nie in einem Kino gewesen und würde sich am liebsten wie ein kleines Kind wild um sich selbst drehen und die Decke und überhaupt den ganzen riesigen Saal betrachten, doch sie war hier, weil sie dachte, dass Arthur das Kino nutze, um geschäftliche und vertrauliche Gespräche abzuhalten und sie hier wohlmöglich etwas erfahren könne.