Kapitel 2

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Das Klimpern der vielen unzähligen Münzen, der feine Rauch von Zigaretten und die durcheinander ertönenden Männerstimmen erfüllten die dicke Luft des kleinen Wettbüros. In der Mitte des nicht all zu großen Raumes standen zwei längliche einfache Holztische, worauf die zahlreichen Münzen, Bücher, Getränke und natürlich Aschenbecher, verteilt lagen.

Mehrere Männer mittleren Alters, welche graue geschmeidige, aber nicht zu piek feine, Anzüge trugen, schrieben die Wettbeträge in dicke Bücher nieder oder zählten die Münzen, wobei es sich keiner von ihnen nehmen ließ, eine Zigarette nach der anderen zu rauchen und im beinahe überfüllten Aschenbecher zu versenken.

Immer mehr Männer betraten das kleine überlaufene Wettbüro, um auf das neue Pferd der Peaky Blinders zu wetten; Monaghan Boy. Die Anzugträger kamen schon gar nicht mehr hinterher die vielen neu eingehenden Wetten zu notieren und auch John Shelby hatte sichtliche Schwierigkeiten bei dem Tempo mitzuhalten. Rau kratze die weiße Kreide über die grüne Tafel, verlor feinen Staub, schrieb die Zahlen und Namen nieder, während die Angaben die Münder seiner Angestellten, wie Kanonengeschosse verließen und John hetzten.

»Tommy! Tommy!«, rief Arthur verärgert, als John das große rote Buch vor Thomas aufschlug und ausbreitete, um ihm die ganzen Wetteintrage auf Monaghan Boy zu zeigen. Ungeduldig lehnte er am hölzernen Rahmen seines kleinen Büros und blickte finster zu seinen beiden Brüdern herüber.

»Hierher! Sofort!«, brüllte Arthur Thomas nun direkt entgegen und deutete dabei auf sein Büro. Thomas hatte Scheiße gebaut und diese müsste er jetzt vor Arthur rechtfertigen.

Als er sah, dass sich Thomas endlich in Bewegung setzte, stampfte er in sein kleines Büro hinein und ließ sich auf den breiten Holzstuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Nachdem Thomas ihm gefolgt war, schloss dieser die Tür, welche fast nur aus einer einzigen großen Glasscheibe bestand, hinter sich und lehnte sich lässig an die gegenüberliegende Wand. Schlagartig wurden die aufgeregten Stimmen dumpfer und man konnte sich selbst wieder Atmen hören.

Dicht neben Thomas Kopf befand sich ein Bild, welches mit der schmalen Lampe, die über dem kargen hölzernen Schreibtisch hing, die einzigen Dekorationen darstellten. Auf Arthurs Schreibtisch befand sich nur eine dunkelgrüne Flasche Whiskey mit einem kleinen Glas daneben, worin sich die dreckigen roten Backsteine des gegenüberliegenden Hauses spiegelten, da die Wand das einzige war, was man durch das schmale Fenster erblicken konnte.

Mit einem genervten Grummeln richtete sich Arthur schließlich auf dem klapprigen Stuhl auf, nahm die grüne runde Flasche in die Hand und goss ein wenig der braunen Flüssigkeit in das Glas. Wie ein zarter Bach bahnte sich das Getränk seinen Weg aus der Flasche hinaus und tropfte ungehalten in das Glas hinein, wobei es sowohl von Arthur, als ach von Thomas beobachtet wurde.

»Du hast diese Pulvertricknummer veranstaltet-«, begann Arthur zu sprechen, nachdem er kurz an seinem Drink genippt hatte und Thomas nun direkt ansah: »unten bei den Garrison Höfen.«, vollendete er sein Anliegen, blickte seinem jüngeren Bruder finster in die Augen, zeigte mit jeder Faser seines Körpers, dass er nicht guthieß, was Thomas da getan hatte.

»Sie haben schwere Zeiten«, meinte Thomas trocken. »Manche brauchen für ne' Wette bisschen Anreiz«, erläuterte er weiter, als er sah, dass Arthur nicht wirklich von seinem Grund begeistert zu sein schien. Arthur atmete hörbar schwer aus: »Das war eine Chinesin«, bemerkte er, bevor er erneut zum Trinken ansetzte. »Die Waschfrauen halten sie für ne' Hexe«, erklärte der Jüngere weiterhin völlig emotionslos, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. »Darum glauben sie ihr sowas«, beendete Thomas seine Rechtfertigung, welche für ihn lediglich eine versuchte Erklärung war, um seinem Bruder beizubringen, dass er richtig handelte.

Der Auftrag - Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt