Die folgenden Tage meldeten sich die Peaky Blinders tatsächlich wieder bei Ava. Sie saß gerade an ihrem massigen Schreibtisch, wollte den Brief von Eric endlich öffnen, als es leise an ihrer Wohnungstür klopfte. Sie eilte sofort hinüber und öffnete diese, wobei sie einen schmalen Jungen, welcher höchstens fünfzehn Jahre alt sein konnte, erblickte. Seine hellblonden Haare fielen ihm vereinzelt ins Gesicht, eine Vielzahl an Sommersprossen bedeckten seine Wangen und seine leuchtenden grünen Augen, lächelten Ava freundlich entgegen.
»Kommen Sie bald vorbei«, forderte der Junge und drückte ihr ein kleines beschriebenes Stück Papier in die Hand, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und Ava verwundert zurückließ. Schmunzelnd über das quicke Auftreten des Jungen schloss Ava ihre hölzerne Wohnungstür und nahm wieder an ihrem Schreibtisch Platz.
Das rechteckige Stück Papier in ihrer Hand glich einer Visitenkarte, obwohl nur eine Seite beschrieben und kein Firmenlogo zu entdecken war. Nachdenklich drehte sie das Papier zwischen ihren schmalen Fingern, betrachtete die klammen Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen und sich über das Papier erstreckten und las schließlich was darauf stand. Es war eine Adresse hier in Birmingham.
Lächelnd legte Ava das Papierstück auf ihrem Schreibtisch ab; Thomas Shelby hatte wahrhaftig Wort gehalten. Sie hatte nun eine Anstellung und war so nah an den Peaky Blinders, wie sie sich es nur hätte erträumen können. Noch heute würde sie die überlieferte Adresse aufsuchen; da war sich Ava sicher.
Als ihr Blick jedoch wieder auf Eric's Brief fiel, erstarb ihr Lächeln sofort und ihr Triumph rückte vorerst in den Hintergrund. Eric's Handschrift umklammerte mit Schnörkeln Ava's Namen, schien sogar ihn auf Papier gefangen zu halten, lies ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen, doch wenn sie den Brief umdrehte, funkelte ihr höhnisch das Krokodil seines Wappens entgegen.
Mit eiserner Miene umklammerte sie fest den kühlen metallenen Brieföffner und durchtrennte feinsäuberlich das spottende Krokodil, welches auf dem roten Wachssiegel schlummerte und den Brief versiegelte. Achtsam faltete sie das dünne Briefpapier auf und begann zu lesen.
Liebe Ava,
Wie geht es dir? Deine Anreise war hoffentlich angenehm und deine Wohnung ist zu deiner Zufriedenheit. Mehr kann ich nicht für dich tun, dir kein Geld schicken, da die Shelbys keineswegs auf den Kopf gefallen sind und dich sehr wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum prüfen und überwachen werden, auch wenn es gewiss nicht einfach ist, als Frau auf den Straßen Birminghams. Somit musst du dich selbst, um eine Anstellung sorgen, mir gleich, ob als Prostituierte, als jemandens Konkubine oder eben nicht.
Dein Auftrag steht selbstverständlich an erster Stelle, Ava, weshalb ich regelmäßige Briefe von dir verlange, welche mich über die aktuelle Situation aufklären. Sehe ich keine Fortschritte oder seiest du noch einmal so töricht und wagst es zu fliehen, sind meine Männer gezwungen aus den Schatten hervorzutreten und dich meine Wut spüren zu lassen. Du hast meine Reichweite schon mit eigenen Augen gesehen, also zwing mich nicht dazu, sie zu nutzen. Ich habe dich in der Hand, Ava!
Eric
Resigniert seufzend legte Ava den Brief nieder, lehnte sich in ihren Schreibtischstuhl, schloss die Augen und ließ ihrem Karussell an Gedanken freien Lauf. Sie hatte tatsächlich schon einmal versucht vor Eric zu fliehe, gar mehrmals, doch all diese Versuche lagen in der Zeit weit zurück in ihrer Kindheit. Ava hatte schon früh geahnt, was Eric mit ihr vorhatte und dass er sie ausnutzte.
Mit jungen Jahren benutzte er sie zunächst nur als Lockvogel oder Ablenkung, doch sobald sich ihre Weiblichkeit bemerkbar gemacht hatte, musste sie selbst Taten ausführen. Sie hatte schon zu viele Menschenleben auf dem Gewissen, nur weil Eric diese Leute tot sehen wollte, genug spioniert und genug Organisationen infiltriert. Oft hatte er von ihr verlangt sich den Männern hinzugeben, sie mit Aussichten auf mehr zu verführen, doch konnte sie es bei dieser Familie einfach nicht durchführen. Etwas an den Shelbys faszinierte Ava.
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Der Auftrag - Peaky Blinders
FanfictionGezwungenermaßen muss Ava nach Birmingham ziehen und gegen ihren Willen einen Auftrag ausführen. Noch immer ist sie in ihrer Vergangenheit gefangen und wird von ihr regiert. Wie es dazu kommen muss, gerät sie an die Peaky Blinders oder sind diese s...