Kapitel 15

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Verwirrt erreichte sie den hell erleuchteten Saal und wurde direkt vom besagten gelackten Mann abgefangen, welcher ihr Unbehagen bereitete. Schnell schob sie all ihre Fragen und Gedanken beiseite, zwang sich zu einem Lächeln, schließlich wollte sie Thomas das Geschäft nicht versauen, und lauschte seinen Worten.

»Endlich kann ich mich Ihnen vorstellen. Billy Kimber mein Name«, sprach er eitel und lud Ava daraufhin mit einer Geste zu einem Tanz ein. Die Musiker spielten einen Walzer. Ava wollte ohnehin schon nicht mit Kimber tanzen und erst recht nicht zu einem Walzer. Hilfesuchend glitt ihr Blick über die Menschenmenge, jedoch war Thomas nicht zu sehen und sonst kannte sie hier niemanden.

Resigniert folgte sie somit der Aufforderung und erinnerte sich selbst ihre Fassade aufrecht zu erhalten. »Mach es einfach wie früher«, dachte sie sich, presste die Zähne aufeinander und ging den Körperkontakt mit ihrem Gegenüber ein.

Immer wieder musste Ava die hitzige Hand ihres Tanzpartners neu positionieren, da diese bei jeder Gelegenheit runter zu rutschen schien. Das unwohle Gefühl biss sich in ihrer Magengegend fest und der einzige positive Aspekt an der Situation war das tänzerische Geschick Kimbers.

Der Tanz erschien ihr endlos und bei der gefühlten hundertsten Drehung erblickte sie endlich Thomas, welcher sich mit einem dünnen Brillenträger unterhielt. Sein feiner Schnurrbart wackelte bei jedem ausgesprochenen Wort und seine Brille mit kleinen runden Gläsern musste er unwirklich oft seine Nase empor schieben. Ein ebenso teurer Anzug fiel seine schlanke Statur hinunter und erschien fast billig verglichen zu dem goldenen Füller, welchen er in seiner rechten Hand umherdrehte.

Abermals setzte er seinen Zeigefinger an, das silberne Gestell rutschte über seinen Nasenrücken und schließlich endete die Bewegung in einem Handschlag mit Thomas. Scheinbar hatte er sein geplantes Geschäft abgeschlossen, jedoch wirkte er für solch einen Erfolg recht unglücklich.

Endlich verstummte die Musik und Ava entglitt gekonnt den Fängen ihres Gegenübers. Irgendetwas sagte er zu ihr, doch sie hörte nicht wirklich zu, lächelte lediglich höfflich und nickte ihm zu. »Hoffentlich hat er nicht nach noch einem Tanz gefragt«, hoffte Ava inständig, doch sah ihm dann erleichtert, aber auch ein wenig verloren, da sie nun alleine auf der Tanzfläche stand, hinterher. Ein erleichtertes Ausatmen entwich ihren Lungen, als Thomas sich mit eleganten Schritten in ihre Richtung bewegte.

»Du wirkst unzufrieden«, bemerkte Ava abwartend und beobachtete jede von Thomas Bewegungen, um herauszufinden, was passiert war. »Kimber möchte mir dir allein etwas trinken«, rückte Thomas wiederwillig nur halb mit seinen Informationen heraus. »Und nur so geht er den Deal ein«, schloss Ava daraus, sah Thomas fragend an und nahm sein subtiles Nicken, als bestätigende Antwort auf.

»Etwas trinken, keine anderen Forderungen?«, hakte sie mit gehobener Augenbraue nach. Definitiv kam ihr diese Angelegenheit suspekt vor, jedoch wollte sie, wegen so einer belanglosen Forderung, dem Geschäft nicht im Wege stehen. »Etwas trinken, allein, nichts weiter«, wiederholte Thomas, schien dabei den Augenkontakt mit Ava zu meiden und betrachtete stattdessen die vielen reichen Leute.

»Dann werde ich es wohl hinter mich bringen«, beschloss Ava, ging auf den Tisch von Billy Kimber zu und verlies mit ihm den Raum.


Ohne ein Wort nahm Arthur die Zigarette von Thomas entgegen, zündete diese geübt an und zog direkt zwei Mal kräftig daran. Sofort füllte sich seine Lunge mit dem trüben weißen Rauch, welcher schon lange nicht mehr in seiner Kehle kratze, verweilte dort kurz und wurde schließlich zur Nase heraus wieder herausgeblasen.

Arthur wusste was er für ein Teufelszeug in den Händen hielt, doch tat diese Zigarette in diesem Moment so unglaublich gut. Er war von Anfang an nicht damit einverstanden gewesen, dass Ava in Thomas Plan mitspielen sollte, aber nachdem ihm dieser zum hundertsten Mal versichert hatte, wie harmlos es für sie sein würde und ihm schließlich den Garisson Pub geschenkt hatte, lies er sich darauf ein.

Der Auftrag - Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt