Kapitel 10

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Leichtfertig knotete Ava den Verband auf, löste ihn vorsichtig von Arthurs Körper und legte ihn beiseite. Mit ihren schmalen Fingern tastete sie Arthurs Wunde und Blessuren ab, wobei sie es sich nicht nehmen ließ, immer mal wieder einen Blick auf seinen entblößten Oberkörper zu werfen und ein angenehmes Kribbeln in ihrem Unterleib verspürte. Arthur sah aufmerksam dabei zu, wie Avas warmen Finger über seinen Bauch strichen und es auf solch eine sorgsame Weise taten, dass er sich seit langer Zeit mal wieder geborgen fühlte.

Er konnte nicht anders, als ihren dichten schwarzen Haarschopf und ihre süße spitze Nase zu betrachten und erwischte sich dabei, wie er seine Bauchmuskeln beabsichtigt anspannte, um diese zur Geltung zu bringen.

Normalerweise bekam Arthur alles was er wollte, jede Frau, die er wollte, doch Ava hatte etwas an sich, was ihn anders empfinden ließ. Sein morgendliches erigiertes Glied wollte am liebsten, dass er sie sofort aufs Bett warf und an Ort und Stelle nahm, doch er tat es nicht; er wollte Zeit mit ihr verbringen; er wollte, dass sie ihn ebenfalls mochte.

»Keine Entzündung, der Schnitt heilt hervorragend«, bemerkte Ava begeistert, riss Arthur aus seinen Gedanken, schnellte mit dem Kopf in die Höhe und begegnete seinen blauen Augen. In ihrer Euphorie hatte Ava vergessen, wo und mit wem sie sich gerade befand und nun war sie Arthur, welcher noch immer fast vollkommen nackt vor ihr saß, so unendlich nahe.

Sie waren sich so nah, dass Ava sich in seinen blauen Augen verlor, versuchte sämtliche Emotionen aus dessen inneren Sturm herauszulesen und Arthur sich beherrschen musste sie nicht einfach zu küssen, obwohl er ihren warmen Atem auf seinen eigenen Lippen spürte und in ihre aufmerksamen leuchtenden Augen blickte.

»Ich trage dann noch einmal die Salbe auf und den Rest sollte die Zeit erledigen«, erklärte Ava sichtlich verlegen, während sie sich von Arthur abwandte und inständig hoffte, dass ihre roten Wangen sie nicht verrieten.

Eine hitzige Spannung erfüllte Arthurs Schlafzimmer, waberte umher und hüllte die beiden ein. Keiner von ihnen wusste was gerade geschah, was sie empfanden und dieses plötzliche Rätsel von Emotionen, verursachte auf beiden Seiten die unterschiedlichsten Zweifel und Ängste.

Unauffällig huschte Ava an den dreckigen Backsteinwänden entlang, auf Abstand bedacht, verlor Thomas Shelby jedoch nicht aus den Augen. Zuvor hatte sie am Frühstückstisch noch John und Finn Shelby kennengelernt, welche wohl die beiden jüngsten Brüder der Familie Shelby waren, bis Polly schließlich soweit war und Ava ihre Unterkunft zeigte.

Sie hatte ein kleines Häuschen in der Watery Lane zur Verfügung gestellt bekommen, wohin sie auch sofort all ihr Hab und Gut brachte. Ihre Unterkunft war nun näher am Haus der Shelbys und schlecht sollte es ihr dort keineswegs gehen. Das Haus war sauber, besaß eine vollkommen ausgestattete Küche, ein Bad mit großer Badewanne, ein geräumiges Schlafzimmer mit gemütlichem Bett und sogar einem Wohnzimmer mit steinernem Kamin. Das Haus fühlte sich noch fremd an und Ava sich fehl am Platz, doch sie würde sich sicher bald eingewöhnen und es vielleicht sogar genießen können. Ein kleiner Teil in ihr hoffte einfach, dass Eric ihre neue Adresse nicht kannte.

Doch hier und jetzt, am Abend dieses Tages, folgte sie Thomas Shelby durch die dunklen Straßen Birminghams, in der Hoffnung etwas über seine Geschäfte herausfinden zu können. Ava folgte ihm nun schon an die fünfzehn Minuten und langsam war Thomas nicht unterwegs. Er war um einiges größer, als sie und verlangsamte seinen Gang nicht einmal, um zu Rauchen.

Ava hätte am liebsten getrödelt und die kühle Abendluft genossen, sogar die verhangenen Wolken waren ein wenig aufgeklärt und enthüllte vereinzelte Sterne, doch konnte sie dies immer noch tun, wenn sie endlich frei sein würde; Herr über sie selbst sein dürfte.

Der Auftrag - Peaky BlindersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt