Der Auftrag - Peaky Blinders

Prolog

Dunkle Wolken lagen über der kleinen Stadt Englands und tauchten das wilde Gewusel der Arbeiter in ein bedrückendes, karges Licht. Wir schreiben das Jahr 1919. Der Krieg war vorbei und die überlebenden Männer zurückgekehrt, somit auch die Brüder der Peaky Blinders.

Der leichte, weiße Nebel auf den Straßen verschleiert die Sicht und erschwerte den vielen fleißigen, armen Arbeitern Englands ihre Aufgaben. Hier und da wurden Fässer über den Weg gerollt und auf Kutschen verladen, an denen die eingespannten Pferde unruhig ihre Ohren drehten und dem Lärm der Industriestadt lauschten.

Ava bekam jedoch von dem Spektakel um sie herum nicht viel mit, da sie damit beschäftigt war, jeden ihrer Schritte zu überwachen, um auf den matschigen Straßen Birminghams nicht auszurutschen. Ihre Kutsche hatte vor kurzem nicht weit von hier gehalten und nachdem sie ihr dürftiges Gepäck in einer kleinen Wohnung, welche sie sich angemietet hatte, zurückgelassen hatte, entschied sie sich dazu, dem Grund, weshalb sie hier war, sofort nachzugehen.

Mühsam kämpfte sie sich durch die schlammige Erde, bis sie schließlich mit zwei letzten großen Schritten den gepflasterten Bürgersteig erreichte und endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen spürte. »Endlich«, sprach sie erleichtert zu sich selbst, als sie nun wieder ihren Kopf heben und ihren Blick über das kleine Fleckchen mitten in Birmingham streifen lassen konnte.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich eine Reihe an bescheidenen, rustikalen Häusern, welche alle mit den gleichen schmutzigen dunkelroten Backsteinen gemauert waren. Zu ihrer Linken befand sich jedoch ein wesentlich weniger schmutziger Pub, aus dem viele, amüsierte Männerstimmen drangen. Garrison Pub stand in hellen Buchstaben groß über der grünen, doppeltürigen Eingangstür.

Gerade, als sich Ava über ihren schnellen und zudem richtigen Fund freuen wollte, kamen zwei gut gekleidete Männer aus dem Pub und liefen auf das einzige dort geparkte Auto zu. Es war dunkelblau lackiert und besaß einige goldene Elemente, wie die Scheinwerfer. Neugierig und mit großen Augen musterte sie das Gefährt, wie es ein kleines wenig zu Boden sackte, als sich der jüngere der beiden Männer auf den Beifahrerplatz fallen ließ. Sie hatte noch nie in einem Auto gesessen, geschweige denn eines gefahren.

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich jedoch schnell auf den Älteren der beiden Männer, da dieser vor dem Wagen stehen blieb und begann sich achtsam umzusehen. Er trug eine dunkelgraue Anzugshose mit der passenden ebenfalls dunkelgrauen Anzugsweste dazu, aus der eine silberne Taschenuhr ragte. Darüber trug er einen langen schwarzen Mantel, welcher ziemlich teuer auszusehen schien. Die Hände in den Manteltaschen vergraben sah er sich um, doch als Ava seinen kalten, einschüchternden Blick auf sich spürte, erkannte sie die beiden sofort; es handelte sich um zwei der Shelby Brüder.

Schnell zog sie sich ihren Mantel vor der Brust enger zusammen, da sich ein unerwartetes Unbehagen in ihrem Magen breit machte. Sie wusste, dass die Shelbys hier praktisch regierten und sich jeder vor ihnen fürchtete, doch hatte sie noch nie solch eine eiserne Atmosphäre zu spüren bekommen.

Schlagartig fiel ihr in ihren Gedanken wieder ein, weshalb sie hier war und dass keiner der Shelbys sie entdecken durfte. Natürlich kannten sie sie nicht, dennoch sollte sie, wenn sie ihren Auftrag ordentlich durchführen wollte, kein Aufsehen erregen. Hektisch sah sie sich also um und suchte nach einem Ausweg, als plötzlich zwei Arbeiter an ihr vorbeiliefen und jeweils zwei große, hölzerne Kisten schleppten. Dankbar huschte sie hinter die beiden breiten Männer und entzog sich somit geschickt dem erbarmungslosen Blick der Peaky Blinders. Kurz darauf erspähte sie durch die zwei Kisten der Männer hindurch, wie sich der Ältere Shelby hinter das Lenkrad fallen ließ und den Wagen startete. Sie lauschte noch kurz dem surrenden Brummen des Motors, bis sie sich aus ihrem improvisierten Versteck traute.