Der Sportliche

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Ich finde es immer wieder herrlich, im Sommer einem Fluss entlangzugehen, einem Fluss, der eine Stadt um- oder durchfließt. Die kühle Flaniermeile einer jeden Stadt, die nicht an einem See oder an der Küste liegt. Spannend, wie wir Menschen uns nach dem Wasser sehnen, als wollten wir zurück in den Flüssigkeitskokon, aus welchem wir einst geschlüpft sind.

Ich hänge meinen Gedanken nach, denke an die vielen spannenden Geschichten, die ich während der letzten Wochen habe hören können, lecke dazwischen an meinem Eis und genieße die entspannte Stimmung, die Menschen, das Leben. Neben mir fließt der Main; er führt sein Wasser dem Ozean zu, nimmt alle Geschichten, die guten und die traurigen mit sich, lässt sie kleiner werden. Nur verschwinden werden sie nicht, sie sind fortan im Bild gespeichert, das der ewig fließende Strom mit seinen flackrigen Reflexionen der Sonne abgibt.

Die Luft ist noch frisch, angenehm warm; ich kann das Wasser und die Gräser am Ufer riechen. Hinter mir liegt die Silhouette der Stadt, die den gleichen Namen trägt wie mein heutiger Gesprächspartner: wuerzburg

Heute Vormittag ist noch nicht zu viel los und wir haben uns auf der alten Mainbrücke verabredet - auf der einen Seite die Silhouette der Altstadt, auf der anderen thronen die Festung Marienberg und die Wallfahrtskirche Käppele. Von hier aus hat meinen einen wundervollen Ausblick auf das sommerliche Treiben der Leute und kann zusehen, wie das Wasser an einem vorbeizieht.

Er sehe aus wie sein Kommissar Rose, hat er mir versprochen. Dann wird es der nett wirkende, junge Mann mit Hut sein, der mir zuwinkt. Nicht sehr groß, dunkles Haar, gepflegter Dreitagebart, sportlich trainierter Körper. Schnell esse ich mein Eis auf. Der Mann ist deutlich jünger als ich, wirkt auf den ersten Blick bereits sympathisch.

"Hallo Würzburg, freut mich sehr." Der Händedruck ist kräftig.

"Hallo Chris. Willkommen in meiner Heimatstadt. Hast du gut hergefunden?"

"Aber ja doch. Es gefällt mir vorzüglich am Mainufer."

"Setzen wir uns doch hier auf der Brücke hin. Du wirst sehen, was das für eine beruhigende Wirkung hat!

Ich organisiere zwei Gläser Wein. Würzburg ist bekannt für seinen Silvaner und ich trinke ihn gerne, deshalb habe ich mich dafür entschieden. Worauf darf ich dich einladen?"

"Silvaner klingt gut, danke."

Wenig später sitzen wir mit einigen Snacks und unseren Gläsern mit dem spritzigen Weisswein auf der Brücke.

"Wie du zu deinem Namen kamst, muss ich wohl nicht fragen. Ich brauche mich nur umzusehen."

"Der Name bezieht sich natürlich auf meine Heimatstadt, wie du richtig erkannt hast. Ich habe mich gezielt bei Wattpad angemeldet um meinen Krimi, welcher in Würzburg spielt, zu veröffentlichen und Leser zu finden. Der Name fiel mir dann sehr spontan ein und ich war verwundert, dass er überhaupt noch frei war.

Irgendwie mache ich mit dem Namen ja auch ein klein wenig Werbung für diese Stadt, die wirklich sehr sehenswert ist. Das würde natürlich jeder über seine Heimat sagen, aber das empfinden auch viele Auswärtige so. Ich bin eigentlich ein sehr heimatverbundener Mensch und in der Region verwurzelt, aber wie das Leben eben so spielt, hat es mich kürzlich nach Köln verschlagen. Jetzt lebe ich da und erkunde das Rheinland mit all seinen Facetten. Es ist für mich nicht weniger als ein großes Abenteuer!"

"Köln? Auch eine sehr coole Stadt. Was machst du beruflich, wenn ich fragen darf?"

"Ich bin Führungskraft bei einem großen Industrie-Konzern. Auch wenn ich quasi ein "Schreibtischtäter" bin, so ist es mir wichtig regelmäßig dort zu sein, wo noch mit den Händen gearbeitet wird. Mir ist es auch wichtig mit den Kollegen zu sprechen, da lernt man viele Leute, aber auch ihre täglichen Problemchen kennen.

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