Die Umweltbewusste

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Mein Urlaub auf Sizilien ist vorbei und schon befinde ich mich wieder auf einer vulkanisch aktiven Insel. Nicht im Mittelmeer, diesmal, sondern im Atlantik. Nicht im heissen Süden, sondern im kühlen Norden: auf Island. Wieder eine Premiere, denn da war ich noch nie. Eigentlich steht Island schon lange auf meinem Reisekalender, aber die Tage verschieben sich auf magische Art nach hinten, somit ist es zu dieser Reise bisher nicht gekommen.

Die meisten von euch werden Island noch kennen, wegen des verheerenden Ausbruchs des "EyWattwardasnochmalfürnvulkanjökull 2010".

Heute stehe ich, dick eingepackt in alle Daunen, die ich irgendwo gefunden habe, vor dem Fagradalsfjall und staune. Neben mir steht ElicePeace und betrachtet mit mir zusammen das Naturschauspiel. Es ist kalt hier, obwohl wir vom Tafelvulkan her eine große Hitze verspüren können. Im rötlichen Licht des Sonnenuntergangs schimmert die glühend heiße Lava. Aschewolken wirbeln auf und versperren nach und nach die Sicht, langsam wälzt sich das Innere der Erde aus den Schloten des Tafelvulkans. Die Kraft der Natur kommt wieder einmal deutlich zutage, verschlingt alles im nahen Umfeld und hinterlässt nur eines: vulkanisches Gestein. Und vielleicht noch etwas Ehrfurcht, wenn man es zulässt.

Wer auf dem Profil von Elice Peace vorbeigeschaut hat, kommt nicht an ihrem Buch 'FAKTEN|FACETTEN|FRAGEN' vorbei. In diesem Buch beantwortet sie eigentlich schon alles, was ich als interessierte*r Leser*in wissen will. Aber meine Fragen, die stehen da nicht drin. Genau deshalb treffen wir uns hier, in der kalten Zone Europas.

"Danke, dass du extra wegen mir nach Island kommst, das ehrt mich", begrüßt sie mich.

"Kein Problem, ich reise gerne an unbekannte Orte."

"Ja, aber ich weiß, dass du es nicht gerne kalt hast", lächelt sie verschmitzt.

"Stimmt. Deshalb habe ich auch die Lava da bestellt." Ich zeige auf den Vulkan.

Sie schaut mich mit ihren grünbraunen Augen an, lächelt und meint dann bloß: "Touché."

"Elice, sag mir, warum nennst du dich Peace?"

"Elice ist ein Spitzname, der aus meinem zweiten Vornamen entstanden ist, Frieden hingegen ist mir wirklich wichtig und dementsprechend habe ich dessen englisches Wort ausgewählt - es klingt einfach besser."

Wie zur Bestätigung wirft der Vulkan etwas Lava und Asche aus. Sehr friedlich.

"Warum treffen wir uns hier?"

"Island hat aufgrund eines Buches, welches dort spielt, mein Interesse geweckt und je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto faszinierender fand ich es. Reisen ohne Plan bieten Raum für Entdeckungen, sind entspannter und scheinen generell mehr Möglichkeiten zu bieten als geplante."

"Stimmt. Du sagst, du reist gerne ohne Planung. Ich übrigens auch. Ohne die Fessel eines festen Plans zu reisen ist befreiend."

Elice nickt. "Es freut mich sehr, dass wir dieses Naturschauspiel gemeinsam betrachten können. Ich liebe die Natur und Bücher, habe ein Faible für Japan und dessen Kultur. Japan ist auch eine vulkanische Inselgruppe."

"Allerdings, das stimmt. Du machst Karate und darfst den ersten Dan tragen. Was bedeutet das für deinen Alltag? Ich bin übrigens ziemlich beeindruckt."

"Herzlichen Dank! Ich integriere die Philosophie von Karate in mein Leben, das heißt, ich bewege mich in meiner Umgebung mit Achtsamkeit. Karate ist eine defensive Kampfkunst - filmische Darstellungen werden ihr in den seltensten Fällen gerecht. Karate soll stets mit dem Streben nach Perfektion ausgeübt werden, dafür ist Selbstbeherrschung und äußerste Konzentration vonnöten. Neben der Stärkung der eigenen körperlichen Physis dient Karate der Vervollkommnung des Geistes und des Charakters. Man lernt und ehrt wichtige Werte wie Respekt, Höflichkeit, Ehrlichkeit, Selbstbeherrschung, Aufmerksamkeit und Disziplin. Karate Dō bedeutet wörtlich übersetzt 'Weg der leeren Hand'. Ich bin glücklich, durch das Training eine besondere Form der Körpererfahrung zu bekommen und möchte es in meinem Leben nicht missen."

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