Der Tausendsassa

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Eine unvergessliche LKW-Fahrt mit brunoheter

Zu diesem Gespräch braucht es einige Vorworte, ein paar Erklärungen. Dieses Interview ist eine Reserve, die ich zücke, damit ich das Buch abschliessen kann. Die vorgesehene Sturmtaenzerin ist momentan leider stark beschäftigt und kann sich die Zeit nicht nehmen. Sie wird für Band 2 weiterhin auf der Warteliste stehen. Ich wünsche dir, liebe Sturmtaenzerin alles Gute und vor allem, dass möglichst bald wieder mehr Ruhe einkehrt. Ich freue mich sehr auf unser Gespräch.

Vorgeschlagen wurde Bruno vor langer Zeit von stilusstory. Ich danke ihr an dieser Stelle dafür. Der Titel hingegen, ist ein Zitat und kommt von ReggaeGirl4 - RiversLoveOceans. Sie nannte ihn einst so und ich fand die Idee lustig, das als Titel zu verwenden. Danke Ria, für diese Eingabe. Der gute Bruno hat sich lange etwas schwergetan, unser Gesprächsentwurf schlummerte auf der Festplatte vor sich hin; doch nun ist das Interview bereit. Ich wünsche euch viel Vergnügen mit uns auf der Autobahn.

***

Es ist halb vier Uhr in der Früh als mein Taxi auf den Fährhof in Dunquerqe (Dünkirchen) einbiegt. Orangefarbene Neonlampen tauchen den vom nächtlichen Regen nassen Platz in ein unwirkliches Licht. Einer neben dem anderen stehen mindestens fünfzig Lastzüge in Reih und Glied. Weiter hinten, in respektvollem Abstand, sind jene mit Kühlaggregaten geparkt, das sonore Brummen der Kühler dringt leise zu mir rüber. Ich bezahle den Taxifahrer, der mich zum bestimmt zehnten Mal fragt, ob ich denn auch wirklich hier aussteigen möchte.

Hier, mitten in einer rauen Männerwelt, als einzige Frau, die zudem eher unpassend angezogen ist, muss ich zugeben. Noch ist der Himmel dunkel, doch ich erkenne bereits erste helle Flecken zwischen den Regenwolken, die sich vom Ärmelkanal in Richtung Norden davonschleichen. Es riecht nach Regen, nach Meerwasser und nach Diesel. Ich greife meine kleine Tasche und bewege mich eher vorsichtig auf die Lastwagen zu. Er fahre einen Volvo, ich könne ihn nicht verfehlen, hat Bruno mir gesagt. Na bravo! Bestimmt die Hälfte dieser Ungetüme tragen den Schriftzug des starken Schweden. Ich bin noch einige Minuten zu früh, stelle mich an die Hafenmauer und blicke auf den Kanal hinaus. Die See ist noch aufgewühlt, das Gewitter hat sich erst am Himmel verzogen, die Wellen schäumen hoch auf, wenn sie draußen bei der Hafeneinfahrt an die Ringmauer klatschen. Mich fröstelt.

"Hejhej! Du musst meine Mitfahrerin sein", höre ich eine warme Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und schaue in ein Paar goldbraune Augen, die mich freudig anstrahlen. Eine unerwartet kleine Hand drückt die meine kräftig. "Freut mich, ich bin Bruno. Du bist früh dran - ich habe das Taxi wegfahren sehen." Der kleine, leicht übergewichtige Mann lächelt - er könnte mein Bruder sein, so fließt die Energie; ich fühle mich plötzlich sehr wohl.

"Hi. Ja, ich bin Chris, freut mich. - Das mit dem Volvo war ein Scherz, oder? Hier stehen sicher zwanzig davon."

Er lacht, es ist ein warmes, freundliches Lachen, mit einem leicht schelmischen Unterton. "Ich konnte ja nicht wissen, dass die auch alle hier pennen. Komm mit mir, wir stehen da hinten." Wie selbstverständlich schnappt er sich meine Tasche und geht voran, ich folge ihm schmunzelnd. Vor einem dunkelblauen Lastwagen mit einem weißen Blitz auf der Seite bleibt er stehen, der Wagen hat ein Schweizer Kennzeichen. Er öffnet die Beifahrertür und hievt mein Gepäck nach oben. Manieren hat der Mann, alle Achtung.

"Willkommen in der Villa Volvo, unserem bescheidenen Zuhause für die nächsten zwei Tage."

Ich klettere hoch, was gar nicht so einfach ist. Oben angekommen setze ich mich auf den sehr bequemen Sessel. Bruno zeigt mir kurz, wie ich den Sitz komfortabel einstellen kann, dann wechselt er die Seite und klettert auf seinen Sitz links neben mir. "Gäste schlafen oben, das untere Bett ist für den Fahrer. Keine Angst, es gibt eine Leiter, wenn du eine brauchst." Er betrachtet mich kurz, dann lachen wir beide. "Okay, keine Leiter - schon klar."

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