Zoe PoV
Wir rannten so schnell wir konnten einen Pfad entlang, quer durch den Wald. Hinter uns hörten wir inzwischen nicht nur Herrn Müller sondern auch einen Königstiger. Er war aufgetaucht, als wir den zwischen den Bäumen untertauchen wollten. Luisa drehte sich kurz um, ihre langen Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie war kampferfahren, aber Verwandlung war nicht ihre Stärke. In dieser Stresssituation hatte selbst Antonia keine Chance, in ihre zweite Gestalt zu wechseln. Lorenz hatte es geschafft und auch Nick begleitete uns in seiner Fischkatzengestalt. Genau in dem Moment, indem ich über die drei Mädchen, die noch Menschen waren, nachdachte, gelang es Antonia und Nayla sich zu verwandeln. Antonia kletterte irgendwie auf Naylas Rücken.
"Luisa, versuch nochmal dich zu verwandeln, als Wolf bist du viel schneller!", rief Jo. „Ich kann nicht!", antwortete Luisa panisch. "Bekomm ruhig Panik, Kleine! Wir fangen dich so oder so!", eine fremde Stimme ertönte in unseren Köpfen. Der Tiger hatte zum ersten Mal gesprochen. "Das glauben auch nur Sie!", knurrte Bella. Sie und Jo schienen eine kurze, stille Diskussion führen, denn sie schwiegen einige Zeit. Da nickte Luisa plötzlich, ehe Jo und Bella sie in die Mitte nahmen und mit ihr nach rechts rannten. Wir folgten ihnen und näherten uns einem Dorf.
Luisa PoV
"Kannst du eigentlich noch reiten?", fragte Jo und ich zischte, ganz auf ihn fixiert: "Wir rennen gerade um unser Leben und du fragst mich über eines meiner Lieblingshobbys aus? Spinnst du eigentlich? Sorry, ich sollte nicht so mit meinem Alpha reden, aber..." "Schon gut! Ich und Bella haben uns gerade überlegt, wie du schneller vorankommst, ohne dich zu verwandeln." "Warte.. Ihr wollt, das ich reite? Ganz ohne Sattel und Zaumzeug?" "Ähh... Ja?" Nach einem kurzen Zögern sandte ich meinem Alpha eine Welle der Zustimmung und nickte knapp. Bella und Jo tauschten einen kurzen Blick und nahmen mich in die Mitte. Wir bogen ab und liefen auf ein Dorf zu, vor dem auf einer Weide ein paar Pferde grasten.
Ich kletterte über das Gatter, während die anderen leichtfüßig darüber sprangen. In meiner Jackentasche kramte ich nach Geld und warf ein paar Scheine neben den Trog. Dann schnappte ich mir einen schwarzen Hengst und schwang mich auf den Rücken des Tieres. „Ihr könnt mich nur mit etwas Abstand begleiten, sonst dreht er durch!", murmelte ich ihnen zu. "Geht klar!", kam es einstimmig zurück.
Ich hatte mich lange nicht mehr so gut gefühlt, wie in dem Moment, als das Pferd mit einem gewaltigen Sprung über den Zaun setzte und über die Felder galoppierte.
Jo PoV
Wie besprochen hielten wir einen zehn Meter Abstand ein, um Luisas Reittier nicht zu verschrecken. Meine Beta wagte einen Blick über die Schulter und sendete uns ein Bild. Unser Vorsprung wuchs, Herr Müller und die fremde Raubkatze fielen zurück. "Wir sind auf dem richtigen Weg, ich laufe direkt neben dem Inn. Wenn wir ihm Flussaufwärts folgen müssen wir zwar immer wieder einen Bogen um die Städte machen, dann sollten wir am Stadtrand von Innsbruck entlang laufen, um nach Kraneitten zu kommen. Von dort aus müssen wir nur diesem Schotterweg zur Forest Life Academy folgen." "Wie lange brauchen wir von hier aus?", fragte Nayla. "Ein normaler Mensch braucht zu Fuß siebzehn Stunden, aber wir sind Woodwalker. In zehn Stunden sind wir wahrscheinlich da." "Na toll, soll ich jetzt rohes Fleisch essen?", beschwerte sich Nick genervt. Lorenz verdrehte die Augen, er sah dadurch einfach lächerlich aus, er war schließlich nicht in Menschengestalt. Tiere sollten eindeutig nicht die Augen verdrehen! "Naja, wenn wir uns beeilen, sind wir vielleicht schneller, aber ich denke zehn Stunden sind so lang, dass wir es schaffen sollten", meinte Bella. "Ähm... ich will mich wirklich nicht beschweren, aber ich habe seit dem ich Melissa getroffen habe nichts mehr gegessen. Das ist vielleicht einen Tag her und Hunger hätte ich schon irgendwie", meldete Zoe sich kleinlaut zu Wort. "Dann müssen wir uns etwas zu essen holen. Wen kennt Herr Müller nicht, also als Mensch?", warf ich ein. Ehe irgendjemand antworten konnte bemerkte Luisa: "Leute, ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist, aber Herr Müller und der Tiger sind schon seit einer Ewigkeit weg!" "Na dann, um noch mal auf Jo's Frage einzugehen, ich glaube ich kenne jemanden!", verkündete Nick.
Erstaunt sahen wir ihn an und plötzlich ging uns allen ein Licht auf, denn gleichzeitig richteten sich alle Blicke auf Melissa. "Was schaut ihr denn so? Warte... Nein! Vergesst es! Ich hasse Menschen und ich werde mich auch nicht in einen verwandeln. Sucht nach einer anderen Lösung!", fuhr sie uns an. "Melissa... Bitte versuch es wenigstens. Tu es für mich und dich und damit wir oder zumindest du wieder ins Himalaya zurückkehren kannst!", flehte Zoe. Verwirrt musterte Melissa sie: "Also entweder kehren wir beide zurück oder wir bleiben beide hier! Ich will dich nicht nochmal verlieren! Aber gut. Ich mach's. Aber wenn irgendetwas schiefgeht, dann seid ihr Schuld! Und außerdem, tragen Menschen nicht immer solche Stofffetzen?" Das hatten wir eindeutig alle vergessen. "Jetzt ist es nicht mehr so stressig. Ich kann mich verwandeln und Melissa kann mein Zeug ausleihen", schlug Luisa vor. Genauso machten wir es.
Bella PoV
Wir Mädchen versteckten uns hinter einigen Büschen und halfen Melissa bei ihrer ersten Verwandlung. Melissas Haare waren, wie ihr Fell hell und lockig, sie hatte einen stämmigen Körper, aber eher kürzere Beine und Arme. Ich fand sie wirklich hübsch, auch wenn sie vielleicht einen Friseurtermin gebrauchen könnte. Luisa schaffte es dieses Mal ohne Probleme in ihre Tiergestalt. Anschließend gab ich mich als Hund aus, um Melissa ein paar Ratschläge zu geben. Tatsächlich schaffte sie den Einkauf ohne Probleme. Ich hatte ihr alles gesagt, was sie kaufen musste und die Wandlerin hatte alles dabei. Nach dem Essen beförderten wir den Müll in die richtigen Container und brachten Melissa dazu, ihre Gestalt zu wechseln.
Anschließend machten wir uns alle auf den Weg. Vier Wölfe, eine Gams, ein Murmeltier, ein Schneeleopard, ein Blauschaf und eine Fischkatze. Wir waren schon eine seltsame Truppe...
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Forest Life Academy 1, Das erste Abenteuer
FanfictionCover by Lina Lorrabella! Die Forest Life Academy liegt in einem kleinen Tal in den Tiroler Alpen. Dort versuchen Wandler zu lernen mit ihren Gestalten klarzukommen. Auch hier gibt es Freunde und Feinde für die 15-jährige Bella und ihre neue Freundi...