Forest Life Academy 1, Das erste Abenteuer

Jo's Geschichte

Bella PoV

Jo schwieg noch kurz bevor er tief durchatmete und endlich loslegte. „Also... weißt du noch Bella, letzte Nacht, als du mich gefragt hast, ob ich schwimmen war, weil ich nach Wasser roch? Tatsächlich war ich im Inn, es war arschkalt, so nebenbei bemerkt, aber ich wollte einen anderen Geruch verbergen." Fassungslos musterte ich ihn und er schien zu spüren, was ich dachte. „Nein, es war kein anderes Mädchen Bella, keine Sorge. Obwohl, ein Mädchen war es schon." „Was jetzt? Mädchen oder kein Mädchen?", fragte Luisa verwirrt. „Mädchen, genau genommen meine Schwester Violet. Sie ist genau zehn Minuten älter als ich. Wir sind eigentlich Zwillinge. Vor zwei Jahren..." Er verstummte und ich nahm seine Hand und drückte sie. „Was ist damals vor zwei Jahren passiert?" „Unsere Eltern arbeiteten für die Nachtjäger. Damals war das eine Gruppe von Woodwalkern, die sich für das Wohlergehen von Wildtieren einsetzten. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Nachtjäger verändert, sie wurden verbissener, keiner hörte ihnen zu. Heute sind sie das, was Herr Müller war oder eigentlich noch ist. Auf jeden Fall hatten meine Eltern den Auftrag, vier Jugendliche, die mit ihren Motorrädern Mountainbike strecken nutzten, außer Gefecht zu setzten. Violet hatte damals die Idee, mit mir gemeinsam die Jugendlichen zu erschrecken, wir wussten nichts von der Mission unserer Eltern. Ich schwöre euch, so etwas mache ich nie wieder! Auf jeden Fall dachte ich damals, warum keinen Spaß haben? Also habe ich sie begleitet. Wir sind als Wölfe aufgewachsen und kannten uns mit Motorrädern überhaupt nicht aus. Violet ist genau in die Falle unserer Eltern gesprungen, keine Ahnung, was das für ein Zeug war. Es war auf jeden Fall brennbar. Meine Eltern haben uns nicht gesehen, die Flüssigkeit angezündet und die Motorradfahrer in die Luft gejagt. Mit Violet. Als sie sie retten wollten hat es sie in Stücke zerfetzt. Frau Wollseif war eine Freundin meiner Eltern und hatte den Auftrag sowohl mich, als auch Violet zu unterrichten und an die Menschenwelt zu gewöhnen. Sie dachte Violet wäre tot, sie hat sie nicht gefunden. Kurz gesagt, bis ich wieder komplett fit war, vergingen drei Monate, danach lebte ich ausschließlich als Mensch. Frau Wollseif hat mir oft genug von damals erzählt, sie hat dafür gesorgt, dass ich nicht mehr so oft in Städten rumhing. Das war nämlich meine und Violets Lieblingsbeschäftigung, wenn wir allein waren. Wir schlichen uns in die Stadt. Haben uns damals auch schon mehrere Male fast umgebracht, aber erwischt hat uns nie jemand. Letzte Nacht habe ich Violet nach zwei Jahren wiedergefunden." Nach seiner Erzählung herrschte erst einmal Schweigen. Ich hielt noch immer seine Hand und er sah mich liebevoll an.

„Naja, das ist halt meine Vergangenheit", meinte er schließlich. „Heftige Kindheit! Macht dich irgendwer für den Tod deiner Eltern verantwortlich?", erkundigte sich Luisa. Lange sah er sie an, ehe er zustimmend nickte.

Ich musterte ihn, es war mir egal, ob er Schuld an einem Tod hatte, seine Vergangenheit war so oder so schon heftig genug und es schien so, als wollte er sie vergessen. Ich war fest entschlossen, ihm dabei zu helfen.

„Moment mal! Wa hat das alles mit Herr Müller zu tun und warum wollte er dich bei den Nachtjägern dabei haben?", fragte Melissa plötzlich. Nach langem Zögern antwortete Lorenz anstatt Jo, woraufhin alle verwirrt zu ihm schauten: „Nun, diese Geschichte könnte uns tatsächlich auch helfen, die Nachtjäger loszuwerden! Also Jo, du kannst sie erzählen, oder ich mach es!" Das klang schon fast wie eine Herausforderung, doch Jo blieb gelassen. „Ich werde es ihnen sagen, danke Lorenz! Nun, meine Eltern waren die Stellvertreter des Anführers der Nachtjäger und sie wahrten alle Geheimnis dieser Wandler. Ihre Nebenaufgabe bestand darin, sie mir und Violet zu erzählen und uns lehren, sie zu bewahren und zu beschützen. Wir sollten sie niemals jemandem verraten, außer wenn wir genau, zu 100 Prozent wüssten, wer der Richtige dafür ist. So eine "Ausbildung" dauerte bei den Geheimnissen meiner Eltern fünf Jahre lang. Wir kennen sie tatsächlich alle, denn kurz vor ihrem Tod sagten sie uns, es gäbe nichts mehr zu erzählen. Mit anderen Worten, wenn ich mich nicht den Nachtjägern anschließe, wäre ich für sie wie eine Art Waffe. Als ich Herr Müllers Angebot ablehnte, habe ich also eigentlich irgendwie beschlossen, mich umzubringen. Die Nachtjäger dürfen auch auf keinen Fall erfahren, dass Violet noch am Leben ist. Sie sagte zwar, sie würde auf sich aufpassen, aber bei ihr war das nie wahr, deshalb versuchen Adile und ich, sie zu finden." „Wir werden euch helfen, mach dir keine Sorgen!", verkündete ich nach einem Blick in die Runde. Meine Wölfe traten zu uns und nahmen uns auf dem Weg zum Abendessen in die Mitte, so als wären sie unsere Leibwächter. Beide schienen fest entschlossen, uns nicht eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen.

Jo PoV

Ich hatte ihnen über mein Eltern alles erzählt, aber nichts von dem Unglück, was danach kam. Das wollte ich noch für mich behalten. Irgendwann würde es so weit sein, dass sie es verstehen konnten! Da war ich mir sicher. Herr Müller würde mich nicht mehr an das alles erinnern und damit konnte ich ganz vielleicht endgültig all das vergessen, so wie Adile es sich für mich wünschte.

Ich würde die Vergangenheit ruhen lassen!

Unbekannt PoV

„Wirst du dich uns anschließen?" Die junge Wölfin vor mir sah mich lange an und sagte mir fester Stimme: „Ja, unter der Bedingung, dass meinem kleinen Zwillingsbruder nichts geschieht!" „Natürlich, Violet!", antwortete ich scheinheilig. Sie konnte nicht wissen, dass sie am Tod ihres Bruders nichts ändern konnte, wir waren schon alle in Bereitschaft, um den Alpha zu fangen.