Kapitel 7: Areck

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Ich bereue jetzt schon nicht noch einen Tag länger daheim geblieben zu sein.

Seit ich meinen ersten Schritt in den Schulhof gemacht habe, klebt mir Axel pausenlos am Hintern und quasselt irgendwas von einer Mia.

Und ich kann nicht anders, als eifersüchtig zu sein. Was hat dieses Mädchen an sich, was ich nicht habe? Was macht sie so besonders, dass Axel von ihr ununterbrochen von ihr schwärmt?

Da ist mal einmal nicht in der Schule, und alles verändert sich irgendwie.
Dass ich auch noch Schuldgefühle gegenüber Axel habe, macht diese Sache nicht besser.

Ich kann ihm gar nicht richtig in die Augen sehen, denn zu wissen, was ich nachts von ihm träume, ist peinlich und unangebracht.

,,Da ist auch schon unser Areck! Na, hast du gestern geschwänzt?", begrüßt mich Lucas, während ich meine Mathematik-Bücher aus dem Spint zerre.

,,War krank." Ich habe überhaupt keinen Bock Moment mit ihm zu reden. Wahrscheinlich will er mir irgendeine Arbeit vom Schülervorstand aufdrücken. Nur weil ich ihm vor zwei Monaten angeboten habe, dass ich ihm etwas helfen würde, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch ewig mache.

Zuerst hat es mir gefallen, etwas von Axel abgelenkt zu werden und die Antworten von den Schülern zum Thema ,,Schulumgestaltung" waren ziemlich interessant zu lesen. Einen guten Grund zu haben, nicht nach der Schule die Zeit mit Axel zu verbringen, hat mich etwas von meinem Liebeskummer gerettet.

Doch als Lucas nach einiger Zeit mir immer mehr Aufgaben zum Erledigen hingeworfen hat,  hatte ich langsam die Schnauze voll.
Schlimm genug ist es, dass schon einige Schüler und Lehrer glauben, ich sei wirklich und offiziell bei der Schülervertretung dabei.

Letztendlich habe ich eingesehen, dass das nur Zeitvertreib war und ich mit mehr Arbeit nicht gerechnet habe.

,,Achso, ich hoffe es geht dir nun besser. Weißt du, gestern hätte ich dich wirklich bei einem Meeting gebraucht. Es ging um die Müllentsorgung, da hätte ich deine guten Argumente gebraucht!"
Na klar, und jetzt mir die Schuld geben.

,,Es tut mir leid, dass ich mit Bauchschmerzen im Bett gelegen bin", schnauze ich beleidigt zurück.

,,Ich dachte, es wäre Migräne?"
Huch, woher kommt Axel auf einmal her? Ich habe gedacht, er wäre schon vorausgegangen.
,,Ich hatte Migräne und Bauchschmerzen", behaupte ich und wende mich wieder Lucas zu.

,,Lucas, ich habe versprochen, dir manchmal unter die Arme zu greifen, doch du schiebst mir deine Aufgaben auf, dabei ist es dein eigener Job diese zu überwältigen. Deshalb bist du ja zur Schülervertretung gegangen, nicht ich."

Lucas schaut mich beleidigt an, doch dann seufzt er. ,,Schon klar Bro, habs verstanden. Kommt nicht wieder vor. Sorry."
Er nickt mir und Axel noch mal zu, dann verschwindet er in die Menschenmenge, die schon in ihre Klassenräume verschwinden.

Ich suche schnell nach meinem Geodreieck, dann schmeiße ich die blaue Spint-Tür zu und schultere meinen Rucksack. Axel tut es mir gleich und da wir denselben Mathe-Kurs haben, gehen wir zusammen zum Westflügel.

Dabei kann ich nicht anders, als ihn anzusehen. Seine Locken sind wiedermal ungekämmt und sehen verzaust aus, doch genau das fand ich ja so attraktiv. Mein Blick wandert weiter zu seinen Wangen, die von kleinen Sommersprossen bedeckt werden.

Da wir nebeneinander gehen, sehe ich nur sein rechtes Seitenprofil, doch so kann ich gut sein Muttermal am rechten Ohrflügel erkennen.
Ich kann nicht anders, als an meinen Traum zu denken. In diesem habe ich an seinem rechten Ohr geknabbert, an dem unterm Stück, dort wo die meisten Ohrringe hängen, gesaugt und ihm somit kleine Stöhner entlockt.

Ich schrecke aus meinem Tagtraum auf, als mich Axel an meinem Ärmel festhaltet.
Etwas in mir hofft.
Vielleicht, aber nur vielleicht...
Nein. Oder doch?
Kann es sein, ... dass er auch in mich...

,,Wie frage ich Mia nach einem Date?"

Diese winzige Hoffnung in mir zerbricht augenblicklich in kleine Stücke.
Klar, was habe ich denn sonst erwartet?
Ich bin so naiv und dumm.

,,Ich meine, soll ich sie direkt darauf ansprechen  oder doch mit ihr schreiben? Ich habe ja ihre Nummer...", quatscht Axel und bemerkt nicht meinen Stimmungswechsel.

,,Sie spielt Fußball, ist das nicht toll? Wir könnten uns zum Spielen treffen...", träumt er vor sich hin.

Stopp. Halt. Hör auf zu reden! Jedes einzelne Wort zerbricht ein Stück meiner eh schon zersprungenen Hoffnung. Bei jedem Wort trampelt jemand auf meinem Herz herum, erstickt es, sodass ich das Gefühl bekomme, nicht richtig atmen zu können.

Ich muss hier weg! Ich kann mir das nicht länger anhören!
,,Whatever..", höre ich mich brummen und ich befehle meinen Füßen einen Schritt nach dem anderen zu setzten. Ich darf auf keinen Fall zum Laufen anfangen! Doch das aufdringliche Gefühl der Flucht ist so schwer zu unterdrücken.

Erst als die Schulglocke klingelt, fange ich an ein schnelleres Tempo vorzulegen. Ich wage es einen Blick nach hinten zu werfen.

Axel steht da und sieht mich direkt mit seinen olivengrünen Augen verwirrt an. Ich reiße die Tür des Klassenraums auf und verschwinde dahinter.

🐞🐞🐞
Meinung zum Kapitel?

Vielen Dank für die ersten 33 Reads!!🙏🥺

Strange feelings for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt