Kapitel 9: Areck

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,,Recki? Besuch ist für dich da!", ruft meine Mum Mabou von unten.
Wer kann das bitte sein, der mit mir sprechen will? Lucas? Der Postbote? Oder doch vielleicht ... Axel?
Ich trample die Treppe hinunter zum Eingang und vor mir steht niemand anderes als mein bester Freund.

,,Hey Recki, wie geht's dir? Du bist mitten im Unterricht heim, ich habe mir Sorgen gemacht.''
Er ist besorgt um mich? Der Gedanke gefällt mir leider und zaubert mir eine leichte Röte ins Gesicht.

,,Alles in Ordnung. Ich hatte Bauchschmerzen", erkläre ich ihm meine Notlüge. Wie sonst hätte ich mein urplötzliches Flüchten zu den Toiletten erklären können, ohne direkt wie ein Perverser zu klingen?
In Wahrheit habe ich schon wieder von Axel geträumt. Es hat keinen besonderen Grund gegeben, doch er ist plötzlich in meinen Gedanken aufgetaucht. Nackt.

Natürlich hat es mich erregt und natürlich musste ich sofort auf die Toilette, um dieses ,,Problem" zu beheben. Ansonsten würde ich wie ein Pedo im Klassenraum sitzen, die Hände verschrenkt vor meiner Erektion. Und nein danke, für ,,sexuelle Belästigung während dem Unterricht"  will ich nicht zum Direktor geschickt werden.

Es entsteht eine unangenehme Stille, die zwischen uns beiden eigentlich nie vorkommt. Es ist selten, dass Axel die Wörter fehlen und anscheinend findet er die Spannung zwischen uns ebenfalls nicht angenehm. Sein Fuß tippt im Sekundentakt auf die Fußmatte, und bevor es mich zu nerven anfängt, fragt Axel: ,,Wollen wir was zocken?" Da mir nichts Besseres einfällt als zu nicken, schiebt er sich an mir vorbei ins Haus.

,,Wie geht's deiner Familie, Axel?", ruft Mabou aus der Küche, wo sie wahrscheinlich an ihrem neuen Apfelkuchenrezept feilt. ,,Ganz gut!", antwortet er zurück und steigt die schmale Treppe zum Obergeschoss hoch. Ich folge ihm und kann es mir nicht verkneifen auf seinen Hintern zu gucken.

Ich habe Axel schon öfters nackt gesehen. Als Kinder sind wir oft zusammen duschen gegangen und auch als die ersten Schamhaare zu wachsen begannen, hat sich daran nicht viel verändert. Zwar duschen wir nicht mehr zugleich daheim, doch es macht Axel scheinbar nichts aus, wenn wir nackt im Gemeinschaftsbad der Schule oder des Schwimmbads stehen.

Mein bester Freund öffnet die Tür meines Zimmers und läuft sofort zu meiner Konsole, startet diese und verbindet sie mit zwei Controller. Einen hält er mir auffordernd vor die Nase. ,,Na los, Zombie killen oder Fußball spielen?"

Vielleicht soll ich meine Gefühle für diesen Nachmittag ignorieren und mich einfach normal verhalten. Das wäre besser so, ich will jetzt einmal wieder mit meinen Freund zocken, ohne auf falsche Gedanken zu kommen.
,,Heute bin ich für Autorennen. Mal sehen, ob du mich schlagen kannst!"

Mit diesen Worten klicke ich mich durch das Menü, entscheide mich zwischen den vielen verschiedenen Fahrzeugen für einen roten Porsche und rüste diesen noch schnell auf. Ein Blick auf Axels untere Bildschirmhälfte zeigt mir, dass er einen Lamborghini fahren wird. Schließlich sind wir beide komplett aufgerüstet für das Wettrennen und zugleich starten wir das Spiel.

Ich habe komplett vergessen, wie es sich anfühlt einfach so abzuschalten. An nichts mehr zu denken zu müssen, einfach mit meinem besten Freund die Zeit genießen.
Es tut so gut, mal wieder zusammen zu zocken, ohne diese Selbstzweifel zu haben.

Ich überhole Axels Wagen und trete aufs Gas. Lachend strecke ich ihm die Zunge raus, als er mit einer Mauer kollidiert. Axel ist zwar besser mit dem physischen Sport, doch wenn es ums Zocken geht, bin ich schon einiges geschickter.

Wir spielen noch zwei weitere Runden, bei dem Axel einen Sieg davontragt, und entscheiden uns für eine entspanntere Partie *Minecraft*. Während ich also den  ersten Baum in der neu erstellten Welt abbaue, kommt Axel plötzlich mit einer Tatsache daher, die vielleicht meine gut geschützte Mauer um mein Herz und mein Geheimnis zum Einsturz bringen kann.

,,Du lügst mich an."

🐞🐞🐞

Strange feelings for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt