Kapitel 12: Areck

22 2 0
                                    

Fassungslos taste ich meine Lippe ab, die noch Minuten davor von Axel geküsst worden sind.
AXEL HAT MICH GEKÜSST!
Mehr noch, wir haben rumgemacht, geknutscht!

Es fühlt sich so unreal an, dass ich mir in die Wange zwicke, um zu prüfen, dass ich eh nicht träume.
Ich träume nicht, es ist wirklich passiert!
Doch ich bin verwirrter als zuvor.

Fakt ist, dass er mich geküsst hat, doch auf die Frage ,,Wieso?" kann ich mir keine Antwort geben.
Axel ist hetero, wieso also hat er mich geküsst?

Die bittere Wahrheit tut sich mir auf.
Es war lediglich Spaß. Da sind keine wirklichen Gefühle im Spiel gewesen. Zwischen und läuft nichts und so wird es auch immer bleiben. Es wird zwar noch lange brauchen, bis ich mich wieder entliebt habe, viel Kummer und Schmerz wird es geben, aber letztendlich wird es nur eine einseitige Liebe gewesen sein.

Axel wird heiraten, Kinder bekommen, Opa werden und mich immer nur als Freund betrachten. Wenn wir überhaupt so lange befreundet sein werden. Selbst die besten Freundschaften halten nicht ewig.
Früher oder später wird etwas passieren, was alles auf den Kopf stellen wird.

Ehe ich anfangen kann zu weinen, wechsle ich zu einem Baller-Spiel, um mich abzulenken. Während ich meine Figur aus einem fliegenden Bus springen lasse, schalte ich meine Gedanken aus. Soll doch Axel küssen wen er will. Es interessiert mich nicht mehr.

---
Doch es tut es. Als ich am nächsten Tag Axel und Mia vor dem Schuleingang bemerke, spüre ich, wie die Eifersucht hochkommt. Ich soll anstelle Mia neben ihm stehen.
Ich soll mit ihm lachen, mit ihm flirten und mit ihm abhängen.

Meine Laune ist im Tiefpunkt und ich ziehe mir meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht. Demonstrativ stapfe ich an ihnen vorbei und hoffe insgeheim, dass Axel mich zurückruft.
Nichts passiert.

Entweder hat er mich nicht bemerkt oder ignoriert mich selber nach allem, was gestern zwischen uns passiert ist.
Enttäuscht betrete ich die Aula, und versuche mir einen Weg zwischen den quatschenden Schülern zu suchen. Wie kann man denn schon so gut gelaunt am Morgen sein?

Mit meinen 1,68 Metern schlängele ich mich zwischen zwei Schülerinnen durch, bis ich schließlich bei meinem Spint angelangt bin. Seufzend entsperre ich mein Schloss und bemerke erst jetzt, dass Lucas neben mir aufgetaucht ist. ,,Dir einen wunderschönen Morgen!", trälllert er fröhlich und ich verrenke meine Augen zu Schlitzen.

,,Ich habe keinen Bock irgendwas für dich zu tun, also lass mich einfach in Ruhe!", schnauze ich ihn gereizt an.
,,Huch, welche Laus ist den dir über die Leber gelaufen?"
Bitte lass mich ihn Frieden mit diesen Redewendungen, die machen mich aggressiv!

,,Okay, wenn du es genau wissen willst, Axel hat mich gestern geküsst, und ich habe keine Ahnung was ich davon halten soll!", fauche ich, und könnte mich im nächsten Moment selbst schlagen, weil ich meinen Mund nicht gehalten habe.

Lucas starrt mich perplex an. ,,Bitte was?", bringt er  schließlich raus. ,,Du hast richtig gehört. Also lass mich  endlich in Ruhe!", zicke ich und schlage die Spinttür zu.
Doch mein Gegenüber sieht mich bedauernd an. Er weiß, dass ich gay bin, doch nicht, dass ich auf Axel stehe.

,,Soll ich mit dir darüber reden?", will er plötzlich wissen, ,,wie kann ich dir helfen?"
Überrascht wende ich meinen Kopf. Mit sowas habe ich nicht gerechnet.
,,Nein danke. Spar dir deine gespielte Nettigkeit. Am Ende schulde ich dir was!"
Lucas schüttelt den Kopf: ,,Ist ausnahmsweise gratis. Also, wie kann ich dir helfen?"

Ich drehe mich um und kann erkennen, wie Axel mit Mia im Schlepptau das Schulgebäude betretet. Schnell wirbele ich herum und ziehe Lucas mit mir. ,,Ich möchte heute nicht mit Axel sprechen, hilf mir also dabei!"

Strange feelings for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt