Kapitel 8: Axel

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Was ist bloß mit Recki los?
Langsam glaube ich, irgendwas steckt dahinter.
Recki meidet mich. Vielleicht denkt er, ich merke es nicht, doch so ist es nicht. Nach so vielen Jahren kenne ich Recki nur zu gut und ich weiß, wenn er etwas verschweigt.

Und zu wissen, dass es Recki vielleicht schlecht geht, ist ein ungutes Gefühl. Als er mich heute morgens am Gang stehen gelassen hat, habe ich ein dumpfen Schlag in die Magengrube eingesteckt.

Ich will wissen, was in Reckis Kopf abgeht.
Wenn er wirkliche Probleme hat, habe ich vielleicht die Möglichkeit ihm zu helfen.

Ich folge Axel in den Klassenraum, wo der Mathe-Kurs stattfindet. Mr. Edison steht schon vor der Klasse, anscheinend habe ich es doch nicht rechtzeitig geschafft.

Ich murmle eine nicht sehr glaubbare Entschuldigung herunter und setzte mich neben Recki, der in den hinteren Reihen sitzt.
Dieser scheint mich bewusst zu ignorieren, da er seinen Blick aus dem Fenster nicht hebt.

,,Hey."
Ich tippe auf seine Schulter und merke, wie er diese anspannt. Er wirft mir einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, entscheidet sich aber dann doch, mich weiter zu ignorieren.
,,Alles okay?", frage ich nach, ,,du weißt, du kannst mir alles erzählen."
,,Da gibt es nichts. Konzentriere dich lieber auf den Unterricht", brummt Recki und notiert sich etwas in sein Heft.

Ich entscheide mich später noch mal nachzufragen. Vielleicht hat sich dann seine miese Stimmung gelegt.
Mit einem letzten Seitenblick zu Recki schlage ich mein Mathe-Heft auf und schreibe die erste Aufgabe auf.

🐞🐞🐞

Recki ist früher nach Hause gegangen. Lucas hat es mir eben mitgeteilt. Mitten in der Stunde hat er heftige Bauchkrämpfe gehabt.
Mich wundert es nur, normalerweise hätte mir Recki eine Nachricht hinterlassen. Doch ein Blick auf mein Handy zeigt mir, dass ich keine neuen SMS bekommen habe.

So oder so will ihn nach der Schule besuchen. Jetzt habe ich jedenfalls einen guten Grund mehr, um vorbei zu schauen.

In der Mittagspause sitze ich wie üblich bei meinen Jungs. Dieses Jahr wird die Meisterschaft hart. Wir haben unseren Kapitän und zugleich unseren besten Verteidiger verloren. Er ist nach Texas gegangen und hat sein Amt Micah, einem Stürmer, überlassen.

Dieser sitzt auch gerade neben mir und schaufelt sich sein Tortilla hinein. Er ist zwar recht klein, doch er ist mir mit meinen 1,85 Metern zu flink. Er ist unser Ass und ich muss sagen, etwas beneiden tue ich ihn schon.
Wer möchte denn nicht so berühmt und beliebt in der Schule sein, ein großartiges Talent im Fußballspielen besitzen oder daten, wenn er möchte?

Jedes zweite Mädchen hier in der Highschool himmelt ihn an und ich denke, es geht manchen Jungs genauso. Ja, Micah hat sich als bisexuell geoutet, doch er scheint seine Beziehungen nicht sonderlich ernst zu nehmen. Egal welches Geschlecht sein jetziger Partner hat, länger als maximal zwei Monate wird es nicht mehr dauern, bis sie sich trennen. Und meisten ist es Micah, der die Beziehung beendet, doch das stört keinen seiner zahlreichen Verehrerinnen und Verehrer.

,,Sag, wo bleibt eigentlich Recki? Hängt der nicht immer bei dir rum?", fragt Micah und wischt sich die Soße aus dem Gesicht.
,,Er hatte Bauchschmerzen. Ist jetzt daheim."
,,Achso. Kommst du heute Training?"
,,Ja, aber ich muss zuvor noch etwas erledigen."
,,Was denn?", will Micah beiläufig wissen.
,,Schule schwänzen und bei jemanden vorbei schauen", antworte ich ihm und wundere mich insgeheim, wieso ich ihm nicht sagen will, zu wem ich gehen will.

Mit diesen Worten schmeiße ich meinen Schulrucksack über die linke Schulter und schlendere mit gemütlichen Schritten aus dem Schulgebäude hinaus.

🐞🐞🐞


Strange feelings for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt