Kapitel 14: Axel

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Recki ignoiert mich, und das sehr offensichtlich.
Er weicht mir den ganzen Tag schon aus, und in den wenigen Stunden, die wir zusammen haben, sitzt er immer neben wem anderen.

Heute in der Mittagspause ist er nicht mal in der Cafeteria aufzufinden. Ich mache mir langsam Sorgen.
Ich habe es verkackt, oder?
Sind das die ersten Anzeichen, dass sich unsere Freundschaft langsam auflöst?

Nein, so einfach gebe ich Recki nicht auf!
Ich stehe hastig auf, lasse mein Tablet mit dem angebissenen Hühner-Sandwich stehen und verlasse mit zügigen Schritten die Mensa.

Wo verbringt wohl Recki seine Pause? In der Bibliothek? Dort ist aber das Essen nicht erlaubt. Und die Toiletten sind zu unhygienisch für ihn.
Ich irre durch die Schulgänge, werfe einen Blick in die leeren Klassen, doch Recki finde ich einfach nicht.
Ob er vielleicht nach Hause gegangen ist?

Zum Weiterdenken komme ich gar nicht, denn ich sehe plötzlich, wie Recki aus den Sportbekleiden kommt.
Er blickt sich um und reißt erschrocken die Augen auf, als er mich wahrnimmt.
Er dreht sich schnell um und will weglaufen, doch so einfach will ich ihn nicht loslassen.

Ich setzte zum Sprint an und dank den jahrelangen Trainings habe ich einen Speed drauf, den mir nicht jeder nachmachen kann. Blitzschnell erreiche ich Recki und packe ihn an seinem Rucksack. Dieser rutscht aber von seinen Schultern und mein Freund fängt zum Stolpern an.

Ich bin nicht schnell genug mit dem Bremsen und mit einem lauten Ächzen falle ich über Recki hinweg auf den Boden. Mein Hinterkopf kommt schmerzhaft auf den Boden auf, sodass ich mir kurz schwarz vor Augen wird.

Unter mir liegt Recki eingezwängt zwischen meinem Körper und dem rutschigen Fließenboden.
Ich richte mich schnell wieder auf und reiche Recki meine Hand.
Für einen kurzen Moment sehen wir uns einfach in die Augen und schweigen.

Schließlich ergreift er meine Hand und lässt sich von mir hochhelfen.
,,Alles okay?", frage ich ihn besorgt.
,,Jaja", murmelt er und schaut verlegen zur Seite.
,,Wir müssen reden. Über gestern."
Ich komme schnell zum Punkt, denn ich mag es jetzt endlich hinter mir haben.

Man sieht es Recki an, dass er sich unwohl fühlt. Er zieht die Schultern hoch und klemmt sich seine Unterlippe zwischen die Zähnen. Ich klaube seinen Rucksack vom Boden auf und überreiche ihn.
,,Der Kuss ... das war nichts Ernstes, oder? Ich meine, es tut mir leid. I-ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Ich will nicht unsere Freundschaft zerstören, sie ist mir einfach zu verdammt wichtig! Ich will dich nicht verlieren, Recki. Du bist mein bester Freund!"

Es tut gut, sich alles von der Seele zu reden. Ich denke nicht nach, was ich sage. Ich tue es einfach. Recki ist mir so ungeheuer wichtig.

,,Ich hoffe, wir können diese Sache vergessen", hänge ich am Schluss noch hinzu und sehe Recki erwartungsvoll an.
Seine haselnussbraunen Augen zeigen keinerlei Gefühlsregung. Wiedermal kann ich nur vermuten, was er momentan fühlt.

,,Okay."
Ich blinzle verwundert. So einfach?
,,Ähm ... schön, dass wir das geklärt haben. Ignoierst du mich jetzt nicht mehr?"
Ich lege einen bettelnden Blick auf, in der Hoffnung, Recki zum Schmunzeln zu bringen.
Doch er weicht meinen Blick aus und nickt.

Ein Stein fällt mir vom Herzen. Alles wird so wie früher!
Zum Glück hat mein Kuss nichts zerstört.
Zum Glück war er bedeutungslos.

Strange feelings for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt