Light in the darkness

Kapitel 3

Claire

,,Dr. Franklin, ihr Blutdruck sinkt!'
Verdammt
Komm schon Lisa.

Die OP geht bereits 4 Stunden. Das ist normal, eine Herztransplantation kann bis zu 6 Stunden gehen. Es kommt auch öfters vor, dass während der Transplantation der Blutdruck fällt. Aber wenn wir nicht bald fertig sind, könnte es lebensbedrohlich werden.

Komm schon Lisa, nur noch ein bisschen! Ich gebe meinem Team Anweisungen und beobachte die Werte auf dem Monitor. Gott sei Dank. ,,Blutdruck steigt wieder!" Beruhigt setze ich meine Arbeit fort. Eine halbe Stunde später haben wir es geschafft. Wir beobachten den neuen Herzschlag, aber es scheint alles zu passen.

Ihr Körper stoßt das Herz nicht ab. Das passiert, auch wenn man eigentlich einen passenden Spender gefunden hat öfters. Ich nähe den Schnitt von Beginn der OP zu und atme erleichtert durch. Ein Punkt geschafft. Sie ist noch nicht über den Berg, aber es sieht gut aus. Hoffen wir, dass sie die Zeit nach der OP genauso gut durchsteht.

Ich sehe mir nochmal dieses erstaunliche Kind an. Die genähte Wunde wird eine ziemlich große Narbe hinterlassen. Eine Erinnerung an alles, was sie durchgemacht hat. Aber auch, dass sie überlebt hat.

Viele Ärzte mögen es nicht eine Bindung einzugehen. Sie haben Angst davor verletzt zu werden, wenn mal etwas schief geht. Ich wurde schon oft davor gewarnt. Ich verstehe das. Auch ich habe schon Patienten verloren. Aber es würde mich so oder so mitnehmen. Ich möchte vertrauen zwischen meinen Patienten und ihren Familien aufbauen. Ich möchte für die Kinder da sein, wenn alles überstanden wurde aber auch für die Eltern, wenn sie es nicht überstanden haben.

Ich verlasse den Operationssaal, während mein Team sich um Lisa kümmert. Sie werden sie fertig machen und in den Aufwachraum bringen. Ich ziehe mich um und mache mich auf den Weg zu den Eltern. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist Stunden darauf zu warten, um dann zu erfahren ob mein Kind noch lebt und ob alles gut lief.

Gefolgt von meiner Assistenzärztin Dr. Parker mache ich mich auf den Weg zu Lisas Eltern. Als wir den Wartebereich betreten, springen Mr. und Mrs. Monroe von ihren Stühlen und kommen uns entgegen.

,,Dr. Franklin! Geht es unserer Tochter gut?" Ich schaue Mrs. Monroe mit einem beruhigenden Lächeln entgegen. ,,Ihre Tochter hat die OP gut überstanden. Es gab ein paar Komplikationen aber wir haben es in den Griff bekommen. Ihre Tochter befindet sich nun im Aufwachraum. Aber auch wenn das gute Neuigkeiten sind, ist Lisa noch nicht über den Berg. Die OP ist eine Sache, aber die Tage und Wochen danach sind genauso wichtig."

Mr. und Mrs. Monroe seufzen erleichtert und nehmen sich in den Arm. ,,Vielen Dank. Sie wissen nicht, was uns das bedeutet." Mrs. Monroe lächelt mich mit Tränen in den Augen dankbar an und auch Mr. Monroe schüttelt dankbar meine Hand.

,,Wie wird es jetzt weitergehen?", fragt mich Mr. Monroe. ,,Wir müssen Lisa eine Weile in den Augen behalten und sehen ob ihr Körper das Herz doch noch abstößt. Außerdem müssen wir Infektionen vermeiden. Daher bleibt sie ein paar Tage auf der Intensivstation. Anschließend kommt sie für ca. 3-4 Wochen auf die Normalstation. Wir müssen sie Medikativ behandeln. Und viele Untersuchungen durchführen", erklärt Dr. Parker. Ich nicke zustimmend mit dem Kopf.

Ich bin so stolz auf Parker. Sie ist bereits seit 5 Jahren meine Assistenzärztin und sie macht ihren Job klasse. Noch ein Jahr und sie kann sich weiter zur Fachärztin hoch arbeiten. Ich konzentriere mich wieder auf Lisas Eltern.

,,Wie Dr. Parker schon erklärt hat, beginnen unsere größten Sorgen jetzt. Auch wenn die OP gefährlich ist, ist die Zeit danach die bedrohlichere. Das wichtigste für uns ist darauf zu achten, dass Lisas Körper das Organ annimmt. Wir müssen auch Infektionen vermeiden, weil sie Antidepressiva bekommt. Dadurch ist ihr Immunsystem geschwächt. Das hilft dem Körper das Herz anzunehmen, aber dafür ist sie anfälliger für Krankheiten."