Kapitel 9

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Alessandro

,,Hier ist das Geld, wie vereinbart." Ich nicke Dario, der rechts von mir steht zu und er nimmt sich den Koffer. Er fängt an die Scheine zu zählen. Irgendwas kommt mir komisch vor. Der Spanier mir gegenüber verhält sich auffällig.

Er leckt sich immer wieder über die Lippen und ich erkenne ein leichtes regelmäßiges Zucken über seiner Augenbraue. Er verheimlicht mir irgendetwas und wenn dem wirklich so ist, wird es für sie nicht gut ausgehen. Sie befinden sich auf unserem Boden, in meinem Club. Sie sollten eigentlich nicht so dämlich sein und mich hier verarschen. Der Deal war simpel, die spanische Mafia bekommt unsere Waffen und wir die Kohle. Wir haben schon öfters Geschäfte gemacht und bisher lief es immer gut. Aber man hört Gerüchte über Geldprobleme und Personalmangel. Der Krieg gegen die Russen hat sie ziemlich mitgenommen.

Besser sie verscherzen es sich nicht auch noch mit uns. Aus dem Augenwinkel nehme ich die Männer um ihn herum erneut genauer war. Der eine scheint immer wieder auf die Uhr zu schauen und der dahinter tippt beinahe unauffällig mit seinem Finger. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. ,,Habt ihr noch ein Treffen? Ihr wirkt etwas angespannt." Mit einem kalten Grinsen schaue ich dem Mafiosi vor mir in die Augen und lehne mich auf der Couch zurück. Er schluckt sichtlich. ,,Ich wüsste nicht, was dich das  angeht, Rossi." Ich grinse. ,,Ich merke wenn etwas nicht stimmt. Also entweder hintergeht ihr Sciocchi uns oder ihr seid spät dran für ein anderes Treffen. Bei den wenigen Männern unter euch tippe ich auf zweiteres. Also, was ist so wichtig, dass ihr uns verärgern würdet?"

Álvaro Martínez schluckt ein weiteres Mal und ich merke, dass er nervös wird. Wenn wir ihn und seine Männer nicht durchsucht hätten, hätte ich vielleicht sogar an die Möglichkeit gedacht, sie könnten verwanzt sein. Ich sehe mich in meinem Club um. Im VIP Bereich befinden sich nur ich, meine Männer und die Spanier. Von unten kann uns niemand sehen und die Clubgeräusche würden sogar Schüsse übertönen, trotzdem würde ich hier niemanden ohne triftigen Grund abknallen. Auch Álvaro weiß das. Wir kennen uns jetzt schon eine Ewigkeit, darum stellt sich mir die Frage, warum ist er nervös?

,,Du kennst die Regeln, Rossi. Ich werde dir nichts über die Geschäfte meiner Familie erzählen. Das Geld ist sauber und vollständig. Es ist alles so wie abgemacht, wo sind jetzt die Waffen?" Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. ,,Wenn wir weiterhin Geschäfte machen wollen, sollten wir eure Absichten kennen. Bisher standen unsere Familien immer gegen die Russen. Du bist nervös Álvaro, woran könnte das liegen? Habt ihr die Seiten gewechselt? Ich rate dir mich nicht anzulügen, meine Geduld hat auch ein Ende." Angespannt warte ich auf eine Reaktion.

Álvaros Gesicht verzieht sich vor Wut. Blitzschnell springt er auf und stürmt auf mich zu. Meine Männer heben die Waffen, doch mit einem Zeichen von mir, nehmen sie sie wieder runter. ,, Wag es niemals wieder meiner Familie zu unterstellen wir würden uns mit dieser Familie zusammentun", spuckt er aus. Ich mustere ihn kurz kalt aber es scheint keine Lüge zu sein. Mit einer schnellen Bewegung packe ich ihn am Kragen und drücke ihn gegen die Wand. Er zuckt vor schreck zusammen und im Hintergrund höre ich Waffen zucken, ich verdrehe die Augen. Als ob sie schießen würden. Ich konzentriere mich wieder auf den Mann vor mir. ,,Was wollen sie? Ich weiß, dass es um die Russen geht." Er schüttelt den Kopf und stöhnt dann schwerzvoll auf, als ich ihn erneut gegen die Wand stoße.

Gerade als mein Gedulsfaden am reißen ist, meldet er sich doch zu Wort. ,,Er hat meine Schwester! Bist du jetzt zufrieden?" Ich lasse ihn los und er schubst mich von sich. Seine Schwester? ,,Seit wann?"

,,Letzten Freitag, sie ist jetzt schon 5 Tage unauffindbar. Er hat Bedingungen gestellt, zum einen möchte er eure Waffen. Das Geld konnten wir schon auftreiben, aber wir brauchen diese Lieferung bis heute Abend."

Mehrere Gedanken kreisen durch meinen Kopf. ,,Ich muss kurz telefonieren, Dario halt die Stellung." Ich laufe aus dem Raum und wähle die Nummer von padre. Genervt stoße ich die Luft aus, kann nicht einmal etwas so ablaufen, wie es sollte!? ,,Was ist los Alessandro? Gibt's ein Problem bei der Lieferung?"
,,Die Russen haben Maria entführt. Die Spanier müssen Lösegeld bezahlen und eine gewisse Mege von unseren Waffen liefern. Wenn wir die Lieferung durchziehen, bekommt Valentin unsere Waffen in die Hand und bekommt wichtige Informationen. Lassen wir den Deal platzen, verlieren wir die Spanier als Partner.", stelle ich sachlich fest. In der Leitung wird es still und ich weiß, dass er nachdenkt und dann höre ich ihn fluchen.

,,Gib ihnen die Waffen. Mach klar, dass sie uns dafür mehr als einen Gefallen schuldig sind und mach es bindend."

Nachdem wir noch einige Kleinigkeiten geklärt haben, lege ich auf und wende mich wieder zum gehen. Als ich den Raum betrete, sehe ich einen ungeduldigen Álvaro durch den dunklen Raum laufen. Ich wende mich zu Dario. ,,Liefert die Waffen in den Van. Álvaro, du kommst mit mir." Ich lasse ihm keine Zeit zum diskutieren und drehe wieder um. Als wir beide in meinem weiträumigen Büro stehen schließe ich die Tür. Bedrohlich laufe ich auf ihn zu und halte ihm meine Waffe an den Kopf.

,,Ich warne dich Álvaro, ist irgendetwas davon gelogen und ihr arbeitet doch für sie, mach ich dich und deine Familie kalt, hast du das verstanden? " Er nickt und ich packe meine Waffe wieder ein.
,,Wenn wir das für euch tun, seid ihr uns einiges schuldig. Wenn wir sagen, ihr helft uns im Krieg dann kommt ihr. Wenn wir sagen, wir brauchen Unterstützung, dann kommt ihr und wenn wir irgendetwas von euch brauchen, dann gebt ihr es uns ohne Wiederworte. Wir riskieren unseren Arsch für deine Schwester, vergiss das nicht." Er nickt ernst. Ich reiche ihm den Vertrag, der bereits auf meinem Schreibtisch liegt. Er unterschreibt widerwillig und ich nicke ihm zu.

Er erwidert die Geste und geht. Dio Mio, ich hoffe wir haben nicht unser eigenes Grab geschaufelt. Aber für was sollte Valentin ausgerechnet unsere Waffen brauchen, wenn nicht für Infos? Uns eine Falle stellen kann er nicht. Man kann sie nicht mit uns in Verbindung bringen, dafür haben wir gesorgt. Er sucht etwas. Ich lege den Vertrag in den Safe und laufe zurück zum Gang. Ich lasse meinen Blick durch die unten tanzende Menge wandern. Mein Blick bleibt bei einer schwarzhaarigen Frau mit schwarzem Kleid hängen. Sie bewegt sich unglaublich sexy auf der Tanzfläche. Ich spüre wie mein Körper bei ihrem Anblick reagiert. Irgendetwas an ihr kommt mir vertraut vor und als sie sich umdreht erkenne ich sie.

Fuck, das darf doch wohl nicht wahr sein! Es ist Dr. Franklin, dabei wollte ich mich doch ablenken. Aber fuck, wie soll ich wiederstehen, wenn sie sich so bewegt? Ich beobachte sie eine Weile und sehe, wie ein Kerl auf sie zukommt. Ohne darüber nachzudenken setzen sich meine Beine in Bewegung. Als ich unten ankomme sehe ich, dass der offensichtlich betrunkene Kerl sie an sich zieht. Ich laufe in ihre Richtung und erkenne, dass sie etwas zu ihm sagt und sein Griff stärker wird. Fuck, was bildet der sich ein? Er schleppt sie Richtung Ausgang und gerade als ich eingreifen möchte, rammt sie ihm den Ellenbogen in die Seite und das Knie in die Eier. Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht Mitleid mit dem Kerl aber wow, ich bin beeindruckt. Erstaunt sehe ich ihr dabei zu, wie sie ihn abfällig betrachtet und ihm wütend etwas zuknurrt. Gerade als sie sich umdreht erreiche ich sie. Sie hält in ihrer Bewegung inne und dio diese Augen.

In ihren ozeanblauen Augen erkenne ich Erstaunen, Verwirrung, Wut und einen Hauch von Verlangen? Kann es sein, dass sie die selbe Anziehung spürt?

,,Hey, was tun sie hier?", fragt sie verwirrt. Ihre Stimme ist so zart, was im völligen Kontrast zu dem steht, zu dem was ich gerade eben gesehen habe.

,,Das ist mein Club und ich dachte, sie könnten bei dem Kerl dort hinten etwas Hilfe gebrauchen, aber so wie ich das sehe, schaffen sie das auch gut alleine Dr. Franklin." Ich grinse sie an und ich meine ihre Wangen erröten zu sehen. ,,Claire" stößt sie aus. Ich schaue sie fragend an und sie räuspert sich. ,,Ich meine, mein Name ist Claire. Sie müssen mich hier nicht Dr. Franklin nennen. Danke, dass sie helfen wollten. Aber ich denke, er hat für heute genug." Mein Grinsen wird breiter. ,,Alessandro, schön dich persönlich kennenzulernen Claire. Hast du Lust auf einen Drink?" Scheiße was mache ich hier? Zumindest scheint auch sie sich das zu fragen. Sie zögert und beißt sich auf die Unterlippe.

Verdammt, sie soll sofort damit aufhören. Noch nie hat mich diese Geste bei Frauen so hart werden lassen. Bevor mein Verhalten zu auffällig wird, richte ich meinen Blick wieder zu ihren Augen. ,,Ich sollte meinen Freundinnen kurz bescheid geben, was passiert ist." Sie macht eine kurze Pause und scheint mit sich zu ringen. ,,Aber klar, wieso nicht. Wartest du kurz hier oder möchtest du mitkommen?"

Gott, das hätte sie nicht sagen sollen.

Light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt