Kapitel 7

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Alessandro

,,Wie geht's ihr?" Ich drehe mich nach rechts zu den lauter werdenen Stimmen und Schritten. Ich sehe meine Familie den langen hell beleuchteten Gang heran eilen. Sie alle haben einen besorgten und gehetzten Ausdruck in ihren Gesichtern.

Als ich ihnen vor ca. 20 Minuten von Ariellas Zustand erzählte, haben sie alles stehen und liegen gelassen und sind sofort hierher gefahren. Emilio springt solange für meinen Vater ein. Er ist ein guter Freund der Familie und seit über 30 Jahren die rechte Hand meines Vaters. Er wird das regeln. Wir alle machen uns zurzeit mehr Sorgen um Ariella.

Und schon wieder denke ich an diese Ärztin, Dr. Franklin. Kann sie ihr wirklich helfen? Sollten wir nicht lieber den zuständigen Ärzten vertrauen? Aber  anderer Seits, was haben wir zu verlieren? Bisher sind wir keinen Schritt weiter. Die Ärzte haben nichts herausgefunden, was wenn sie wirklich weiß, was sie tut. Schlimmer kann es momentan nicht werden. Ich muss auf jeden Fall mit den anderen reden, ich kann diese Entscheidung nicht alleine treffen.

Ich konzentriere mich wieder auf meine nun vor mir stehende Familie. ,,Sie ist wieder stabil. Der Anfall war trotz ärztlicher Hilfe beinahe genauso lang wie der letzte. Die Ärzte haben noch immer keine Ergebnisse. Sie konnten nun nur den Wassermangel eindeutig ausschließen. Mehr ist nicht bekannt." Trotz meiner inneren Verzweiflung kommt alles ruhig und beinahe emotionslos über meine Lippen. Für jeden anderen wirke ich kalt und man könnte denken, es würde mich nicht interessieren, aber meine Familie kennt mich. Mein Vater und Alessio sind in dieser Weise genau wie ich.

Diego, Sebastiano und besonders madre sind zumindest beim Thema Familie leichter zu durchschauen. Diego hat noch nicht viel mit der Mafia zutun aber Sebastiano und madre können im Geschäft knallhart sein. Ich dagegen habe früh von meinem Vater gelernt, meine Schwächen nicht zu offenbaren. Das hat so gut funktioniert, dass ich es nicht ein mal vor meiner Familie kann.

,,Fuck", kommt es gleichzeitig von Alessio und Sebastiano. Ich nicke nur knapp. Ich traue mich gar nicht in die Richtung von madre zu schauen. Diego senkt betroffen den Kopf und in padres Augen sehe ich gleichermaßen Wut und Verzweiflung aufblitzen. Meine Eltern gehen an uns vorbei, zu Ariellas Zimmer. Sie schläft tief und fest. Auch dieses Mal sind keine Auffälligkeiten nach dem Anfall auszumachen. Es ist zum verrückt werden.

Meine Brüder warten mit nachdenklichen Gesichtern neben mir. Ich weiß, was sie denken. Unsere Eltern brauchen diese Zeit mit Ariella alleine. Sie wollen es richtig machen.

,,Haben Sie noch etwas gesagt? Was mit ihr während der Anfälle passiert? Oder haben sie neue Erkenntnisse, irgendwas?" Ich schaue Diego in die Augen. Er ist so alt wie ich damals. Ich schüttel ausdruckslos den Kopf. ,,Aber eine andere Ärztin hat eine Vermutung. Allerdings ist das hier nicht ihr Fachgebiet. Sie ist die leitende Oberärztin der Kinderchirugie. Sie braucht allerdings die Erlaubnis
eines Familienmitglieds."

Meine Brüder schauen nachdenklich drein. Ob sie genauso darüber denken wie ich? ,,Weniger Fortschritte machen können wir eh nicht. Außerdem muss sie sich ihrer Sache ziemlich sicher sein, wenn sie sich freiwillig meldet. Bisher sind die Ärzte eher geflohen um uns nicht zu verärgern." Erstaunt Blicke ich zu Sebastiano. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Er hat recht, die kleinen Pisser haben sich vor lauter Angst davon geschlichen, obwohl diese Aktion meine Wut erst so richtig entzürnt. Dass Dr. Franklin unseren Zorn in Kauf nimmt um ein kleines Mädchen zu retten, lässt mich sie in einem noch besseren Licht sehen.

Meine Faszination für diese Frau wird immer größer. Aber ich kann sie nicht hier rein ziehen. Egal wie sehr ich sie bewundere. Als ich wieder zu meinen Brüdern aufsehe, bemerke ich etwas in Alessios Augen, dass mir nicht gefällt. Es ist als wüsste er ganz genau, was in mir vorgeht. Ich sehe trotz seiner Sorge um Ariella einen belustigten und zu gleich nachdenklichen Ausdruck in seinen Augen.

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