Kapitel 11

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Nachdem die Fässer, in denen die Jungs sind, mit Fischen gefüllt wurden, sind wir nun am Zolltor angekommen.
,,Daumen drücken, dass es klappt", meint Bard.
Während Bard sich mit dem Wärter unterhält, bricht bei mir der Schweiß aus und mein Herz rast wie will.
,,Alles in Ordnung", meint der Wärter und will Bard die Papiere wieder geben, doch leider wird ihm diese aus der Hand gerissen.
,,Nicht so voreilig", sagt ein schmieriger Mann mit schwarzen Haaren und dunklen Augen.

Mein Herz bleibt mir einen Moment stehen und ich verstecke mich etwas hinter Bard.
,,Leere Fässer aus dem Waldlandreich", liest er die Papiere durch.
,,Nur sind diese nicht leer", stellt er fest und wirft die Papiere einfach hinter sich.
,,Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr eine Genehmigung als Kahnführer und nicht als Fischer", sagt er grimmig und hebt einen Fisch aus dem Fass, dabei entdeckt er auch mich.
,,Und du bist?", fragt er skeptisch.
,,Eine Verwandte von mir", antwortet Bard für mich.
,,Ihr habt noch Verwandte außerhalb?", fragt er verwundert.
,,Vater dachte, es wäre in Ordnung, dass ich hier bin, während es Besprechungen gibt, wer der nächste Fürst wird. Onkel Valinor kann ziemlich nachtragend sein", flunkere ich und lächle süß.
,,Wenn ich Umstände bereitet habe, dann tut es mir leid", entschuldige ich mich.
,,Nein, es ist alles in Ordnung, Ihr seid Herzlich willkommen", sagt er und lässt uns passieren.
,,Da bin ich aber erleichtert, vielen Dank"

Nachdem wir das Tor passiert haben und außer Sichtweite sind, höre ich auf zu lächeln und mir läuft es kalt den Rücken runter. Wir kommen an einem Steck an, die Jungs klettern aus den Fässern und wir gehen vom Kahn runter. Leider müssen wir nun durch den belebten Markt, wo wir auch gleich aufgehalten werden. Die Jungs verstecken sich schnell, bevor die Wachleute bei Bard und mir ankommen. Nach einer kleinen Auseinandersetzung zwischen Bard und dem Hauptmann, in der Bard dessen Frau als Hure beschreibt, können wir weiter. Aber nach ein paar Metern werden wir wieder aufgehalten.

Ein Junge kommt auf uns zugelaufen. Er hat schulterlanges, lockiges schwarzes Haar und abgeranzte Schuhe und Mantel.
,,Vater, unser Haus wird beobachtet", unterrichtet er uns.
Wie es sich herausstellt, ist es Bards Sohn. Sein Blick landet auf mir und seine Augen weiten sich kurz. Für einen kurzen Moment bekommt er seinen Mund gar nicht mehr zu.
,,Hallo", lächle ich ihn an.
,,Hi", bekommt er gerade so heraus.

Die Jungs müssen einen geheimen Fluss entlang schwimmen, sodass sie zum Haus von Bard gelangen.
Wir kommen bei seinem Haus an und er wirft einen Apfel zu zwei Fischern.
,,Sagt dem Bürgermeister, dass ich für heute fertig bin", sagt er zu ihnen und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen, als sie ihn verdattert anschauen.

Wir treten durch die Tür und ein Mädchen kommt uns entgegen.
,,Vater, ich war so in Sorge", meint sie und nimmt Bard die Einkäufe ab.
,,Bain, hole sie hoch", meint Bard zu seinem Sohn, nachdem er überprüft hat, ob die Luft frei ist.
,,Hi", höre ich eine Mädchenstimme neben mir und ich drehe mich zu einem kleinen Mädchen um.
,,Hi", begrüße ich sie auch.
,,Ich bin Tilda und du?", fragt sie mich.
Sie hat dunkelbraunes Haar, welches zusammengebunden ist und süße blaue Augen, die mich neugierig anschauen.
,,Mein Name ist Naira, freut mich dich kennenzulernen", antworte ich.
,,Vater, warum kommen lauter Zwerge aus unserem Klosett?", fragt das Mädchen, welches uns entgegengekommen ist.
,,Werden sie uns Glück bringen?", fragt Tilda mit Glitzer in den Augen.

'Wie süß', geht es mir durch den Kopf.

Tilda ist so freundlich und teilt uns warme Mäntel aus.
,,Sie werden zwar nicht ganz passen, aber sie halten euch warm", erklärt Bard.
,,Es wäre etwas Neues, wenn es etwas geben würde, was mir passen könnte", scherze ich und nehme Tilda den letzten Mantel ab.
,,Danke", bedanke ich mich lächelnd bei ihr und ziehe ihn über.
Die Ärmel sind etwas lang, doch schlage ich sie um und ziehe mir alles zurecht.

,,Was ist denn mit dir los, hast du einen Geist gesehen?", fragt Bilbo Thorin, welcher aus dem offenen Fenster schaut.
Neugierig humple ich zu ihnen und schaue auch aus dem Fenster.
,,Wow, eine Windlanze", hauche ich.
,,Eine Windlanze?", fragt Bilbo nach.
,,So eine stand auch in Tal, bevor Smaug kam. Ein Drache kann nur durch einen Schwarzen Pfeil, der von einer Windlanze abgefeuert wird, getötet werden. Nur wenige dieser Pfeile wurden je geschmiedet. Girion, der Fürst von Tal, versuchte die Bestie zu erlegen. Pfeil um Pfeil hat er verschossen", erzähle ich die Geschichte, welche ich so oft gelesen habe.
,,Hätte er damals sein Ziel nicht verfehlt, wäre vieles anders gekommen", meint Thorin und schaut mich kurz traurig an.
,,Wie es sich anhört, wart Ihr wohl dabei gewesen", sagt Bard.
,,Jeder kennt die Geschichte", meint Thorin leicht sauer.
,,Dann wisst Ihr auch, dass Girion den Drachen getroffen hat. Er löste eine Schuppe unter seinen linken Flügel. Ein Schuss noch und er hätte die Bestie erlegt", meint Bain wütend.
,,Nichts als ein Märchen", sagt Thorin.
,,Aber ausschließen sollte man es nicht. Es könnte was dran sein, aber wer weiß das schon. Es sind eben Geschichten", beruhige ich die angespannte Stimmung.
,,Naira hat recht", stimmt Balin mir zu.
,,Ihr habt uns Waffen versprochen. Wo sind sie?", fragt Thorin.
,,Wartet hier", meint Bard und verschwindet kurz.

Ich währenddessen umklammere den Becher mit heißem Tee drin, da mir immer kälter wird. Bard kommt mit einer länglichen Lederdecke wieder, die er auf dem Tisch ausrollt. Zum Vorschein kommen Gartenwerkzeuge, die zu Waffen umgebaut wurden.
,,Etwas Besseres findet man außerhalb der Waffenkammer nicht", erklärt Bard, nachdem die Zwerge angefangen haben zu meckern.
,,Auch ein Stock kann tödlich sein, wenn man weiß ihn einzusetzen", sage ich und schaue Thorin an.
,,Naira hat recht, Thorin, nehmen wir das, was wir haben", stimmt Balin mir wieder einmal zu.
,,Ich sage, wir brechen auf", sagt Balin.
,,Ihr geht nirgendwo hin", meint Bard und die Zwerge schauen ihn skeptisch an.
,,Das Haus wird beobachtet, genauso wie jeder Anleger der Stadt! Wir sollten warten, bis die Nacht hereinbricht", sage ich, womit die anderen einverstanden sind.

Erschöpft setze ich mich auf eine Bank und lehne meinen Kopf gegen die Wand. Ich schließe kurz meine Augen, um das Schwindelgefühl loszuwerden.
,,Entschuldigung?", fragt eine Mädchenstimme schüchtern und ich öffne meine Augen wieder.
Ich hebe meinen Kopf und sehe Tilda vor mir stehen.
,,Ja"
,,Dürfte ich vielleicht deine Haare kämmen? Sie sind so schön lang und sehen so zerzaust aus", fragt sie mich.
Ich schaue meine Haare an, die aus der Kapuze hervorschauen und es bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen.
,,Es würde mich sehr freuen, wenn du es machen würdest", sage ich und nehme die Kapuze ab.

Tilda setzt sich hinter mich und fängt an, meine hüftlangen Haare zu kämmen.
,,Du hast sehr schönes Haar", meint sie während des Kämmens.
,,Danke, sie bedeuten mir sehr viel, weswegen ich sie sehr pflege", erkläre ich.

,,Sie kommt anscheinend gut mit Menschen klar", stellt Balin fest, als er mit Thorin mich und Tilda beobachtet.
,,Kann sein, sie weiß mit ihnen umzugehen", meint Thorin.
,,Ohne sie, wären wir nicht hier. Es wurde ihr bestimmt gelehrt, als Fürstentochter. Ich glaube, du solltest dich bei Elrond bedanken", sagt Balin.
,,Warum das denn?", fragt Thorin verwundert.
,,Er hat Naira aufgenommen und großgezogen, obwohl er es nicht musste. Sie ist zu einer wundervollen Frau herangewachsen", erklärt Balin.
,,Da hast du recht. So schön und liebevoll wie ihre Mutter", meint Thorin.

,,Sag, warum hast du spitzere Ohren als wir?", fragt Tilda mich, als sie meine Ohren freigelegt hat.
,,Das liegt daran, weil ich ein Mischkind bin"
,,Was heißt das?"
,,Es heißt, dass ich von zwei verschiedenen Völkern abstamme", erkläre ich.
,,Und welcher?", fragt Bain neugierig.
,,Mein Vater ist ein Zwerg und meine Mutter war eine Elbin aus dem Waldlandreich", antworte ich.
,,Warum war?"
,,Weil sie vor sehr langer Zeit gestorben ist. Ich habe sie nie kennengelernt"
,,Wie alt bist du?", fragt er.
,,Ich bin 65 Jahre alt", antworte ich.
,,Das tut mir leid für Euch", meint Tilda betrübt.
,,Ist schon ok. Ich habe eine wundervolle Schwester, welche sich um mich sorgt", winke ich ab und lächle ihr zu.
,,Ihr habt auch Geschwister?"
,,Wir sind zwar nicht blutsverwandt, dennoch sehe ich sie als meine Geschwister", erkläre ich und so unterhalten wir uns noch etwas über meine Geschwister.

Nachdem Tilda mit meinen Haaren fertig ist, kommt Fili zu mir und setzt sich neben mich.
,,Das hat die Kleine aber gut hinbekommen", meint er und deutet auf meine Haare.
,,Ein echtes Naturtalent, wenn du mich fragst", kichere ich, was Fili ein Lächeln aufs Gesicht zaubert.
,,Wie geht es dir?", fragt er mich.
,,Ganz gut, mir ist nur etwas kalt", gebe ich zu.
,,Etwas ist gut, deine Lippen fangen schon an sich blau zu verfärben", meint er und legt mir seinen Mantel um.

,,Danke", bedanke ich mich und ziehe den Mantel enger an mich.

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