5.Kapitel: Zwiespalt

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Die muskulösen Arme drücken mich an die Wand. Sein Körper kommt mir immer näher und ich bekomme Angst.

Ruckartig reißt es mich aus meinem Schlaf heraus. Meine Augen sind geöffnet und ich starre an die Decke. Die Hände gleiten zu meiner Stirn und ich spüre wie sie etwas nass ist.

Es war wieder derselbe Traum, den ich schon mehrmals geträumt habe. Er handelt immer wieder von demselben, aber was genau dürfte nie jemand erfahren. Nur mein Bruder weiß davon und das soll auch so bleiben.

Ich ziehe die Bettdecke runter von meinen Beinen und schlüpfe aus dem Bett heraus in meine weichen Hausschuhe, die neben meinem Bett stehen. Mit schleppenden Schritten laufe ich in das Badezimmer, das sich zwischen Kyles Zimmer und meinem befindet. Dort drehe ich zuerst den Wasserhahn am Waschbecken auf, aus dem kaltes Wasser fließt. Mit meinen Händen kühle ich mein Gesicht mit dem kalten Wasser ab. Normalerweise kann ich kaltes Wasser überhaupt nicht abhaben, aber heute Morgen tut es einfach nur gut.
Ich nehme mein Handy dass ich mit in das Bad genommen habe in meine Hand und öffne WhatsApp. Das erste, was mir in die Augen gerät ist eine Nachricht von Mason. Ich öffne unseren Chatverlauf und sehe folgende Nachricht:

Na Süße... Ich hoffe du hast gut ausgeschlafen, denn heute geht noch richtig die Post ab. Die Boys und ich und auch noch ein paar andere Leute aus der Schule schmeißen eine Party am Strand. Du bist natürlich auch eingeladen. Heute Nachmittag um 17 Uhr am Strand. Ich hoffe wir sehen uns! Und ziehe deine Badesachen an... Es wird nass! ;)

Eigentlich hatte ich erhofft, dass Mason sich geändert hätte, aber diese Nachricht überzeugt mich irgendwie von Gegenteil. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon ewig keine Party mehr besucht habe, aber irgendwie hätte ich schon mal wieder Lust darauf. Erstrecht am Strand, an dem ich schon ewig nicht mehr war. Und die Party am Strand mit meinen Freunden habe ich auch verpasst aufgrund von dem Hausarrest. Ich bin mir sicher, dass Kyle mir dieses Mal erlauben würde an den Strand zu gehen. Immerhin bekomme ich jetzt schon Nachhilfe und meine Noten verbessern sich. Also eigentlich gibt es für ihn keinen Grund mich nicht dorthin zu lassen, außer natürlich, dass er sich ständig Sorgen um mich macht. Aber ich kann mein Leben aufgrund meiner Vergangenheit nicht dauerhaft einschränken. Ich werde das schon hinbekommen und ich kann ihm ja sagen dass Mason auch da sein wird. Immerhin weiß Kyle, dass Mason mir Nachhilfe gibt, auch wenn er nicht weiß was für ein Typ er in Wirklichkeit ist, aber wahrscheinlich wird es ihn trotzdem beruhigen, denn im Normalfall rechnet man nicht damit, dass der Nachhilfelehrer so unzuverlässig ist, wie Mason.

"Also erstens, nennst du mich nie wieder Süße! Und Zweitens, muss ich noch meinen Bruder überreden, aber dann kann ich heute Nachmittag kommen.", antworte ich auf seine Nachricht.

In meinen Gedanken schwebe ich schon in meinem Kleiderschrank herum und überlege, was ich heute Nachmittag anziehen könnte. Vermutlich das hellblaue Kleid, dass ich schon zum letzten Strandausflug anziehen wollte. Zwar will Mason eigentlich, dass ich meinen Bikini anziehe. Hätte er wohl gerne. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, überlege ich mir sogar meinen Bikini unter das Kleid anzuziehen.

Seit meiner Kindheit trage ich eigentlich nichts mehr wo man meinen Rücken sehen kann, denn daran kann man meine Vergangenheit erkennen.

Ich drehe mich mit dem Rücken zu dem Spiegel im Badezimmer und ziehe mein T-Shirt hoch. Mein Blick wandert nach hinten in Richtung des Spiegels und ich erkenne die Strukturen der Narben an meinem Rücken. Ich fahre sie mit meinen Fingerspitzen entlang.
Langsam spüre ich wie sich Wasser in meinen Augen sammelt. Es wird immer mehr, bis eine Träne meine Wange herunter kullert.

Als ich es spüre, ziehe ich mein T-Shirt ruckartig wieder herunter, schalte das Licht im Bad aus und gehe zurück in mein Zimmer. Mein Handy lege ich zurück auf meinen Schreibtisch und ich krame in meinem Bücherregal herum, als ich ein Vibrieren von meinem Handy wahrnehme. Ich werfe einen Blick auf den Bildschirm und sehe, dass Tyler mir ebenfalls geschrieben hat.
"Hey, guten Morgen Mia. Ich hoffe du konntest dich heute Nacht gut erholen. Geht es dir besser?
Wenn du willst, ich hätte heute Abend nach der Arbeit Zeit was mit dir zu machen. Schreib mir dann einfach zurück. Ich würde mich echt freuen."

Touching HandsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt