7.Kapitel: Freundschaft?

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Tylers POV:

Die spinnen doch total. Er hat sie doch eingeladen. Dann muss er eben auch auf sie aufpassen! Wie konnte das überhaupt passieren?!

Ich spüre, wie sich meine Schritte automatisch beschleunigen und ich die Treppen vom Strand zur Straße mit Mia auf meinen Armen hochlaufe, bis ich an meinem Auto ankomme. Nachdem ich sie vorsichtig auf der Rückbank abgelegt hatte, steige ich auf der Fahrerseite ein und fahre los.

Wie fertig sie aussah...So verletzlich. Wie kann Chris ihr sowas nur antun?! Wofür hat sie das verdient? Empfindet sie etwa was für den Arsch? Aber warum wollte sie es dann doch nicht mehr? Wenn er ihr Drogen verabreicht hat, wird er was erleben...

Ich sehe im Rückspiegel, dass sich Mia etwas bewegt und versucht sich mit den Armen abstützend aufzusetzen.

"Wohin bringst du mich?", fragt sie unsicher und mit zittriger Stimme nach.

 "Keine Sorge. Wir sind gleich bei dir zu Hause", antworte ich ihr, woraufhin sie mich entsetzt anschaut. 

"Was?...Auf gar keinen Fall! Bitte nicht!...So darf  Kyle mich nie im Leben sehen! Bitte Tyler."

Ich nicke ihr zu und wende bei der nächsten Gelegenheit. Ich fahre die Straße entlang und werfe erneut einen Blick in den Rückspiegel, da ich eine Nachfrage erwartet hätte, jedoch nur Stille der Fall ist. Sie ist eingeschlafen.

Ihr dunkelbraunes Haar, welches sie offen trägt fällt ihr leicht über das Gesicht und ihre Augen sind zu. Sie sieht so niedlich aus, wenn sie schläft. Grundsätzlich sieht sie heute, bis auf ihren gesundheitlichen Zustand, sehr hübsch aus. 

Ich biege um eine Rechtskurve und suche am Ende der Straße nach einem Parkplatz vor meinem Haus. Ich hoffe inständig, dass meine Eltern schon schlafen. Kiara wird noch wach sein. Also rufe ich sie an, um mir, ohne klingeln zu müssen, die Türe zu öffnen. Ich öffne die Autotür zur Rückbank und stupse Mia leicht an und sage ihr, ohne überhaupt eine Antwort zu erwarten, dass wir jetzt da sind und ich sie zu mir aufs Zimmer bringen werde. Erneut hebe ich sie auf meinen Armen hoch und trage sie hin zur Haustüre, an der Kiara mich schon erwartet. 

Ihr Blick wandert zu Mia runter und sofort verändert sich ihr Gesichtsausdruck von einem Lächeln zu einem eher geschockten Blick. Ich bedanke mich bei ihr und trage Mia die Treppen hoch in das erste Stockwerk, auf dem sich mein Zimmer befindet. Ich stoße die Türe mit meiner Schulter auf und lege Mia vorsichtig auf meinem Bett ab. Kiara muss mir sofort nach oben gefolgt sein und steht direkt hinter mir. Entsetzt blickt sie Mia an, die völlig weggetreten da liegt.

"Was ist mit ihr passiert und wer ist das überhaupt?", fragt Kiara unsicher nach.

"Mia. Sie war mit Mason zusammen auf einer Strandparty. Chris muss ihr was verabreicht haben...Er hat sich an sie rangemacht", antworte ich ihr und meine Stimme wird immer lauter.

"Oh je...nicht schon wieder. Kann man ihr irgendwie helfen? Oder wie geht es dir überhaupt?...Was hast du an der Hand? Sag nicht, dass du ihn wieder zusammengeschlagen hast...Also er hätte es verdient, aber du weißt genau, was ich damit meine."

"Ja, verdammt. Ich hab ihm eine reingehauen! Aber es ging ja wohl nicht anders. Er wollte sie einfach nicht loslassen...Was hätte ich denn sonst machen sollen? Sie musste da schnellstmöglich weg!"

"Warte mal...Das ist ja jetzt nicht ernsthaft die Mia, von der du erzählt hast? Sie hat dich versetzt für Mason? ... Das ist hart", sagt sie und muss lachen. "Sie scheint dir dennoch viel zu bedeuten, wenn du ihr trotzdem hinterherläufst und dich um sie sorgst."

"Danke für die Standpauke und ja, sie ist mir wichtig.  Wer würde das für seine Freunde denn nicht machen?"

"Naja...du bist extra an den Strand gefahren, obwohl sie dir 'nen Korb gegeben hat. Feiern mit Mason war wohl sicher nicht der Grund. Du kannst es schon zugeben, wenn du sie magst. Ich reiße dir dafür nicht den Kopf ab nur vielleicht Mum und Dad, weil sie die Familie Jones kennen. Die Eltern zumindest und die seien anscheinend etwas komisch."

"Wir sind gute Freunde, okay? Kannst du ihr helfen die nassen Klamotten auszuziehen? Wenn ich das mache und sie wach wird, weiß ich nicht ob das so gut ist, wenn ich sie dann umziehe. Bitte. Ich gehe auch kurz raus. Könntest du ihr ein paar Klamotten von dir ausleihen?"

"Klar, kein Problem."

Ich gehe für ein paar Minuten aus meinem Zimmer raus, bringe aus Kiaras Zimmer, welches direkt neben meinem ist, ein paar Klamotten und warte danach vor meiner Zimmertüre, bis Kiara fertig ist. Die Türe neben mir geht wenig später wieder auf. Kiara kommt raus und schließt die Türe hinter sich. "Okay,...was ist denn los? Ist was passiert?", frage ich sie.

"Ähm, nein...Alles fertig", sagt sie mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht. "Gute Nacht." Sie verschwindet augenblicklich in Richtung ihres Zimmers.

Ich ziehe eine Augenbraue fragend nach oben, wünsche ihr ebenfalls eine gute Nacht und betrete dann wieder mein Zimmer.

Warum hat sich Kiara gerade so komisch verhalten? Sie muss mir irgendwas verschwiegen haben oder irre ich mich jetzt komplett? Seltsam!

Im Zimmer angekommen, wandert mein Blick sofort zu Mia rüber, die in einem T-Shirt meiner Schwester, was ihr sogar unerwartet etwas zu groß ist und einer langen Jogginghose auf meinem Bett liegt. Sogar dieser Gammelstyle steht ihr. Sie scheint langsam zu sich zu kommen. Mit verwirrtem Blick schaut sie mich an, was mich nicht wundert, da sie noch nie bei mir zuhause war, zumal ich sie noch nicht so lange kenne. Ich gehe zu ihr an die Bettkante, schiebe sie leicht nach oben, um die Bettdecke, auf der sie soeben noch lag, wegziehen zu können. Ich decke sie damit zu und wollte gerade das Zimmer wieder verlassen, sodass sie sich ausruhen kann, als sie nach meinem Arm greift. Sie hält ihn mit einem ängstlichen Griff fest, bis ich mich zu ihr umdrehe und ihr in die Augen blicke.

Eigentlich wollte ich gehen, um es mir in unserem Wohnzimmer auf dem Sofa gemütlich zu machen und sie ein Zimmer für sich hat, sodass sie sich gut erholen kann. "Bitte bleib", fleht sie mich leicht verunsichert an.

"Ja,... klar", antworte ich und lege mich neben sie in das Bett. Sie hält sich an meinem Arm fest und schläft nach einer Weile ein. Ich genieße es in ihrer Nähe zu sein, auch wenn das heute eher ein Ausnahmefall sein wird und ich nicht hoffe, dass ihr so etwas jemals nochmal zustoßen wird.

Morgen muss ich auf jeden Fall aber noch mit Mia über den Strand sprechen. Chris kann damit nicht einfach so durchkommen. Mason erstrecht nicht! Er hätte auf sie aufpassen müssen und offensichtlich muss sie ihm auch vertraut haben, sonst hätte sie bestimmt nicht eingewilligt dort hinzugehen. Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass Chris oder Mason ihr etwas verabreicht haben müssen. Mias Zustand war ja wohl nicht mehr normal. Es hätte sogar viel schlimmer ausgehen können. Was wenn ich nicht da gewesen wäre? Hätte er sie ...Meine Gedanken stoppen für einen Augenblick und ich spüre wie mein Herz kurz aussetzt. Nein! Das würde ich niemals zulassen, dass ihr jemals wieder jemand so etwas antun würde!

Mein Blick wandert kurz zu ihr rüber und ich bin froh, dass sie so friedlich schlafen kann. Zwischendurch muss ich wohl eingeschlafen sein, aber seit 5 Uhr sitze ich wach auf meinem Schreibtischstuhl und denke die ganze Zeit nur nach. Ich konnte auch deshalb heute Nacht kaum schlafen.

Ich stehe leise auf und gehe runter in die Küche, um mir eine heiße Schoko zu machen und mich dann auf das Sofa zu setzen, sodass Mia im Zimmer nicht wegen mir aufwacht. Ich schaue an mir runter und bemerke, dass ich immer noch dieselben Klamotten wie heute Nacht, als ich Mia vom Strand mitgenommen habe, trage. Also beschließe ich mich kurz oben im Bad umzuziehen, da ich nicht die ganze Zeit dieselben Klamotten tragen möchte. Kurz danach gehe ich wieder runter ins Wohnzimmer zum Sofa.

Touching HandsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt