Kapitel 2

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Melanie

Oh. Mein. Gott. Das ist der beste Tag meines Lebens! Ich und heiraten? Das alles fühlt sich an wie ein Traum. Und alles ist so perfekt. Einfach alles! Und das habe ich nur meiner besten Freundin zu verdanken. Alleine hätte ich das im Leben nicht hingekriegt.

„Hey, du. Amüsierst du dich?", frage ich Jessy, die einsam am Tisch sitzt.

„Na, klar", lügt sie. „Das ist eine bezaubernde Hochzeit!"

Und da hat sie vollkommen Recht. Das Ganze ist ein Erfolg. Einfach alles stimmt. Die Location, die Deko, das Essen, die Musik. Trotz der Kürze der Zeit hat Jessy es hingekriegt, meinen Tag unvergesslich zu machen. 

Sie versucht sich an einem Lächeln, doch ich sehe, dass es ihr nicht gut geht. Und das ist alles meine Schuld. Ich bin froh, dass sie überhaupt da ist und mir verziehen hat.

„Kommst du mit zum Tanzen? Biiiiiitte!", versuche ich sie schon das dritte Mal zu überreden und bewege meinen Körper leicht zu der Musik, die der DJ auflegt.

„Ich komme gleich", redet sie sich wieder raus. „Ich muss nur kurz nach Luca sehen. Aber geh' schon mal vor, ich komme nach."

Ich weiß, dass es gelogen ist, lasse sie aber in Ruhe. Ich sehe, wie sie mit sich kämpft. Sie will nicht hier sein, versucht jedoch für mich da zu sein.

Als Paul seine Rede gehalten hat, haben alle anderen ihn angesehen - außer ich. Ich konnte meine Augen schwer an Paul halten und spickte immer wieder zu Jessy.

Sie sah so traurig aus und starrte gedankenverloren vor sich hin. Abwesend hörte sie zu und bei jedem "ich liebe dich" oder "du bist mein ein und alles" senkte sie ihren Blick zu den ineinander verschränkten Händen auf dem Tisch. Zweimal erwischte ich, wie ihr eine Träne die Wange runter kullerte und sie es hastig wegwischte.

Sie versucht so tapfer zu sein für mich, und dadurch habe ich ein noch schlechteres Gewissen, als sonst.

Ich bin so eine verdammte Idiotin! So eine Mistkuh! Wie konnte ich ihr das antun? Das ist alles meine Schuld. Ich hatte meine Freundin doch gerade erst wiederbekommen, nach der ganzen Tragödie. Sie wurde langsam wieder die Jessy, die ich kannte und dann Das! 

Jessy ist zwar hier, aber ich habe das blöde Gefühl, wenn die Hochzeit nicht gewesen wäre, würde sie mir das auch nicht verzeihen. Wobei ... So einfach kaufe ich ihr die Vergebung nicht ab. Doch ich verstehe es auch - das, was ich gemacht habe ist unverzeihlich. 

Dabei wollte ich gar nicht, dass es so kommt. Wir hatten einfach zu viel getrunken und diese blöde Idee kam einfach spontan, als Damian sich an Jessy rangemacht hat. Ein Kurzschluss. Wir witzelten vorher darüber, dass es Jessy guttun würde, wieder mal Spaß zu haben und irgendwie dachte ich, dass es wirklich eine gute Idee sei.

Als Damian von der Bühne aus Jessy fixierte und an flirtete, machte ich Mia, die neben mir stand, darauf aufmerksam.

„Das wäre doch mal was für eine Nacht", sagte ich und deutete auf Damian. 

Mia stimmte mir sofort zu. „Er scheint interessiert zu sein. Er schleppt doch eh jedes Wochenende eine andere ab. Könnte gut funktionieren ...", kicherte sie.

Auf einmal hatten wir die Aufmerksamkeit von Sandra, die unsere Unterhaltung trotz der lauten Musik mitbekam. „Jessy würde sich nie darauf einlassen."

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt