Kapitel 12

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Damian

„Bist du sicher, dass du nichts willst?", fragt Fabio und hält mir wieder mal eine Flasche Bier vor die Nase.

„Ne, lass mal gut sein. Ich will meinen Führerschein noch behalten", kontere ich und trinke lieber aus meinem Glas Cola.

So, wie die letzten Jahre auch, verbringe ich Silvester mit ein paar Kumpels bei Fabio. In einer geselligen Runde sitzen wir am Pokertisch in seinem Partykeller und Carlo gibt die Karten.

Nicht gerade mein Glückstag heute, denn die zweihundert Euro aus meinem Portemonnaie haben schon den Besitzer gewechselt und wenn ich es jetzt wieder verkacke, bin ich pleite für heute.

„Komm schon Damian, konzentriere dich", feuert mich mein Kumpel an.

Bevor ich was sage, ziehe ich eine Zigarette aus der Packung und zünde diese an. Doch kaum bin ich bereit für's Spiel, klingelt mein Smartphone. Wer ruft mich so spät noch an?

Ich lege die Zigarette am Aschenbecher ab, hole das Ding aus meiner Hosentasche und starre auf's Display.

Was will die denn von mir?

„Bin gleich wieder da", sage ich zu den Anderen und eile ins Nebenzimmer.

Bereits völlig entnervt allein von dem Gedanken, was sie von mir wieder will, nehme ich ab.

„Hallo?"

„Hey, Dami! Hast du mich vermisst?", dröhnt die piepsige Stimme aus dem Hörer.

„Was willst du Kally?" Ich war mir ziemlich sicher, dass ich mich klar ausgedrückt hatte bei unserem letzten Treffen, das schon Monate her ist. Ach was, bestimmt schon ein halbes Jahr.

„Ich muss immer wieder an dich denken, Dami. Vielleicht treffen wir uns nochmal? Du weißt, dass ich gut zahle."

„Du hast sie doch nicht alle. Hey, ich habe dir klar und deutlich gesagt, dass ich das nicht mehr mache!"

„Ja, ich weiß." Jetzt ist ihre Stimme schon viel ruhiger und sogar ... traurig? „Aber ich dachte ..."

„Was dachtest du?"

„Ach, keine Ahnung. Ich dachte, wir hatten so eine Art Verbindung zu einander. Weißt du was ich meine?"

„Eine Verbindung? Du meinst gefühlsmäßig?" Auf einmal ist sie ganz ruhig. Scheiße ... Sie meint es ernst. „Kally, du weißt, dass ich bei dir war, weil du mich bezahlt hast?"

So leid es mir auf einmal tut, muss das sofort geklärt werden. „Kally, kannst du mir bitte antworten?"

Ein paar Sekunden verstreichen bis ich ihre leise Stimme wieder höre. „Ich weiß ... Aber ich dachte ... Oh fuck, keine Ahnung ... dass du vielleicht auch ... Gefühle hast, oder so."

Och, Mann! Das darf doch wohl nicht wahr sein. „Hör mal, du bist ein ganz besonderes Mädchen, Kally. Aber es tut mir leid, für mich war das ein Job."

„Aber das fühlte sich so echt an."

„Nein, das redest du dir doch nur ein. Hey, du musst mal raus und dir jemanden suchen, der wirklich zu dir passt."

Das frustrierte Schnaufen, durchbricht die Stille. „Aber wie? Alle kennen mich und die wollen doch nur mein Geld!"

„Liebes, hörst du dir eigentlich selbst zu? Der Einzige, der dein Geld wollte war ich. Du bist einundzwanzig Jahre alt!"

„Aber ich kenne doch genug Männer, aber die sind alle so ... Keine Ahnung. Halt nicht du."

„Ja genau. Es sind nicht die richtigen Männer. Wo bist du gerade?"

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt