Kapitel 18

80 11 164
                                    


„Wie kann man denn nur so stur sein?" Mit den Händen an die Hüfte gestemmt, richtet sich Sandras Aufmerksamkeit ganz meiner Person.

„Hey, ich gehe da nicht rein. Ich mein's ernst."

Seit einer Woche war ich schon nicht mehr im Sport Fit, was damit zusammenhängt, dass ich das Spinning mir Ralph nicht machen wollte. Doch heute bin ich mitgekommen - guter Hoffnung, dass Tanja wieder da ist, aber dem ist wohl nicht so, laut der Mitarbeiterin an der Info. Diese ganze Sache ist mir immer noch peinlich, was Sandra aber nicht weiß. Sie denkt ich kneife einfach, weil es zu anstrengend ist.

„Ach komm schon, nach zwei Tagen könntest du doch schon wieder deine Beine bewegen, ohne zu fluchen."

„Lach nicht! Und tu nicht so, als ob dir das nicht zu heftig war. Du konntest doch genauso wenig die Treppen hochlaufen!" Auch ich muss mir das schadenfrohe Lächeln verkneifen, wenn ich mich daran erinnere, Sandra zum ersten Mal in Turnschuhen bei der Arbeit gesehen zu haben.

„Du bist doch schon da und fertig angezogen, also wäre es total schade, wenn das jetzt umsonst wäre." Sie meint echt, sie kriegt mich damit, aber ich schüttle nur mit dem Kopf.

„Vergieß es. Ich gehe runter und probiere mich am Laufband aus."

Als Sandra merkt, dass ihre Mühe mich zu überreden scheitert, gibt sie auf, indem sie mit der Hand abwinkt und nach ihrer Wasserflasche schnappt. „Na gut. Dann treffen wir uns danach unten?"

Ich nicke ihr zustimmend und mache mich auf den Weg die Treppe runter.

Am Ziel angekommen, stelle ich meine Flasche in die Halterung, stecke die kleinen Kopfhörer in meine Ohren und schalte meine Playlist an. Die laute Musik versetzt mich sofort in gute Laune und ich starte motiviert meinen Lauf.

Nach einer Viertelstunde bin ich bereits gut außer Puste, mache aber weiter bis mich jemand von hinten an die Schulter klopft und ich dabei etwas erschrecke. Langsam komme ich zum Stehen und ziehe die Kopfhörer aus den Ohren.

Breit grinsend steht Liam vor mir. „Hi. Na, kein Spinning heute?"

„Haha! Nein, ich wollte mich heute hier unten vergnügen."

„Hast du doch einen Termin bekommen?"

„Nö. Aber ich probiere wieder mal einfach was aus."

Liam betrachtet mich skeptisch. „Aber du weißt schon, dass man das nicht machen sollte ohne Einweisung. Also mein Angebot steht. Ich kann dir die Geräte zeigen."

Diesmal ist es sogar kein Witz seinerseits, und wenn ich mir das recht überlege, wäre es gar nicht so schlecht. Dann wäre ich heute auch nicht umsonst da.

„Okay, also wenn es dir nichts ausmacht und du Zeit hast, dann könnten wir vielleicht doch zusammen trainieren."

Als sein Mund sich zu einem Lächeln verzieht, füge ich hinzu: „Wieso freut es dich denn so?"

Ich steige vom Band und nehme meine Sachen, um ihm zu den anderen Geräten zu folgen.

„Naja, jetzt darf ich dich auch mal quälen!", gibt er frech grinsend zu.

„Hey, was habe ich dir denn getan?", scherze ich und stoße ihn an die Schulter.

„Hm ... Da würden mir ein paar Sachen einfallen in unserer Anfangszeit." Er zuckt mit den Augenbrauen und beobachtet amüsiert, wie mir die Kinnlade runterfällt.

Das habe ich nicht kommen sehen, aber ich verstehe, in welche Richtung er es lenkt. In dem Moment bekomme ich kein Wort heraus, was ihn noch mehr zu amüsieren scheint.

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt