Kapitel 19

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„Du musst das nicht machen." 

„Ich weiß, aber wir sind Freunde und ich helfe gerne", sage ich während ich die Sachen aus der Küche, die Liam bereitgestellt hat, im Umzugskarton verstauen lasse.

„Danke. Aber so viel ist es gar nicht. Die paar Kisten und Koffer hätte ich auch alleine geschafft." 

Liam stellt einen bereits vollen Karton in den Flur seines Ferienhäuschens. Er trägt eine graue Jogginghose, die tief an seinen Hüften sitzt und ein weißes T-Shirt. Die Haare zerzaust, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Das sieht super süß aus und ich hatte ihn damit auch etwas aufgezogen, als er mir die Tür öffnete.

Eigentlich wollte ich nur Leas Schal vorbeibringen, den sie im Geschäft vergessen hatte, aber dann habe ich gesehen, dass Liam seine Sachen für den Umzug packt und bin zum Helfen geblieben.

„Natürlich hättest du das. Aber zu zweit ist es nicht so langweilig." Ich lächle ihn an und er nickt mir zustimmend. „Und es ist Freitag und Luca ist nicht da. Ich wüsste sowieso nichts mit mir anzufangen."

„Na, dann. Wenn ich dir den Gefallen tun kann, dich zu beschäftigen, tue dir keinen Zwang an." Frech grinsend reicht er mir das Packetband und ich verschließe den vollen Karton.


Nach gefühlter Stunde sind wir bereits fertig mit einpacken, bis auf die Sachen, die Liam für die nächsten Tage noch braucht, und ziehen unsere Jacken an, um die Kartons in den Transporter zu laden, den Liam gemietet hat.

„Ist doch etwas mehr geworden, als ich dachte. Was sich in ein paar Monaten so alles ansammelt", bemerkt Liam und deutet auf die Stapel. 

Als wir an die frische Luft treten, stocke ich. „Was ist denn das?"

Die Luft ist frostig und riecht nach Schnee, der vom Himmel herab in leichten Bewegungen runter gleitet. Noch vor kurzer Zeit sah das hier alles noch ganz anders aus und jetzt ist der größte Teil des Bodens und der Bäume weiß bedeckt. Augenblicklich fröstelt mein Gesicht, und ich ziehe meinen Schal weiter hoch, um meine Wangen zu bedecken.

„Der Wetterdienst hat nicht gelogen." Liam lässt seinen Blick durch die Gegend schweifen. „Dann ist es umso besser, dass du vorbeikommen bist. Vielleicht schaffen wir es noch, die Sachen rüberfahren, bevor es noch schlimmer wird."

Ohne weiter darüber nachzudenken, laden wir schnell die Kartons in den Wagen und ich springe an die Beifahrerseite des Transporters.

„Du willst mitkommen?", fragt Liam sichtlich verwundert. „Du musst nicht, ist ja nicht viel."

„Umso schneller sind wir fertig! Bald ist es dunkel. Komm!"

Liam lächelt über meinen Befehlston und nimmt am Steuer Platz.

Eine Viertelstunde später sind wir an einem gepflegten vierstöckigen Haus angekommen. Liam öffnet die hinteren Türen des Wagens und wir schnappen uns jeweils eine Kiste.

„Hier wohnst du also?" Er nickt. „Das Haus ist schön. Und die Straße sieht sehr familienfreundlich aus."

In den Gärten der Nachbarhäuser sehe ich Schaukeln, Bobbycars und weitere Dinge, die auf einen Kinderreichen Teil hinweisen. So ähnlich wie bei mir.

„Ja, das stimmt." Sein Blick ist dabei irgendwie komisch. Fühlt er sich in dieser Gegend nicht wohl?

Mit einer freien Hand öffnet Liam die Eingangstür und ich erstarre, als er „Wir müssen in den dritten Stock" von sich gibt. 

„Es gibt hier keinen Aufzug!", stelle ich fest und Liam lacht.

„Ich habe dir gesagt, ich schaffe es alleine. Das hast du jetzt von deiner Sturheit", gluckst er.

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt