Kapitel 26

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Als wir den Weg zurück zu unseren Freunden anschlagen, ist die Stimmung betrübt. Der Unfall tut mir echt leid, aber ich glaube kaum, dass es wirklich etwas damit zu tun hat. Ich fühle mich, als hätte ich etwas Falsches gesagt oder getan, weiß aber nicht was.

Nach einigen Schritten entdecke ich um die Ecke die Spielzeugautomaten, und mir kommt eine Idee.

„Komm mit." Ich greife nach Liams Hand und ziehe ihn mit, hinter die steinerne Mauer.

Überrascht lässt er sich von mir führen und als wir ankommen, blickt er mich verwundert an. „Was wollen wir hier?"

Ohne die Papiertücher in seiner Nase, sieht sein Gesicht gar nicht mehr so lustig aus. Im Gegenteil, jetzt sieht man den wirklichen Ausmaß. Ich grinse trotzdem und greife in die Tasche meiner Shorts, woraus ich eine Münze ziehe. Stolz präsentiere ich ihm diese, doch sein fragender Blick spricht Bände.

„Also, wenn Luca bedrückt ist, holen wir uns immer was aus diesem Scherzartikel-Automaten. Danach ist alles wieder gut."

„Ich bin nicht bedrückt."

„Ähm, doch!" Ich stecke die Münze in den Automaten und drehe am Metallgriff.

„Aber ich bin kein Kind."

„Du bist ein Mann."

„Genau."

„Ihr seid alle Kinder!", gluckse ich.

Als die große Kugel in die Öffnung fällt, greife ich sofort danach und reiche sie energisch meinem Verletzten. Seine Mundwinkel zucken, nachdem er die Kugel aufmacht.

„Das ist wohl Schicksal."

Gespannt warte ich, was er bekommen hat. „Nun zeig mal her! Was ist da drin?"

„Ein Kackhaufen", antwortet er monoton.

„Jetzt mal im Ernst. Was hast du da?"

„Ich sage doch, ein Kackhaufen. Sogar aus Gummi."

Er hebt das Teil hoch, und tatsächlich ist das ein brauner Kackhaufen. Vergebens versuche ich mir das Lächeln zu verkneifen.

„Womit habe ich das denn verdient? Also das mit der Aufmunterung habe ich mir anders vorgestellt."

„Wir probieren's einfach nochmal."

Ein weiteres Mal greife ich in meine Tasche und stecke die Münze anschließend in den Automaten. Diesmal greift Liam selbst gespannt in die Öffnung und öffnet das runde Ding.

„Das ist echt Schicksal."

Oh nein, bitte nicht noch ein Kackhaufen!

„Und?", dränge ich, woraufhin er sich den Riesenschnuller in den Mund steckt, der von außen aussieht, als hätte er schiefe Zähne.

Jetzt kann ich mich wieder nicht zurückhalten und lache laut. „Passt perfekt zu deiner Nase!"

Ich bin so froh, dass auch Liam wieder lachen kann. Dann hat sich meine Idee bewehrt. „Na vielen Dank auch! Jetzt probieren wir mal was für dich aus!"

Galant holt er sein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche und fischt eine Münze heraus.

„Ich hoffe, du bekommst etwas noch Schlimmeres, du Biest!", neckt er mich.

„Hey!"

„Ja, was denn? Du weißt, alles kommt irgendwann zurück."

Dabei dreht er den Griff und lächelt mich süffisant an, gespannt, wie laut er lachen darf. Doch als ich meine Kugel öffne, strahle ich über beide Ohren.

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt