Kapitel 37

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Kleine bauschige Wölkchen rasen über den ozeanblauen Himmel davon, begleitet von dem Wind, der mit großer Leidenschaft durch meine Haare weht. In feinen Briesen berührt er meine Haut, hinterlässt eine angenehme Gänsehaut. 

Währenddessen schenkt Damians Körper meinem Wärme. Gefühlt mehr als diese heiße Sonne, die auf uns herab scheint, es jemals könnte. Mein Rücken drückt sich, dank der Beschleunigung des Bootes, an seine Brust. Seine Arme fest um meine Taille geschlungen, während ich das Steuerrad halte, das er mir anvertraut hat. 

Unverfroren jagt der Wind durch das Wasser, lässt Wellen aufsteigen, die sich taktvoll in der grellen Sonne gleisen. Hypnotisch, wunderschön!

„Für den Anfang nicht schlecht", meint Damian, nachdem ich feststelle, dass ich die Geschwindigkeit des Bootes unterschätzt habe. „Aber jetzt geben wir mehr Gas."

Ich hatte mich vorhin geirrt. Er hatte nicht das kleine Segelboot gemietet, dass ich gesehen habe. Das ist das Motorboot gewesen, das daneben stand. Und es hat mehr PS ... viel mehr PS ... 

Damian legt seine Hand wieder auf den Gashebel und drückt es langsam vor. Das Boot beschleunigt. Trotz des Windschutzes spüre ich, wie der Wind stärker gegen meinen Körper drückt. Ich halte den Atem an. Mein Herz rast dafür umso schneller. Das Adrenalin jagt unaufhaltsam durch meinen Körper. 

„Alles okay?", schreit Damian in mein Ohr.

„Ja!", ist das Einzige, was ich herausbringen kann. Ich will nichts von der scheinbar unendlichen Weite des Meeres verpassen. Diesen atemberaubenden Augenblick, wie wir dem Horizont entgegen rasen, einfach genießen. 

Damians Hände legen sich zu meinen auf das Steuerrad und helfen mir die Wellen, auf denen das Boot gleitet, zu bewältigen. Je schneller wir fahren, desto heftiger spürt man die Wellen. Wie auf einer Achterbahn geht es hoch und runter. Das Boot springt förmlich über dem Wasser ... Mein Herz ... Es klopft sooo laut ...

Als wir den Hafen kaum mehr sehen können, nimmt Damian die Geschwindigkeit raus. Noch ganz benommen vom Adrenalinschub, und mit wackligen Knien, drehe ich meinen Körper zu ihm um. Das gestaltet sich nicht einfach, da der Platz zwischen dem Steuerrad und dem hochgeklappten Sitz echt knapp ist. Unsere Körper schmiegen sich aneinander, aber trotzdem kann ich mir nicht verkneifen, den Mann vor mir zu betrachten. Er hat sein Sakko ausgezogen, nur das weiße, eng anliegende Hemd, das ein-zwei Knöpfe mehr auf hat als vorhin, verdeckt seinen Oberkörper. Die Ärmel immer noch hochgekrempelt.

Von oben herab fängt Damian meinen Blick. Trotz seiner großen Sonnenbrille, sehe ich seine hungrigen Augen. Die offenen Haare tanzen im Wind.

Ich habe mich noch nicht ganz an diesen Look gewöhnt. Es sieht sexy aus, doch ich frage mich, ob es sich trotz der Länge, die deutlich abgenommen hat, noch zusammenbinden lässt. So wie früher.

Ich kann es mir nicht verkneifen und vergrabe meine Finger darin, um dieses Gefühl der Vertrautheit zu spüren, und er beugt sich zu mir runter. Wohlwissend, wie sehr ich seine Nähe jetzt brauche.

Seine Lippen sind so weich. Gleiten auf meinen so sinnlich. Ich schließe meine Augen und gebe mich dem Kuss völlig hin. Genieße jede Berührung seiner Zunge an meiner. 

Doch der wunderschöne Moment wird durch das Klingeln meines Smartphones unterbrochen, und als ich darauf schaue, lese ich Liam's Namen auf dem Display.

Mein Magen verkrampft augenblicklich. Vor allem, als ich wieder hochsehe und Damians Blick ebenfalls mein Smartphone fixiert. 

Was ich nicht erwartet hätte, ist, dass Damian mich anlächelt und es mir einfach aus der Hand nimmt. „Geh bitte nicht dran. Ich möchte, dass der Tag uns gehört."

Jess - Power of DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt