PROLOG

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Ein halbes Jahr später ...

Die angsterfüllten Schreie eines Freundes drangen sogar durch die Türen, bis hin zu ihrer Zelle. Den Schrei konnte sie nicht zuordnen, auch wenn sie seine Panik regelrecht spüren konnte. Aber es war ihr eigentlich egal wer da schrie, denn wie die anderen auch war sie nur eine Gefangene. Fakt war: Jemand wurde gequält. So zählte sie jeden, der sich das gleiche Schicksal mit ihr teilte, zu einem Freund dazu. Einen schmerzhaften Moment lang fühlte sie sich zerquetscht. Es war, als müsse sie eine ganze Tonne Stahl einatmen.

Sie öffnete ihre zusammengekniffenen Augen und sah auf die Edelstahltür der Zelle. Die Schreie waren verklungen. Ihr wummerte das Herz heftig gegen die Brust; sie fühlte sich an jenen ersten Tag erinnert, als sie zum aller ersten Mal seine Schreie hören musste. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um in diesen schlimmen Erinnerungen zu versinken. Sie brauchte jetzt einen klaren Kopf, wenn sie sich in diese Schlangengrube wagte, sonst verschlang man sie bei lebendigen Leib.

Sie saß hier nun schon so lange fest, in diesem winzigen Raum, ihrem Zimmer. Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war seit sie damals angekommen war; ihr fehlte das Zeitgefühl. Der einzige farbliche Unterschied in diesem Raum war die Tür, die in einem matten Silber regelrecht leuchtete zwischen dem ganzen Weiß. Langsam ließ sie ihren Blick über die lächerliche Einrichtung schweifen, die aus einem Feldbett, zwei Stühlen und einem Tisch, alles in weißer Farbe gestrichen, bestand. Vorher waren sie und ihre Freunde wo anders eingesperrt.

Sie hatte ein Gerücht gehört. Der Grund, warum sie nun schon einige Zeit hier fest saß ... ein Zug. Er sollte  die Immunen bald herbringen ...  aber es war für sie nichts weiter als eine Information, die sie zufälligerweise mitbekam.

Vorsichtig fuhr sie sich immer wieder mit der Fingerspitze über die blauen Flecken, die sie hier erlitten hatte. Es war eine Erinnerung, an ihre Ungehorsamkeit. Ihr war es immer egal gewesen. Bis jetzt.

Aber es musste sich etwas ändern. Sofort. Sie hielt es hier keine Sekunde mehr aus, in diesem Raum eingesperrt zu sein und die Schreie ihrer Freunde zu hören.

Tag ein ... Tag aus ...

Damit war Schluss.

Ein letztes Mal durchatmend straffte sie die Schultern und ging auf die metallene Tür zu. Sie sammelte ihren ganzen Mut zusammen und schlug so fest sie konnte gegen die Tür.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür von außen aufgerissen wurde. Ein Mann, mittleren Alters stand im Türrahmen und sah auf sie herab, das Gesicht verzerrt vor Wut. In seinem Blick stand der Hass, den er auf sie hatte, doch er sagte kein Wort. Hinter ihm erschien ein weiter Mann, von dem sie wusste, dass er einer von Kanzler Jansons Handlanger war.

»Ihr seid mir etwas schuldig«, begann sie ohne Umschweife. Ihre Stimme war kalt und ruhig, doch gefährlich zugleich.

Beim Klang ihrer Stimme weiteten sich die Augen des ersten Mannes für einen winzigen Moment, bevor sein Blick kurz durch den Raum flog; vermutlich suchte er nach Waffen. Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es in seinem Inneren bereits brodelte und er abwägte, was er tun sollte.

»Wartet ihr darauf, dass ich euch hereinbitte?« Sie legte eine Süße in ihrer Stimme, die tödlich und ihm so fremd war, dass ihn nun doch ein leichtes Zucken verriet. »Wir können das auch gerne draußen besprechen.«

Er spannte seinen Kiefer an, bevor er sich in den Raum schob und den anderen am Kragen packte, um ihn mit sich zu ziehen. Sie pflasterte sich ein falsches Lippen auf die Lippen, als sie einige Meter nach hinten ging, um den beiden Platz zu machen.

FIGHTERS - Flammender Zorn ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt