Wir hatten genau eine einzige Chance. Heute war der Tag, an dem es sich entscheiden würde, ob wir unsere Freunde jemals wieder sehen würden oder ob wir uns einen Plan B zulegen mussten.
Ein halbes Jahr war vergangen, seit WCKD die Immunen mitgenommen und verschleppt hatte. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass ich Alea vor einem halben Jahr das letzte Mal gesehen hatte und das war, als ich sie mit Erik alleine ließ. Ich sagte ihr, sie solle nicht so hart zu Erik sein und ihm vergeben.
Jetzt war Erik tot und Alea nicht mehr bei mir.
In der Zeit, in der ich von ihr getrennt war, hatte sich etwas in mir verändert. Ich spürte den Zorn in mir, der zu einem stetigen Begleiter geworden war, spürte die Angst um Alea, die sich wie eine eiserne Hand um mein Herz geschlossen hatte. Nach außen hin wirkte ich gefasst und zielgerecht, doch in mir tobte ein Sturm aus Gefühlen, die vor nichts und niemanden Halt machten und ich sprach seltener mit meinen Freunden. Die Kälte in meinem Inneren trieb mich voran, hielt mich am Leben.
Mein Hass war überwiegend. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr Janson meinen Engel quälte. Wie sehr sie in diesem halben Jahr leiden musste. Aber ich würde sie retten. Ich hatte ihr einst gesagt, wenn ihr je etwas passieren sollte, so würde ich die Welt niederbrennen, um sie zu retten. Innerlich betete ich zu den Göttern, dass sie nicht aufgab und stark blieb. Es war schon so viel Zeit vergangen und ich war mir nicht mehr sicher, ob sie noch kämpfen konnte.
Ich hielt meine Pistole so fest in der Hand, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Wenn dieser gottverdammte Plan auch nur in kleinster Weise schief ging, dann wars das. Eine Chance, nicht mehr und nicht weniger. Die Immunen wurden heute mit dem Zug in ein neues Quartier gebracht. Da wir weder wussten, wo sich die Endstation befand, noch wussten, wie lange der Zug brauchen würde, um dort hin zu gelangen, waren wir geliefert.
Mein Blick ruhte auf dem Felsen vor mir, hinter dem ich mich zusammen mit Samuel und Chloe versteckt hielt. Pfanne lag unter einer unscheinbaren Tarndecke und wartete auf seinen Einsatz, so, wie wir alle. Harriet war auch hier irgendwo in der Nähe, aber ich hatte vergessen, wo sich ihre Position befand. Etwas weiter von uns entfernt, auf jeden Fall.
Weit und breit war nichts zu hören. Wir wussten nicht, wie lange wir hier schon zusammengekauert saßen oder wie lange wir noch hier sitzen mussten, aber wir brauchten Geduld.
Langsam fühlte ich mich, als würde ich auf heißen Kohlen sitzen und auf das Zeichen warten. Wo blieben Brenda und Jorge, verdammt noch mal!
Mein Herz geriet ins Stolpern, als ich endlich den Motor eines Autos hörte. Kurz darauf folgte das laute Getöse eines Berks. Auf meinem Gesicht bildete sich ein kaltes Lächeln. Na endlich. Jetzt konnte der Spaß losgehen. Ich nickte Samuel und Chloe zu, als ich meine Pistole nachlud. Jetzt durften wir uns bloß keinen Fehler erlauben.
Bremsen quietschten, als der Pick-Up mit einer geschmeidigen Drehung zum Stehen kam. Ich linste über den Stein, erhaschte einen Blick auf Brenda und verschwand wieder in meinem Versteck. Etwa zwanzig Meter von meinem Versteck entfernt landete der Berk. Für den Bruchteil einer Sekunde war es totenstill, nicht einmal die Tiere, die hier lebten, wagten es, sich zu rühren, doch dann kamen lauter uniformierte Wachen aus dem Berk und deuteten mit ihren Waffen auf das Auto vor ihnen.
Sowohl Brenda, als auch Jorge standen nach Aufforderung mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug aus. Wenn man genau hinsah, konnte man das Grinsen auf den Gesichtern sehen, aber vermutlich dachten sich die Wachen nichts dabei.
»Sofort stehenbleiben! Keine Bewegung!«, sagte eine der Wachen und zielte auf Brendas Stirn. Doch keiner der beiden dachte auch nur daran. Sie traten gleichzeitig einen Schritt zurück, die Wachen folgten ihnen nach vorne. »Ich hab gesagt, stehen bleiben, Arschloch!«
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FIGHTERS - Flammender Zorn ✔
FanfictionTRILOGIE | BAND 3 Teresas Verrat hatte tiefe Wunden hinterlassen. Vor einem halben Jahr war es geschehen: Sie nahm Kontakt zu WCKD auf und lotste sie in das sicherer Versteck, in dem sich die Lichter versteckt hielten und sich erholten, von allem, w...